Archie „Stretch“ Stevenson. Foto: pr
Heidelberg. (wit) Seine musikalischen Auftritte in der Region und in seiner Wahlheimat Heidelberg sind unvergessen – ganz besonders die mitreißenden Konzerte, die er mit seiner Band "After the Storm" beim "Ball der Vampire" in der Stadthalle gab. Als Trompeter und Bandleader gab er dabei den Ton an und führte die eigene Gruppe und das Publikum durch ein Potpourri der Soul-Musik. Jetzt ist Archie "Stretch" Stevenson im Alter von 73 Jahren gestorben.
Die Musik war sein Leben – und das nicht erst, seitdem er Ende der Sechzigerjahre mit der US-Armee von Alabama nach Deutschland kam. Zunächst stieß er als Trompeter zur US Army Band und wurde später deren Adjutant verschiedener Sektionen. Nach Stationen in Worms und Berlin kam er 1980 nach Heidelberg, wo er nicht nur in der Musikszene bekannt wurde, viele Freunde fand und seit seiner zweiten Heirat im Jahr 2000 mit seiner Frau Ulla in Rohrbach lebte. Zur US Army war Stevenson, den aufgrund seiner Körpergröße von 1,98 Metern alle nur "Stretch" nannten, nach einem Musikstudium gestoßen, um als Musiker die Welt zu sehen, wie er einmal sagte. Mit dem Ensemble reiste er die ersten Jahre permanent umher, lernte fremde Länder und Kulturen kennen, lebte ein Jahr lang in Südkorea und längere Zeit in Panama, von wo aus er nach Heidelberg kam.
Hier gründete er in den 80er Jahren die Band "After the Storm", die ihn einem breiten Publikum bekannt machen sollte. Dabei glänzte er nicht nur als Trompeter, sondern auch durch sein oft eigenwilliges und markantes Kornett-Spiel. Mit regionalen Musikern stand er immer wieder mal auf der Bühne – unter anderem auch im Cave 54, wo er Stammgast war. Nach der Auflösung von "After the Storm" wurde es zuletzt stiller um "Stretch", der die letzten Jahre krankheitsbedingt nicht mehr Trompete spielen konnte. Seine Frau Ulla beschreibt ihn als einen positiv denkenden Menschen, der stets betont habe, dass er ein schönes Leben gehabt habe. Bestürzt über seinen Tod zeigte sich auch Musiker Freddy Wonder. "Stretch war ein wundervoller Musiker, Bandleader und überhaupt ein wunderbarer Mensch." Ähnlich drückte es Produzent und Musiker Klaus Gassmann aus, für den der Verstorbene "ein ausgesprochen liebenswerter Mensch und ein absoluter Experte des Old School Soul und des Rhythm and Blues" war. Als solcher hinterlasse Stretch Stevenson eine nicht zu schließende Lücke in der Musikszene der Metropolregion und darüber hinaus.