Mannheim. (dpa) Aus Protest gegen steigende Mieten haben Aktivisten ein leerstehendes Haus im Mannheimer Stadtteil Jungbusch zeitweise besetzt und schließlich Gespräche mit der Stadt erreicht. Die Polizei verlangte die Räumung des Hauses, was die Besetzer zunächst ablehnten. Nach mehreren Verhandlungsrunden mit Vertretern der Stadt Mannheim gaben sie das marode Haus dann doch auf. Dennoch sei die Aktion ein Erfolg für den Stadtteil und ihr Anliegen gewesen, sagte der Sprecher der Gruppe, Christopher Lobin.
In dem Bündnis "Wem gehört die Stadt? - Mannheim" arbeiten seinen Angaben zufolge etwa ein Dutzend Aktivisten. Ein Ziel der seit 2013 bestehenden Gruppe sei es, dass in dem Haus bezahlbarer Wohnraum sowie Räume für ein soziokulturelles Zentrum und soziale Initiativen geschaffen werden. Generell gehe es aber darum, ein Zeichen gegen steigende Mieten zu setzen, sagte Lobin am Sonntag auf Anfrage.
Nachdem die Verhandlungen mit der Polizei und Vertretern der Stadt am Samstag zunächst festgefahren waren, hatten sich die Aktivisten schließlich mit dem Ersten Bürgermeister Christian Specht (CDU) geeinigt. Der Dezernent, der auch für den Fachbereich Sicherheit und Ordnung zuständig ist, warnte die Besetzer: das Gebäude sei baufällig und der Aufenthalt darin sei gefährlich. "Es besteht Gefahr für Leib und Leben", hatte zuvor schon ein Sprecher der Stadt gesagt. Aus diesem Grund hätten schon die damaligen Mieter das Haus 2011 verlassen müssen, hieß es.
Die Hausbesetzer zogen ab, nachdem Specht ihnen angeboten hatte, sie könnten ihre Pläne für das sanierungsbedürftige Gebäude mit zuständigen Mitarbeitern am Montag diskutieren und dabei ihre Pläne vorstellen. "Damit sind wir zunächst sehr zufrieden. Zumal uns die Stadt wirklich große Zugeständnisse gemacht hat", sagte Lobin der dpa. Gleichwohl müsse man abwarten, was sich aus den Gesprächen ergebe. Klar sei, dass steigende Mieten in dem Stadtteil und in der gesamten Stadt zunehmend für Ärger sorgten. "Daher werden wir auf alle Fälle weitermachen", kündigte er an.
Grund für die Hausbesetzung war seinen Angaben zufolge, Überlegungen im Mannheimer Rathaus, wonach das Gebäude - es gehört der Stadt - saniert werden soll, um dort ein Gründerzentrum einzurichten. Dass es solche Überlegungen gibt, bestätigte ein Sprecher der Stadt zwar. Beschlossen habe man dies aber mitnichten. Er betonte, man fühle sich dem sozialen Wohnungsbau verpflichtet. Erst im Juni hatte die Stadt einen Plan zur Schaffung preiswerten Wohnraums beschlossen. Das war auch bei den Hausbesetzern angekommen. "Diesem Beschluss müssen nun Taten folgen", forderten sie bei der Aktion in Mannheim.
Update: 6. August 2017, 16.10 Uhr