Mark Twain Village

Wie Heidelberg günstige Wohnungen schafft

Ehrgeiziges Konzept wird umgesetzt - 70 Prozent der Einheiten sollen im bezahlbaren Segment liegen

22.03.2018 UPDATE: 04.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Mark-Twain-Village. Foto: Katzenberger-Ruf

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Heidelberg braucht bezahlbare Wohnungen, darüber sind sich alle einig. In Mark Twain Village (MTV) in der Südstadt soll das verwirklicht werden. Wo früher Angehörige der US-Armee und ihre Familien lebten, wird derzeit ein ehrgeiziges Konzept umgesetzt. Aus ehemals rund 650 Wohneinheiten sollen 1300 werden, 70 Prozent davon im günstigen Bereich in Miete oder Eigentum. In der jüngsten Sitzung des Konversionsausschusses wurden die Stadträte über den Stand der Umsetzung des wohnungspolitischen Konzepts informiert. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wer entwickelt die Flächen in MTV? Die "MTV Bauen und Wohnen GmbH", ein Zusammenschluss aus der städtischen Wohnungsgesellschaft GGH, den Baugenossenschaften Familienheim und Neu-Heidelberg sowie der Heidelberger Volksbank und der Volksbank Kurpfalz. Die GmbH hat 15 Hektar große Flächen von der Stadt gekauft und sich zur Umsetzung des Wohnkonzeptes verpflichtet. Sie will in Mark Twain Village etwa 352 Millionen Euro investieren.

Wie sieht das wohnungspolitische Konzept aus? 40 Prozent der Wohnungen werden günstig zur Miete vergeben (unter acht Euro pro Quadratmeter kalt), ein Drittel davon kostet sogar nur 5,50 Euro. 30 Prozent werden an "Schwellenhaushalte" verkauft, weitere 30 Prozent gehen auf den freien Markt.

Wer kommt bei den günstigen Wohnungen zu Zug? Grundlage für die Anmietung oder den Kauf sind die Einkommensgrenzen des "Landeswohnraumförderprogramms". Bei einem Vier-Personen-Haushalt wäre das zum Beispiel ein Jahresbruttoeinkommen von nicht mehr als 65.000 Euro (Miete) oder 75.000 Euro (Kauf). Alle neu gebauten Mietwohnungen in diesem Segment, rund 375, werden vom Land gefördert und nur an Personen mit Wohnberechtigungsschein vergeben. Wer eine Wohnung kauft, muss mindestens zehn Jahre lang selbst darin wohnen. Vorher darf nur an Personen weiterveräußert oder vermietet werden, die ebenfalls die Einkommensgrenzen erfüllen.

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Wie lange gilt die Mietbindung bei den geförderten Wohnungen? Bei Mietobjekten sind es 25 Jahre, bei Bestandsgebäuden 20 Jahre. "Dann kommen die Gebäude aus den 1950er Jahren langsam ans Ende ihrer Lebensdauer", erklärte Ronald Odehnal, der Geschäftsführer der MTV Bauen und Wohnen, im Ausschuss.

Werden auch gemeinschaftliche Wohnprojekte berücksichtigt? Die MTV Bauen und Wohnen hat sich grundsätzlich mit dem Verein "Communale" geeinigt und würde ihm auf einem Baufeld in MTV-Nord 24 Wohnungen zur Verfügung stellen. Da bei einem solchen Wohnprojekt die Landesförderung nicht greift, muss es teilweise frei finanziert werden. Und wer als "Communale"-Mitglied die Fördervoraussetzungen nicht erfüllt, muss eine marktübliche Miete zahlen. Trotzdem sollen die Einheiten dem Segment "günstiger Wohnraum" zugeschlagen werden.

Wie ist der Zeitplan? Entlang der Kirschgartenstraße ist die Sanierung von Bestandsgebäuden bereits beendet, die 84 Wohnungen sind vermietet. In zwei Häusern entlang der Römerstraße wohnen Studenten, in einem weiteren Auszubildende. Ein Bau wird noch renoviert, dort entstehen Büroräume und eine Kita. Nördlich der Rheinstraße wird gegenüber der Chapel bereits der Nahversorger mit Pflegewohnheim gebaut, die weiteren Baufelder werden nach und nach bearbeitet. Erste Wohnungen sollen ab dem vierten Quartal 2019 bezugsfertig sein, Vermietungsstart ist voraussichtlich im zweiten Quartal 2019.

Kann ich mich schon vormerken lassen? Die Vermietungen übernimmt die GGH, Bewerbungen sind jetzt schon auf www.ggh-heidelberg.de möglich. Weitere Infos gibt es auch auf www.mtv-hd.de.

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