Eine klare Kubatur, eingefasst von Gebäuden aus den 70er Jahren: Das neue Zentrum für Integrative Infektionsforschung direkt neben dem Botanischen Garten. Foto: Rothe
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Eigentlich sollte das Haus für die Infektionsforschung mit einer begrünten Fassade direkt auf den Botanischen Garten im Süden Bezug nehmen, doch die Verwirklichung der Idee scheiterte an den Kosten. Jetzt sitzt es anthrazitgrau wie ein Hämatit in einer Fassung zwischen den Universitätsgebäuden der 70er Jahre im Neuenheimer Feld - und die Fassade funkelt genauso im Sonnenlicht. Der Bau ist über eine Brücke mit dem Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg direkt verbunden.
Gestern wurde das Zentrum für Integrative Infektionsforschung (CIID) eingeweiht. Gegen Viren und Parasiten, die Menschen befallen - etwa bei Malaria, HIV, Hepatitis, Virusgrippe - sollen hier ganz neue Strategien entwickelt werden. Mithilfe modernster Mikroskoptechnik wollen die Forscher die Details dessen erkennen, was die Erreger in der Zelle anstellen, und so Ansätze zur Bekämpfung finden. "In dieser Zusammenstellung der Geräte und unter diesen Sicherheitsbedingungen ist die Infektionsforschung einmalig in Deutschland", sagt Prof. Hans-Georg Kräusslich, Direktor des Zentrums für Infektiologie.
Das vollverglaste Erdgeschoss und durchgehende Fensterbänder geben dem Gebäude Leichtigkeit. Ein aus der Fassade vorspringendes, über zwei Stockwerke reichendes Fensterelement gibt den Blick von innen frei auf den Botanischen Garten und spiegelt ihn außen. Große, flexible Labore sorgen dafür, dass sich die Forscher bestens austauschen können. "Ich hoffe, dass den Mitarbeitern das Gebäude so gut gefällt, dass sie ständig da sind", schmunzelte Prof. Eckhard Gerber vom Architekturbüro Gerber aus Dortmund. Die Baukosten in Höhe von 21,5 Millionen Euro trägt zur Hälfte der Bund, die andere Hälfte teilen sich Universitätsklinikum und das Land Baden-Württemberg. Für Finanz-Staatssekretärin Gisela Splett zeigt die neue Einrichtung die Bedeutung der Infektionsforschung, die nun auch international sichtbar werde.
Da es im Neuenheimer Feld mit dem Neubau noch enger wurde und gleichzeitig die Diskussion um die zusätzliche Nutzung des Handschuhsheimer Feldes geführt wird, empfahl Wissenschaftsministerin Theresia Bauer den Forschern: "Laden Sie die Menschen aus der Nachbarschaft ein, zeigen Sie, wie Sie arbeiten." Schließlich seien Voraussetzungen für die nächsten 50 Jahre zu schaffen. Unirektor Prof. Bernhard Eitel stimmte ihr zu, ebenso Heidelbergs Baubürgermeister Jürgen Odszuck: "Die Flucht in die Höhe wird an Grenzen stoßen. Die Gebäude müssen für die Zusammenarbeit der Menschen funktionieren."
Das CIID ist das zwölfte in diesem Jahr fertiggestellte Bauvorhaben der Uni, wie Bernd Müller, Chef von Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Heidelberg und Mannheim, erklärte - sie reichen vom Parkhaus bis zum Barockgarten in der Altstadt. 91 Millionen Euro werden 2017 investiert, derzeit laufen 89 Baumaßnahmen, allen voran die Chirurgie.