Kai Seehase. Archivfoto: Kresin
Von Peter Wiest
Heidelberg. Er war ein Mann, der sich in vielen Bereichen engagierte – und dies stets mit der gleichen Leidenschaft und Beharrlichkeit. Das galt sowohl für sein persönliches Umfeld als auch für den sozialen und zwischenmenschlichen Bereich, in dem er über viele Jahre hinweg mit an vorderster Front tätig war. Von 1989 bis 2004 saß Kai Seehase mit Unterbrechungen als Stadtrat für die SPD im Heidelberger Gemeinderat, zudem hatte er nicht wenige Ehrenämter bekleidet. Wie jetzt bekannt wurde, ist er bereits im März im Alter von 74 Jahren verstorben.
Schwerpunkte von Kai Seehases kommunalpolitischer Arbeit waren die Bereiche Stadtentwicklung, Kulturpolitik, Bau und Umwelt, Integration und der Ausländerrat. Außerhalb seiner Stadtratstätigkeit engagierte er sich zudem für die SPD lange auch als Ortsvereinsvorsitzender in Rohrbach, wo er zunächst lebte, und dann nach dem Umzug nach Kirchheim dort als Bezirksbeirat. Die Interessen dieser Stadtteile vertrat er auch im Stadtentwicklungs- und im Bauausschuss. Nicht nur bei seinen Parteifreunden galt er als kommunalpolitisch erfahren und stets rundum informiert; sein Rat wurde so auch in den unterschiedlichsten Gremien sehr geschätzt.
Sozialpolitische Themen waren Seehase auch durch sein berufliches Umfeld bekannt. Als Sonderschullehrer hatte er lange Zeit direkten Umgang mit und Kontakt zu Kindern mit Behinderung. Gerade in diesem Bereich setzte er sich immer wieder vehement für Verbesserungen ein und brachte seine Vorstellungen dazu im Gemeinderat ein. Darüber hinaus engagierte er sich auch bundespolitisch mit Vorschlägen zur Gesetzgebung für eine bessere Inklusionspolitik.
Im Kulturausschuss, in dem er ebenfalls Mitglied war, waren seine beruflichen Erfahrungen und sein Wissen auch von großer Bedeutung. Darüber hinaus wirkte er lange Jahre in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (HWE), der Stadt-Heidelberg-Stiftung, der Arbeiterwohlfahrt sowie im Kuratorium der Hotelfachschule mit. Außerdem engagierte er sich als Betriebsrat.
Im privaten Bereich galt Kai Seehases Liebe über die Jahre hinweg Modellautos, die er sammelte und denen er gleichsam ein Denkmal setzte, indem er über viele Jahre hinweg Modellauto-Sammlerbörsen ("Automania") organisierte und managte – weit über den heimatlichen Bereich hinaus. Immer wieder zog es ihn zudem auf Reisen auf die Insel Kuba, die er ausgiebig erkundete und auf der er schließlich auch seine zweite Frau kennenlernte.
Der Heidelberger SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Bindung, für den Seehase zwei Jahre nach dessen Wahl in den Bundestag als Nachfolger im Jahr 2000 erneut in den Gemeinderat eingezogen war, würdigte Seehase in einer Stellungnahme als "aufmunternd und immer geradeheraus". Wenn er von etwas oder einer Person überzeugt gewesen sei, habe Seehases Unterstützung dafür keine Grenzen gekannt. Am wenigstens habe er jedoch gemocht, wenn jemand "hintenherum" Politik machte. "Ärgere Dich nicht, lass die doch, mach Du Deine Sache gut" sei stets Kai Seehases Maxime und sein Ratschlag an andere gewesen, so Binding.