Die Erweiterungsfläche neben den Skylabs (rechts) soll nun für Wohnungen genutzt werden. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Die Nachfrage nach zusätzlichem Wohnraum in Heidelberg ist ungebrochen. Deshalb hat der Gemeinderat die Verwaltung um eine Prüfung gebeten, auf welchen Baufeldern in der Bahnstadt - die bislang für eine rein gewerbliche Nutzung vorgesehen waren - der Wohnanteil erhöht werden kann. Konkretes Beispiel dafür ist das Baufeld "Z 4" an der Kreuzung Langer Anger und Max-Jarecki-Straße. Statt einer Erweiterung des Campus werden an dieser Stelle Wohnungen entstehen. Über beide Themen informierte die Stadtverwaltung am Dienstag den Bezirksbeirat.
"Wir halten an unserem Ziel fest, dass die Bahnstadt keine Schlafstadt wird", sagte Christoph Czolbe vom Stadtplanungsamt. Trotzdem könnten mit den aktualisierten Plänen bis zu 1500 Bewohner mehr in der Bahnstadt leben, als bislang geplant. Ursprünglich sollten 5000 bis 5500 Menschen eine neue Heimat finden. Zu den Erweiterungsmöglichkeiten zählen zum Beispiel die Baufelder westlich und östlich der Eppelheimer Terrasse, die bislang als Misch- und Sondergebiet ausgewiesen waren. Sie würden die Wohnnutzung südlich des Langen Angers nach Westen fortsetzen. In Frage kämen auch die Flächen der bebauten Grundstücke an der Eppelheimer Straße, die an die Grüne Meile grenzen. Potenzial sieht die Verwaltung hier zwischen Da-Vinci-Straße und Eppelheimer Terrasse sowie in den beiden westlichsten Baufeldern "ED 6" südlich des Bauhauses. Bislang war Wohnen nur im Süden des neuen Stadtteils vorgesehen.
Hinzu kommt das Baufeld "SE 2" westlich des Gadamerplatzes, das ursprünglich als Schulstandort vorgesehen war und nun als Wohnquartier genutzt wird. Die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz GmbH (GGH) baut dort 185 Wohneinheiten. Außerdem soll der Masterplan "Bahnstadt - Campus am Zollhofgarten" geändert werden: Auf dem Baufeld "Z 4" will die Deutsche Wohnwerte in Zusammenarbeit mit dem Grundstückseigentümer, der Max-Jarecki-Stiftung, 160 Wohnungen bauen. Weitere 90 Wohnungen sind im Bereich des Bahnhofsvorplatzes Süd vorgesehen.
"Das Baufeld ,Z 4’ markiert das letzte noch zu bebauende Grundstück des ersten Bauabschnitts. Aufgrund der Nachbarschaft zu den südlich des Langen Angers gelegenen Wohngebieten und der westlich angrenzenden Wohnbebauung des Campus eignet es sich in besonderem Maße zum Wohnen", heißt es in der Verwaltungsvorlage. Die Stiftung wird das Grundstück im Eigentum behalten und es in Erbpacht an die Deutschen Wohnwerte geben. Diese plant eine Blockrandbebauung mit unterschiedlichen Wohnungstypen: Im unteren Teil Wohnungen über zwei Etagen, Etagenwohnungen mit zwei bis vier Zimmern unterschiedlicher Größe und Penthousewohnungen. "Über 70 Prozent der Wohnungen besitzen drei bis fünf Zimmer und eignen sich somit für Familien", heißt es in der Vorlage.
"Ich sehe diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagte Barbara Burwinkel (Freie Wähler). Die Entwicklung sei schön für Familien, aber als Reservefläche für den Campus sei das Baufeld auch sinnvoll gewesen. Der Verzicht auf das Areal als Gewerbefläche sei nur möglich, "weil die Konkurrenz für Gewerbeflächen mit der Konversion in der Stadt größer geworden ist", erklärte Bürgermeister Wolfgang Erichson.
Beim Stadtteilverein Bahnstadt ist man froh über den zusätzlichen Wohnraum: "Familien suchen in der Bahnstadt nach Wohnungen und finden nichts", sagte Vorstandssprecher Dieter Bartmann. Oft sei es nicht möglich, etwa wenn Kinder auf die Welt kämen, innerhalb der Bahnstadt die Wohnung zu wechseln. Deshalb hatte der Verein ein Immobilienangebot für Familien mit drei bis vier Kindern gefordert.