Lebenshilfe Heidelberg

Erstmals wurde ein Betroffener in den Aufsichtsrat gewählt

Die Lebenshilfe Heidelberg hat einen neuen Aufsichtsrat - Michael Mauter wurde einstimmig gewählt

10.01.2020 UPDATE: 13.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten
Sie wurden neu in den Aufsichtsrat der Lebenshilfe Heidelberg e.V. gewählt: Hanna Rothkirch, Michael Mauter und Sabine Heim (von links). Foto: mio

Von Marion Gottlob

Heidelberg. Für das Trio war es ein tolles Gefühl: Sabine Heim, Hanna Rothkirch und Michael Mauter wurden in den Aufsichtsrat der Lebenshilfe Heidelberg gewählt – für die zwei Frauen und den Mann war es das erste Mal, dass sie in dieses Gremium aufgenommen wurden. Ein weiteres Novum: Erstmals in der fast 60 Jahre alten Geschichte des Vereins von und für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung wurde mit Michael Mauter ein Betroffener um die Kandidatur gebeten und anschließend einstimmig gewählt: "Das ist für mich eine Chance mitzumachen."

Im Jahr 1961 gründeten betroffene Eltern die Lebenshilfe als gemeinnützigen Verein. Aus der Initiative ist eine große Einrichtung geworden. Mit der Zusammensetzung des neuen Aufsichtsrats kehrt die Lebenshilfe ein Stück weit zu ihren Anfängen zurück und betont den Gedanken der Inklusion, also Betroffene in die Struktur einzubeziehen.

Der Aufsichtsrat hat acht Mitglieder, die für vier Jahre gewählt werden. Die Satzung schreibt dazu: "Der Aufsichtsrat bestimmt die Richtung des Vereins. Er überwacht und berät den (hauptberuflichen) Vorstand." Der Aufsichtsrat trifft sich alle ein bis zwei Monate, um über wichtige Belange der Organisation zu entscheiden – von der Umsetzung von Inklusion über Finanzen bis hin zu Bauvorhaben.

Aber, ganz so neu sind die Neulinge nicht. Michael Mauter (50) hat schon in anderen Gremien mitgearbeitet. Er leidet unter einer schweren Erkrankung der Nieren. Nach dem Besuch der Sonderschule wirkte er an einer Berufsbildungsmaßnahme mit und holte dann aus eigener Kraft den Abschluss der Hauptschule nach. Der Mitarbeiter in den Werkstätten der Lebenshilfe war 20 Jahre lang im Werkstattrat aktiv und sammelte kostbare Erfahrungen. Auf die Arbeit im Aufsichtsrat ist er neugierig: "Das ist für mich dennoch Neuland."

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Auch Sabine Heim (54) ist gespannt auf die Herausforderung. Die Gartenbauingenieurin hat drei Kinder. Die jüngste Tochter Julia (15) mit Down-Syndrom besucht die neunte Klasse. Ihre Mutter findet viele lobende Worte für die Infrastruktur für Menschen mit Behinderung, speziell in Heidelberg: Dank der Lebenshilfe ist Julia in die Gemeinschaft mit gleichaltrigen Kindern und Jugendlichen integriert, in der Freizeit nimmt sie an Reisen und anderen Angeboten teil. Sabine Heim möchte auf Themen von behinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen achten: "Welche Möglichkeiten gibt es nach der Schule – in der Berufswelt oder im Alltag?"

Hanna Rothkirch (57) hat Sozialpädagogik studiert und arbeitet beim Internationalen Bund im Bildungszentrum Heidelberg. Tochter Celina (17) hat das Down-Syndrom. Ihre Mutter sagt mit einem Lächeln: "Wir sind sehr glücklich mit ihr." Das hat vielleicht etwas mit der Heidelberger Infrastruktur zu tun, die auch von Hanna Rothkirch gute Noten erhält: "Nach der Geburt mussten wir uns erst einmal orientieren. Wir wurden gut beraten." Wie Sabine Heim war sie im Elternbeirat und ist im Freundeskreis der Schule aktiv. Nun möchte auch sie das Augenmerk auf das Leben von behinderten Menschen nach der Schule lenken: "Welche Wohnformen könnte es geben? Welche Möglichkeiten der Arbeit?" Sie betont: "Ich finde es schön, wenn ich das Team bereichern und die Arbeit mitgestalten kann."

Die Lebenshilfe hat verschiedene Angebote und Dienste: Dazu gehören die Kindergärten Pusteblume für Kinder mit und ohne Behinderung, die Heidelberger Werkstätten, Wohnhäuser und Angebote für selbstständiges Wohnen sowie die Offenen Hilfen mit einer Vielzahl ambulanter Angebote und Beratungsleistungen.

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