Stammzellen-Spende

Heidelberger Studentin sucht Lebensretter

Die 24-jährige Carolin erkrankte vor ihrem Auslandsaufenthalt an Blutkrebs. Nun braucht sie dringend eine Stammzellenspende.

21.07.2021 UPDATE: 22.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden
Sie bangen um ihre gemeinsame Zukunft: Filippos und Carolin. Foto: DKMS

Von Hannah Reinhard

Heidelberg. Ihre Koffer waren schon gepackt. Im August sollte es für die Studierenden Carolin und Filippos zusammen für ein Jahr nach Irland gehen. Für die 24-jährige Carolin stand erst ein Auslandssemester und danach ein Praktikum in Dublin an, für den 23-jährigen Filippos ein Master in Archäologie. Die beiden sind seit drei Jahren ein Paar und wohnen zusammen in Heidelberg. Das Auslandsstudium in Irland war nur einer von vielen Plänen. Doch schon die Vorbereitungen wurden erschwert: Seit Mai litt Carolin an Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und geschwollenen Mandeln. Als sie auch noch vergrößerte Lymphknoten an Hals und Hinterkopf entdeckte, schickte ihr besorgter Arzt eine Blutprobe ins Labor. Bis der Befund die 24-Jährige erreichen konnte, waren ihre Schmerzen aber schon so stark, dass sie in die Notaufnahme musste. Dann kam die niederschmetternde Diagnose: Carolin hat Blutkrebs. Jetzt braucht sie dringend einen Stammzellenspender.

Hintergrund

> Wie es funktioniert: Stammzellspende – bei diesem Wort denken viele an Operationen, bei denen Knochenmark entnommen wird. Aber heutzutage finden die meisten Stammzellspenden über eine risikoarme Blutentnahme statt. Für Leukämiepatienten ist das oft die letzte

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> Wie es funktioniert: Stammzellspende – bei diesem Wort denken viele an Operationen, bei denen Knochenmark entnommen wird. Aber heutzutage finden die meisten Stammzellspenden über eine risikoarme Blutentnahme statt. Für Leukämiepatienten ist das oft die letzte Hoffnung.

> Vorbereitung: Der Spender muss sich einige Tage vor der Prozedur regelmäßig ein Mittel zuführen, das die Produktion von Stammzellen im Blutkreislauf ankurbelt. Danach wird ihm in einer spezialisierten Klinik bei der sogenannten "Aufreinigung" Blut entnommen und durch eine Maschine geführt. Die filtert Stammzellen heraus, das restliche Blut wird zurückgeführt.

> Wer spenden kann: Als Spender kommen alle Erwachsenen mit einem Körpergewicht von mehr als 50 Kilogramm infrage. Viel älter als 60 Jahre sollten sie nicht sein. Jüngere Spender sind optimal, um die Risiken zu minimieren. Vor der Spende findet eine aufwendige Voruntersuchung statt, um den gesundheitlichen Zustand der möglichen Spender zu ermitteln. Nur wer in möglichst guter körperlicher Verfassung ist, kann spenden.

> Mehr Infos gibt es bei der Deutschen Knochenmark-Spender-Datei DKMS unter www.dkms.de. böh

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"Im ersten Moment war ich einfach nur fassungslos", berichtet Filippos der RNZ. "Ein paar Tage nach der Diagnose hat mich meine Familie gefragt, was wir jetzt wegen unserer Wohnung in Heidelberg machen. Die hatten wir schon gekündigt. Aber ich war mit meinen Gedanken noch nicht so weit, mich darum kümmern zu können." Auch Carolin war zunächst nur geschockt: "Ich dachte, es müsse sich um einen Fehler handeln. Das Ganze war vollkommen unwirklich." Mittlerweile sind sich die beiden aber sicher, dass sie Carolins Krankheit gemeinsam überstehen werden.

Ihre erste Chemotherapie hat Carolin schon hinter sich. Ende Juli soll sie nun zur Vorbereitung der Stammzelltransplantation ins Universitätsklinikum, eine Woche später könnte diese dann starten. Bis dahin muss aber noch ein passender Spender gefunden werden. Erst vor einigen Tagen hat das junge Paar erfahren, dass Carolins Bruder als Spender nicht infrage kommt. Jetzt heißt es also: warten.

"Momentan belastet uns vor allem diese Ungewissheit", so Filippos. Carolin brauche im Alltag häufig seine Unterstützung, auch mental. Ihr Studium des Internationalen Personalmanagements in Ludwigshafen liege momentan auf Eis. "Ich versuche immer, sie aufzumuntern", berichtet der 23-Jährige. Schließlich wollen sie positiv bleiben, um Carolins Krankheit "Schritt für Schritt" zu besiegen. Während sie auf einen Spender warten, fühlen sie sich aber "ein wenig im Dunkeln gelassen". Die Informationen der behandelnden Ärzte blieben "eher oberflächlich", das Warten auf einen Spender, ohne selbst etwas tun zu können, falle ihnen schwer.

Deshalb rufen Carolin und Filippos nun aktiv dazu auf, sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS, siehe Hintergrund) als potenzieller Stammzellspender zu registrieren. So könne nicht nur Carolin, sondern auch weiteren Betroffenen, geholfen werden. Das ist für Filippos besonders wichtig. Bevor er diesen "Schicksalsschlag" selbst erlebte, habe er sich in die Sorgen und Ängste von Betroffenen nicht hineinversetzen können. Jetzt ist das natürlich anders. Er erklärt, dass die Anschriften potenzieller Spender in der DKMS-Datei nicht immer aktuell seien. "Betroffene müssen teilweise Monate warten, bis ein passender Spender gefunden und dann nachverfolgt werden kann." Deshalb hofft er, dass der Aufruf zur Stammzellspenderregistrierung für alle Menschen mit Blutkrebs eine große Hilfe sein kann.

Carolin hat noch einiges vor im Leben. Sie will reisen, verschiedene Kulturen kennenlernen und Kinder bekommen. Zuerst einmal will sie aber auch ihr Studium beenden. Falls sich bis zum 30. Juli ein Spender findet, plant sie, im Frühjahr 2022 wieder voll in das Semester einzusteigen.


Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS setzt sich für die Versorgung von an Blutkrebs erkrankten Menschen mit Stammzellspenden ein. Gegründet wurde die gemeinnützige Organisation 1991 von Peter Harf und Gerhard Ehninger. Harfs Ehefrau war selbst an Blutkrebs erkrankt. Außer in Deutschland ist die DKMS in den USA, Polen, Großbritannien, Chile, Indien und Südafrika aktiv. Weltweit sind über 10,5 Millionen Spender registriert. Die Vermittlung von Stammzellspenden war bereits über 91.000 Mal erfolgreich.

Wer Stammzellen spenden möchte, gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich unter www.dkms.de/carolin ein Registrierungsset bestellen. Dann nimmt man zu Hause einen Abstrich von der Wange, den man dann zügig an die DKMS zurückschickt. Nachdem die Gewebemerkmale im Labor bestimmt wurden, stehen Spender für den weltweiten Suchlauf zur Verfügung. Für die potenziellen Spender ist das kostenlos. Da für die DKMS jedoch jeweils Kosten in Höhe von 35 Euro entstehen, ist sie auf Geldspenden angewiesen.

Mehr Infos dazu unter: www.dkms.de/aktiv-werden/geld-spenden

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