So stark belebt wie seit sechs Wochen nicht war die Hauptstraße am Samstag. Einige trugen bei ihrem Shoppingtrip bereits Gesichtsmasken. Der Souvenirladen (rechts im Foto) macht damit zur Zeit sicher ein gutes Geschäft. Foto: Karin Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg. Ein Hauch des alten Samstagsgefühls in der Heidelberger Altstadt ist zurück: Bei Sonne pur und angenehmen 20 Grad ist die Hauptstraße fast so belebt wie in Normalzeiten. Kein Wunder, ist es doch der erste Samstag seit sechs Wochen, an dem die Läden öffnen dürfen.
Doch während die Hauptstraße gut gefüllt ist, herrscht in den meisten Geschäften noch nicht sonderlich viel Andrang. Viele kommen offenbar nicht zum Shoppen in die Innenstadt, sondern einfach, um mal wieder etwas Normalität zu spüren – und ein Eis zu essen. Die Eisdielen erleben einen Ansturm mit zum Teil langen Schlagen. Und dabei hält sich nicht jeder immer an die Bodenmarkierungen mit den 1,50 Metern Abstand. Es zeigt sich: Die Regeln der Corona-Verordnung werden von manchen nicht mehr ganz so streng eingehalten wie noch vor zwei Wochen.
Die Eisdielen haben wieder offen – und vor vielen bildeten sich Schlangen. Foto: RotheDas Einkaufen in Corona-Zeiten ist gewöhnungsbedürftig. In einigen Geschäften herrscht "Korb-Zwang" – jeder Kunde bekommt am Eingang einen Einkaufskorb in die Hand gedrückt. Und auch wenn die Maskenpflicht erst seit dem heutigen Montag gilt, trägt schon am Samstag rund jeder Dritte in den Geschäften eine Gesichtsvermummung. Einige Einzelhändler versuchen es mit Humor. Ein besonders beliebter Spruch auf Schildern ist dieser: "Sie sind mit Abstand (!) unsere besten Kunden."
Ein Souvenirgeschäft am Anfang der Hauptstraße macht mit einfachen OP-Papiermasken besonders gute Geschäfte. Bei vielen kleinen Läden wie dem Herrenmodegeschäft "Heisel" oder bei "Farbenreich" und "Room Mate" in der Plöck gibt es hochwertige, handgenähte Stoffmasken mit den verschiedensten Mustern – und die sind am Samstag natürlich der Verkaufsschlager.
Bei Straßenmaler Jan Art darf niemand mehr Modell sitzen. Foto: KazStraßenmaler Jan Art sitzt am Samstag wieder in der Hauptstraße – und sorgt auch damit für ein gewisses Heidelberger "Normalgefühl". Doch bei ihm ist noch gar nichts normal: "Bei mir darf niemand mehr Modell sitzen und ich darf auch nicht mehr zur Straße hingewandt malen, weil zu viele Menschen stehen bleiben und mir zuschauen könnten." Noch hat der Künstler aber einige Auftragsarbeiten zu erledigen. Und die arbeitet er, so lange das Wetter mitspielt, nun eben auf der Hauptstraße ab. Und doch sagt er ganz deutlich: Auch wenn am Samstag wieder etwas mehr los ist – so viel wie vor Corona sei es noch lange nicht.
Und wie sieht es in der an Samstagen zumindest abends normalerweise belebtesten Straße Heidelbergs aus? In der Unteren Straße herrscht nun schon wochenlang tote Hose. Alle Kneipen sind zu – und darunter leiden auch die kleinen, dort ansässigen Läden. So etwa der Absinth-Laden "Grüner Engel" von Peter Fuß – trotz Schaufensterpuppe mit Mundschutz. Fuß hat eine treue Stammkundschaft – aber: "Ich habe dennoch nur rund 20 Prozent meiner üblichen Einnahmen."
Nicht besser sieht es in den großen Mode- und Kaufhäusern, die nur einen Teil ihrer Verkaufsfläche – genau 800 Quadratmeter – öffnen dürfen. Waren aus den abgesperrten Bereichen werden gebracht, aber vielen Kunden ist das offenbar noch zu mühselig. Ein paar Verkaufsschlager gibt es aber doch: Bei "Galeria Kaufhof" sind es Haushaltsartikel, Gesellschaftsspiele – und Puzzles.