100 Jahre alt: Schildkröte Iulius ist seit den 60er Jahren in Heidelberg. Foto: Zoo
Heidelberg. (shy) Wenn Emil und Iulius sprechen könnten, hätten sie sicherlich eine Menge zu erzählen. Denn die beiden rund 100 Jahre alten Seychellen-Riesenschildkröten sind die ältesten Bewohner im Heidelberger Zoo. Ob die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg wirklich die viel diskutierten "Heidelberg wollen wir schonen"-Flugblätter über der Stadt abwarfen, können die beiden allerdings auch nicht wissen. Emil und Iulius kamen nämlich erst in den 1960er Jahren nach Heidelberg.
Und das war sicherlich ihr Glück, denn ob sie den Bombenabwurf auf den Zoo am 22. März 1945 überlebt hätten, ist angesichts der verheerenden Zerstörung damals unwahrscheinlich.
Dennoch hält sich hartnäckig das Gerücht, Iulius würde eine Kriegsverletzung am – übrigens durchaus empfindlichen – Panzer tragen und sei damit quasi der älteste Kriegsversehrte Heidelbergs. Eine Verletzung hat Iulius tatsächlich, hinten links am unteren Rand seines Panzers. Wann und wo er sich diese zugezogen hat, ist allerdings auch im Zoo nicht bekannt. Man weiß nicht einmal, wo die beiden Schildkröten vorher lebten.
Sicher ist nur so viel: Als Iulius vor über einem halben Jahrhundert nach Heidelberg kam, hatte er die Verletzung bereits. Theoretisch könnte diese also aus dem Krieg stammen, Beweise gibt es dafür aber keine.
Die älteste in Gefangenschaft lebende Schildkröte wurde übrigens 256 Jahre alt. Es gibt also gute Chancen, dass sich das Gerücht, Iuilius habe sich die Verletzung während des Krieges in Heidelberg zugezogen, zeit seines Lebens noch verflüchtigt.