"Paul Award"

Heidelberger Schüler erfindet die "TemperatUHR"

Nie mehr auf kochendes Wasser warten - Paul Goldschmidt gewinnt den "Paul Award" - Nach dem Abi nach Stanford?

05.12.2020 UPDATE: 09.12.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Paul Goldschmidt mit seiner „TemperatUHR“: Die kleine Box mit Temperatursensor benachrichtigt das Smartphone, sobald das Wasser im Topf die gewünschte Temperatur erreicht hat. Für diese Erfindung wurde der 18-jährige Heidelberger mit dem „Paul Award“ ausgezeichnet. Foto: Hentschel

Von Joris Ufer

Heidelberg. Drei junge Techniktalente hat der Fachverband für Design, Leiterplatten- und Elektronikfertigung (FED) in diesem Jahr mit dem "Paul Award" ausgezeichnet. Den ersten Platz gewann ein Heidelberger: der 18-jährige Paul Goldschmidt, der die Carl-Bosch-Schule besucht. Zur Temperaturüberwachung von Flüssigkeiten hat er die "TemperatUHR" entwickelt. Der smarte Helfer für die heimische Küche war allerdings nicht die erste Erfindung des technikaffinen Wieblingers.

"Ich hätte erwartet, den Namen schon einmal gehört zu haben", sagt Paul Goldschmidt. Dennoch sei ihm sein Namensvetter, der österreichische Ingenieur Paul Eisler, erst durch den nach ihm benannten "Paul Award" zu Ohren gekommen. Eisler entwickelte in den Dreißigerjahren die Leiterplatte, einen Träger für elektronische Bauteile, der heute in beinahe jedem technischen Gerät steckt. Bekannt wurde er durch seine epochemachende Erfindung trotzdem nicht. In den Vierzigern griff das US-Militär die Pläne für militärische Zwecke auf und führte sie zur Serienreife. Eislers Patentansprüche auf die Leiterplatte wurden erst 1971 anerkannt. "Wir würden nicht einen Tag ohne seine Erfindung auskommen", erklärt Paul Goldschmidt.

Weniger revolutionär, aber ebenso nützlich ist die "TemperatUHR", die Paul Goldschmidt entwickelt hat. "Stell dir vor, du hast eine alte Heizkochplatte und du willst zum Beispiel Nudeln machen", erläutert der Erfinder. "Bei diesen alten, gusseisernen Kochplatten braucht es dann acht oder neun Minuten, bis das Wasser kocht." Das habe ihn schon immer gestört und da es die Aufgabenstellung des Wettbewerbs gewesen sei, eine Smart-Home-Lösung zu entwickeln, habe er eine kleine Box mit Temperatursensor gebaut, den man einfach in eine Flüssigkeit stecken könne. Das Besondere: Schon kurz bevor die gewünschte Temperatur erreicht ist, erhält man eine Benachrichtigung auf das Smartphone. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Energie und wurde vom Fachverband mit dem ersten Platz bedacht.

Die erfinderische Karriere des 18-Jährigen begann aber schon viel früher. "Tatsächlich bin ich schon immer sehr neugierig gewesen, nicht nur in Bezug auf Technik", erinnert er sich. Zum ersten Mal selbst etwas gebaut habe er mit neun Jahren. Für ein Videospiel, das er cool gefunden habe, habe man ständig digitale Währung sammeln müssen, indem man an eine bestimmte Stelle drückte. "Dann habe ich halt einen kleinen Roboter aus Teilen von Fischertechnik gebaut, der um die 2000-mal am Tag da drauf getippt hat, um die maximale Anzahl zu bekommen", sagt er. Als Dreizehnjähriger gewann er einen anderen Technik-Wettbewerb mit einem System zur effizienteren Steuerung von Ampeln im städtischen Raum. Die meisten seiner Fertigkeiten habe er sich im Internet und durch Ausprobieren komplett eigenständig angeeignet.

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Noch ein Jahr wird Paul Goldschmidt an der Carl-Bosch-Schule die Schulbank drücken. Danach will er hinaus in die Welt. Ein Studium des Elektroingenieurwesens wünsche er sich, am besten im Ausland. Die kalifornische Universität Stanford sei so ein Traum von ihm. Dafür wolle er auch das Preisgeld nutzen, mit dem der "Paul Award" dotiert war. Das große Geld reize ihn aber ohnehin nicht. "Ich will die Welt verbessern und etwas bewegen", betont er. Der Klimawandel sei ihm zum Beispiel sehr wichtig. Auch für seine "TemperatUHR" hat er beschlossen, sie nicht kommerziell zu nutzen. Die bewusst einfach gehaltenen Pläne und eine Anleitung zum Nachbauen sind frei im Internet verfügbar – obwohl die Idee auch für "Die Höhle der Löwen" geeignet gewesen wäre, wie er schmunzelnd hinzufügt.

Info: Link zum Nachbauen des Senders https://github.com/PaulGoldschmidt/temperatUHR.

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