Der Neckarbogen mit dem Neuenheimer Feld. Foto: Eisnecker
Heidelberg. (hob) Überraschungsmomente gab es bisher selten im Masterplanprozess Neuenheimer Feld. Einer davon war, dass das Büro Astoc den Heidelbergern im Großen Hörsaal der Chemie seinen ersten Entwurf präsentierte. Um Platz zu schaffen im Campus, sollte gleich der ganze Zoo in den Heidelberger Süden verlegt werden. Ein Raunen ging damals durch das Publikum. Inzwischen will Astoc den Zoo im "Feld" belassen. Alles andere sei nicht finanzierbar. Trotz dieses Hin und Hers spricht sich Zoodirektor Klaus Wünnemann nun, eine Woche vor der Entscheidung im Gemeinderat, dafür aus, dass mit dem Büro Astoc und nicht mit der Konkurrentin Kerstin Höger weitergeplant werden soll.
"Wir appellieren an den Gemeinderat, die Sicherung der Zukunft des Zoos in die weitere Aufgabenstellung der Planungsbüros aufzunehmen", schreibt Wünnemann. Bislang sei es im Masterplanprozess vor allem um eine mögliche Bebauung des Hühnersteins gegangen. Während Astoc aber von Anfang an dem Zoo eine Zukunft zubilligen wollte, habe Höger in ihrem ersten Entwurf den Tiergarten für obsolet erklärt. Dabei seien Zoos – so eine repräsentative Forsa-Umfrage – für 82 Prozent der Bevölkerung sehr wichtig. Im aktuellen Entwurf erhalte Astoc das Areal des Zoos und schaffe klar definierte Zugänge zum Neckar. Höger sehe hingegen massive Eingriffe vor.
"Das Eingangsgebäude mit Parkhaus wird durch ein Hochhaus ersetzt, die auf dem Erweiterungsgelände des Zoos geplante Savannenanlage wird in das traditionelle Zoogelände verschoben, wofür andere Gehege weichen müssten", ärgert sich Wünnemann. Besonders dramatisch wäre die Idee, die Fläche des Zoos direkt östlich des Großen Affenhauses zu kappen und das Erweiterungsgelände als frei zugänglichen Schaubauernhof zu nutzen. "Die Umsetzung der vorliegenden Pläne aus dem Büro Höger wäre fatal für den Zoo. Eine zukunftsfähige Entwicklung ist mit diesem Entwurf nicht möglich", ist sich Wünnemann sicher.
Greenpeace für Kerstin Höger
Zur Rush-Hour seien die Straßen im Neuenheimer Feld leer. Radler und Fußgänger prägten das Bild. Viele Mitarbeiter seien im Homeoffice, Parkhäuser stünden ungenutzt in der Gegend als "Mahnmale einer betongewordenen verfehlten Zielsetzung in der Verkehrspolitik". Mit dieser Schilderung beginnt Greenpeace Mannheim-Heidelberg seine Stellungnahme zum Masterplanprozess Neuenheimer Feld, in der sich die Organisation klar zugunsten des Entwurfs von Kerstin Höger ausspricht. Angesichts des ausgerufenen Klimanotstands und absehbaren Veränderungen in der Arbeitswelt dürfe man nicht die städtebauliche und verkehrspolitische Entwicklung der letzten Jahrzehnte fortschreiben.
"Höger lässt als einziges Büro die so wertvolle Fläche des Hühnersteins unangetastet, plant einen Campus-Straßenbahn-Ring, der für die Lösung des Verkehrsproblems unerlässlich ist, und kommt ohne die ökologisch fatale fünfte Neckarquerung und den Nordzubringer aus", sagt Martin Bösel von Greenpeace. Dies erreiche das Büro mit einer konsequenten Bewirtschaftung und Reduzierung des Parkraums. Höger habe daher auch in der Bürgerbeteiligung am besten abgeschnitten.