Maria-Theresa Licka und Mario Schweikert haben eine App entwickelt, die Rebkrankheiten bestimmen kann. Der Nutzer macht ein Bild von einem kranken Blatt, die App gibt dann Rückmeldung, um welche Blattkrankheit es sich handelt. Foto: Jannik Wilk
Von Jannik Wilk
Heidelberg. Sie sind 17 Jahre alt, gehen noch zur Schule und fiebern gerade dem 14. November entgegen. Die Heidelbergerin Maria-Theresa Licka und der Neustädter Mario Schweikert haben es ins Finale des Bundeswettbewerbs für Künstliche Intelligenz geschafft – mit einer App, die Blattkrankheiten an Weinreben – wie Grauschimmel oder Mehltau – bestimmen kann. Der Schülerwettbewerb wird jährlich vom "Kompetenzzentrum Maschinelles Lernen" der Universität Tübingen ausgeschrieben. Das Finale wird am kommenden Samstag live auf dem Youtube-Kanal des Bundeswettbewerbs Künstliche Intelligenz übertragen.
Was auf den ersten Blick wie ein Nischenthema aussieht, hat große Bedeutung – besonders für die Region Rhein-Neckar. "Auf die Idee kamen wir, weil unsere Heimat von Wein geprägt ist. In Gesprächen mit Winzern wurden uns die Probleme mit Rebkrankheiten bewusst", berichtet Schweikert im Videotelefonat. Tritt eine Rebkrankheit auf und verbreitet sich großflächig, helfe zur Rettung des Weins oft nur noch der Einsatz von Pestiziden. Jährlich würden an Deutschlands Weinbergen rund dreitausend Tonnen chemischer Wirkstoff verbraucht. Das belaste nicht nur Flora und Fauna, sondern sei auch im Wein nachzuweisen. Außerdem hat das Projekt der Schüler eine wirtschaftliche Komponente: 305 Millionen Euro betrug der Exportwert deutschen Weines im vergangenen Jahr.
Wie aber wollen Licka und Schweikert die Winzer vor Rebkrankheiten und Pestiziden auf ihren Weinbergen bewahren? "Unsere App wird auf einem Smartphone installiert, und der Nutzer macht ein Bild von einem kranken Blatt. Die App gibt dann Rückmeldung, um welche Blattkrankheit es sich handelt", erklären sie. Die App sende zudem den Standort, die Uhrzeit und die festgestellte Blattkrankheit an einen Server: "So können wir lokale Ausbreitungen von Blattkrankheiten frühzeitig erkennen und auf einer Karte anzeigen. Die Winzer werden damit frühzeitig gewarnt, wenn es zu einem verstärkten Schädlingsbefall kommt." Weinbauern könnten dadurch rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen, und schließlich einen großflächigen Einsatz von Pestiziden verhindern.
Um diese automatisierte Künstliche Intelligenz (KI) zu programmieren, war viel Aufwand nötig. Im Frühjahr begannen die Schüler, Fotos von kranken Weinblättern aufzunehmen. Anschließend klassifizierten sie die Bilder mithilfe von Experten. Mittlerweile ist die Sammlung auf 5000 Aufnahmen gestiegen. "Diese Bilder sind die Grundlage unserer KI", erklärt Maria-Theresa Licka. Gefüttert mit diesen Daten bringe es die App bei der Bestimmung der Krankheit auf eine Genauigkeit von 92 Prozent.
Die Heidelbergerin Licka, Schülerin der Elisabeth-von-Thadden-Schule, und der Neustädter Schweikert setzten sich mit ihrer Idee gegen fast 150 Konkurrenzprojekte durch. Übrig sind zehn Finalisten. Wollen sie den Bundeswettbewerb für Künstliche Intelligenz gewinnen, müssen Licka und Schweikert einen sogenannten "Hackathon" meistern, bei dem sie innerhalb von acht Stunden ein Konzept und einen Prototyp für ein noch unbekanntes Thema vorzulegen haben. Und sie müssen im digitalen Finale vor einer illustren Jury bestehen: Wissenschaftler, Journalisten und Astronauten werden sie beurteilen. Das bekannteste Gesicht ist dabei Fernsehmoderator und Physiker Ranga Yogeshwar.