Unter einem "Sixpack" versteht man gemeinhin einen durchtrainierten Bauch. Und den haben die Jungs von "Sixx Paxx" in der Tat - was in der Stadthalle niemandem entgehen konnte. Foto: Rothe
Von Karla Sommer
Heidelberg. Wieso hat "mann" eigentlich die tollsten Klamotten an, wenn man sie dauernd ausziehen, ja sogar zerreißen muss? Das würde sich wahrscheinlich die Oma aus Kirchheim fragen, hätte sie die "Sixx Paxx"-Männer auf der Bühne in der Stadthalle erlebt. Doch das überwiegend junge, weibliche Publikum hatte am Dienstagabend eine plausible Antwort: "Geil" kreischten die Mädels, die gekommen waren, um festes "Frischfleisch" zu sehen und im günstigsten Fall hautnah zu erleben. Und in der Tat, so war es, interpretiert man die nackten Hintern und die, um es mild auszudrücken, lasziven Bewegungen der Boys richtig, denen "frau" aber einen durch intensives "Buildung" edel geformten Body nicht absprechen konnte. Und was man damit alles machen kann! Das brachte den gut gefüllten Zuschauerraum, in dem sich höchstens drei Männer verloren, zum Brodeln.
Und wenn dann noch die Halbnackten von der Bühne hopsten, stieg die Stimmung ins Unermessliche, denn jetzt ging’s ans Eingemachte. Während sich die Oma in die hinterste Ecke verdrückt hätte, zeigten sich die "Sixx Paxx"-Fans überwiegend entgegenkommend, wenn die Jungs begannen, auf ihnen herumzuturnen. Das setzte sich dann, eingebunden in eine getanzte oder gespielte Performance, auf der Bühne fort, denn ohne weibliche Assistentin sehen die männlichen Beckenbodenübungen schon sehr komisch aus. Und so holte man als Rocker, Feuerwehrmann oder Regenmantelträger die eine oder andere "Braut" nach oben, um sich unter Gejohle in allen möglichen Stellungen sehr nahe zu kommen.
Es sei noch einmal die Oma aus Kirchheim in den Saal gesetzt. Die wäre neben ihrem schon vorhandenen Hörschaden spätestens um 22 Uhr mit einem Tinnitus, nicht zuletzt auch wegen der dröhnenden Bässe, in ihr Seniorenheim zurückgekehrt und hätte die singenden, tanzenden und akrobatischen Jungs in ihren weiteren Rollen als Westernhelden oder Matrosen nicht mehr erleben können. Ganz abgesehen von dem sich duschenden Sixpacker, der sehr lange - für manches kreischende Mädel zu lange - brauchte, bis er sich von seiner Hose trennte. Na, das war ein Hallo, als nur ein kleiner Stofffetzen auf gekonnte Weise seine letzten Zentimeter verhüllte. Wie auch Hüte und Hände dafür sorgten, dass die Show jugendfrei blieb.
Jugendfrei? Na, nicht ganz. Denn sogar mit wenig Phantasie war das bunte Treiben ziemlich eindeutig. Was aber, gemessen am Lautstärkepegel der kreischenden und sichtlich befriedigten Mädels, äußerst gut ankam. Und als dann noch Sänger Marc Terenzi, bekannt als Ex von Sarah Connor und RTL-Dschungelkönig, sich das Hemd aufriss - die Hose blieb aber an - kannte das Publikum kein Halten mehr. Darunter Heike und Ramona, die ihrer Freundin Tina zum 40. Geburtstag dieses Erlebnis geschenkt hatten. Die zeigte sich begeistert von dem Können der Kerle und wäre gern zu ihnen auf die Bühne gestiegen, um, wie sie flüsterte, "sie nur mal anfassen" zu wollen. Ob das geklappt hat, konnte die Oma aus Kirchheim nicht mehr erleben. Sie musste ja kurz vor dem Ende der Show zurück ins Seniorenheim.