Universität Heidelberg

Die Unibibliothek ist geöffnet - aber nicht ganz offen

Im Lesesaal der Unibibliothek können Studierende wieder arbeiten - Platzzahl begrenzt - Externen bleibt der Zutritt bisher verwehrt

02.06.2020 UPDATE: 03.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
Die wenigen Plätze sind heiß begehrt: In der Universitätsbibliothek ist der Lesesaal derzeit für maximal 220 Studierende offen. Foto: Philipp Rothe

Von Hans Böhringer

Heidelberg. "Immer offen" ist die Universität Heidelberg laut ihrem Motto "Semper Apertus". Die Universitätsbibliothek (UB) in der Altstadt bot bis zu diesem Frühjahr nicht nur Hunderten Studierenden täglich einen Arbeitsplatz, auch externe Nutzer besuchten den Lesesaal für Recherchen, zum Arbeiten oder einfach, um Zeitung zu lesen.

Doch dann kam Corona und im studentischen Mikrokosmos lief es wie überall: Zuerst waren alle Räumlichkeiten geschlossen, dann wurde nach und nach gelockert, zunächst durfte die Ausleihe am 28. April öffnen, am 4. Mai der Lesesaal, am Dienstag folgte das Multimediazentrum – mit Einschränkungen. Und wie überall müssen momentan ideelle Werte wie Offenheit zurücktreten hinter praktischer Vorsicht. So ist der Lesesaal zwar wieder geöffnet – aber nur für Mitglieder der Universität, und auch für die gelten Einschränkungen: Maximal vier Stunden soll jeder bleiben und maximal 220 dürfen gleichzeitig hinein, was ungefähr einem Fünftel der dort normalerweise verfügbaren Arbeitsplätze entspricht.

Immer Abstand halten, ist drinnen das Gebot. Überall gilt Maskenpflicht, außer an den Sitzplätzen. Klebebandpfeile führen in den Lesesaal. Der sieht aus wie sonst während des Semesters nur an Sonntagabenden. Mit der neuen Obergrenze heißt das: Es ist voll besetzt. Der geräumige, klimatisierte Lesesaal, die weitläufigen Gänge und Treppen, die großen weißen Tische vermitteln den Eindruck von hygienischer Kontrolle. Nirgends ist man unbeobachtet, jeder sitzt streng auf Abstand.

"Der Lockdown", sagt Martin Nissen, "sitzt allen in den Knochen. Und dadurch sind die Studierenden an die Regeln gewöhnt." Nissen ist für die Öffentlichkeitsarbeit der UB zuständig. Er sieht die Situation dort weniger problematisch als im Supermarkt: Es gebe so viel Platz, nur gelegentlich müsse man zurechtweisen. Dennoch laufe die Wiederöffnung langsam, alles müsse genau geprüft und abgestimmt sein mit dem Rektorat.

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Risikokontrolle, erklärt Nissen, sei eine Frage der effektiven Bürokratie. Am Eingang zum Lesesaal kontrolliert eine Mitarbeiterin die Ausweise. Dort ziehen die Studierenden bunte Zettel, ihre Sitzplatzscheine; so ist sichergestellt, dass sich nicht zu viele in einem Stockwerk aufhalten. Die Kapazität sei oft erreicht, meint Nissen, besonders vormittags kämen viele, um in der Bibliothek zu lernen. "Der Druck ist gegeben", sagt er, die Studierenden bräuchten die Lernatmosphäre, die Literatur, das freie W-Lan.

"Weil ich hier besser lerne", begründet eine Economics-Studentin ihren UB-Besuch – das hört man hier oft. "Viermal so produktiv” sei er hier, erklärt ein Student der Zahnmedizin: "Zuhause gibt es zu viel Ablenkung, hier eine Gemeinschaftsarbeit." Das Lernen sei durch die die Maßnahmen nicht negativ beeinflusst, meint er, die Economics-Studentin erklärt sogar: "Es ist jetzt angenehmer, weil weniger los ist."

Gasthörer an der Uni und andere externe Nutzer haben bisher keinen Zutritt zum Lesesaal, die Ausleihe können sie aber weiterhin nutzen. "Der Zugang zu den Beständen hat Priorität", erklärt Nissen, vieles habe man auch online zugänglich gemacht. Die Lernplätze hingegen seien keine "unersetzliche Dienstleistung". Dennoch bedauert er die Beschränkungen: "Die Nutzung durch Externe ist sehr vielfältig gewesen, die sind wesentlich inhomogener als die Studierenden." Wann die UB wieder völlig der Öffentlichkeit zugänglich wird, ist derzeit unklar. Priorität haben bis dahin die Studierenden.

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