Noch steht das Modell des zukünftigen CA-Zimmers auf der IBA-Ausstellung, kommt aber am Freitag auf den Uniplatz. Foto: privat
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Das neue Collegium Academicum (CA) ist zum Greifen nahe: Nicht nur die Baugenehmigung für das selbst verwaltete Wohnheim ist mittlerweile da. Auch mit dem lebensgroßen Modell eines Zimmers kann das Projekt, das schon zum Wintersemester 2019 auf dem Hospitalgelände in Rohrbach entstehen soll, erlebt werden. "Das nimmt jetzt richtig Fahrt auf", freut sich Nicolai Ferchl von der Projektgruppe. 25 junge Berufstätige und Studenten wollen das neue CA in der Tradition des 1978 in der Seminarstraße geräumten Wohnheims auf die Beine stellen und gehen dabei vielfach neue Wege.
Das Team um Ferchl ist gut im Zeitplan, doch ein Meilenstein liegt noch vor ihnen: Das Grundstück fiel nach dem Abzug der Amerikaner an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und muss erst von der Stadt gekauft werden, bevor die Projektgruppe sich mit ihr über einen Preis einigen und es übernehmen kann. Der Schritt ist dringlich, denn ohne Grundbucheintrag gibt es keine Kredite von der Bank. "Wir haben einen ambitionierten Zeitplan, doch wir glauben es ist machbar", erklärt Ferchl, der mit dem Bau im Herbst beginnen möchte.
Gut 14 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Das Bestandsgebäude soll damit umgebaut und dahinter ein Neubau aus Holz errichtet werden, der es in sich hat: "Wir können bis auf die Wände um die Bäder beinahe alle anderen flexibel nutzen", erklärt Ferchl und ergänzt: "Diese Konstruktion ermöglicht eine riesige Flexibilität."
Hans Drexler zeichnet als Architekt verantwortlich für den Holzneubau und wurde bereits mehrfach in internationalen Wettbewerben für seine energieeffiziente Bauweise ausgezeichnet. Das CA soll nämlich mehr sein als ein günstiges Wohnheim. 220 Menschen sollen dort nicht nur mit einer guten Umweltbilanz leben, sondern in einer Gemeinschaft voneinander und miteinander lernen.
Nach dem Vorbild des Mietshäusersyndikats werden die Mieter für eine begrenzte Zeit Miteigentümer und können selbst bestimmen, was mit dem CA geschieht. Ferchl und die Projektgruppe halten die demokratischen Mitbestimmungsrechte bereits von Anfang an auch bei der Planung hoch. Sie sind bei vielen Treffen mit dabei und verfolgen jede Änderung: "Wir versuchen dabei die Nutzerbrille aufzuziehen", erklärt Ferchl und stellt fest: "Dieser Prozess ist fast einzigartig, wirklich sehr besonders."
Auch sonst ist an dem neuen CA wenig "gewöhnlich". Die durch die verschiebbaren Wandelemente flexiblen Dreier- und Viererwohngemeinschaften können beispielsweise in der hauseigenen Werkstatt mit selbst gebauten Möbeln ausgestattet werden. Die Pläne für Bett, Schreibtisch und Regale liegen bereits vor und sollen den Raum optimal nutzbar machen. Normalerweise sind die einzelnen Zimmer je 14 Quadratmeter groß, können aber halbiert werden, um die restliche Fläche dem gemeinsam genutzten Wohnraum zuzuschlagen. Eine Familie könne so auch ein kleines Kinderzimmer einrichten. "Das lässt eine langfristige, dynamische Nutzung zu", freut sich Henrik Eckhardt. So könne auch die ungenutzte Fläche minimiert werden. Ferchl: "Das ist auch wichtig für die Nachhaltigkeit."
Viele Meilensteine hat das Team bereits erreicht. Zuletzt erhielten sie eine Förderung von 2,2 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm "Variowohnen". Mittel der Europäischen Union, die von den Bundesländern verteilt werden, könnten auch bald fließen. "Auch mit den Banken sind wir auf einem guten Weg und sehr konkret", erklärt Ferchl.
Wie die Zimmer im Herbst nächsten Jahres im fertigen Gebäude aussehen werden, können sich Interessierte ab Freitag, 11. Mai, auf dem Uniplatz anhand des "Demonstrators", eines lebensgroßen Modells, anschauen. Derweil gibt es in der Ausstellung der Internationalen Bauausstellung (IBA) im Mark Twain Center, Rheinstraße, Ecke Römerstraße, ein Modell des "neuen" CA.