Heidelberg

Sollen hier Gäste bedient oder Autos geparkt werden?

Einige Altstädter stören sich an der Außenbestuhlung des "Weißen Bocks" am Heumarkt.

22.08.2021 UPDATE: 23.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Rund um den Sume-Brunnen auf dem Heumarkt hat der „Weiße Bock“ Tische und Stühle aufgestellt. Doch vor 17 Uhr werden sie nicht genutzt. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Überall im Heidelberger Stadtgebiet stehen im Umfeld von Restaurants und Kneipen Stühle und Tische auf der Straße oder den öffentlichen Plätzen. Doch dass die Stadt die Bestimmungen für die Außenbewirtschaftung liberalisiert hat, um den von der Corona-Krise besonders gebeutelten Gastwirten entgegenzukommen, stößt nicht bei allen auf Zustimmung. Das zeigt das Beispiel Heumarkt in der Altstadt.

Bereits die Bürgerinitiative "Leben in der Altstadt" hatte kritisiert, dass das Restaurant "Weißer Bock" die Fläche rund um den Sume-Brunnen für seine Außenbestuhlung nutzt. Nun bläst RNZ-Leser Dieter Strommenger in dasselbe Horn: "Den Gastronomen obliegt die Pflicht, der Bürgerschaft ihre Plätze nicht unnötigerweise zu entziehen." Besonders ärgert sich Strommenger, dass der "Weiße Bock" die Tische und Stühle abends nicht zusammenräumt und somit Kindern und Familien am nächsten Morgen auch die Möglichkeit nehme, den Platz anderweitig zu nutzen. "Andere Lokale nutzen stapelbare Stühle und haben das besser gelöst", so Strommenger.

Jürgen Merz, Betreiber des "Weißen Bocks" kann die Aufregung nicht verstehen. Seit 18 Jahren nutze er mit seinem Restaurant den Heumarkt. Nach dem ersten Corona-Lockdown habe ihm die Stadt erlaubt, seine Außenbewirtschaftung dort noch weiter auszudehnen. "Wenn wir dort nicht bestuhlen, parken dort ständig Autos", sagt Merz und schickt zwei Fotos per Mail, die das belegen. "Das ist doch kein schöner Anblick." Er sei der Stadt dankbar, dass seine Gäste nicht dicht gedrängt beieinander sitzen müssen.

„Wenn wir dort nicht bestuhlen, parken dort ständig Autos“, sagt Restaurant-Betreiber Jürgen Merz. Foto: privat

"Auf dem Platz sitzen nur abends von 17 bis 23 Uhr Gäste – und nur bei schönem Wetter", so Merz. Während der Schließzeiten seines Restaurants, also auch sonntags den ganzen Tag über, dürfe sich jeder, der wolle, an den zwölf Tischen niederlassen und dort auch sein mitgebrachtes Vesper verzehren. "Ich hätte doch auch gar keinen Platz, wo ich die Stühle stapeln könnte", begründet der Restaurantbetreiber, warum er das Ganze nachts nicht einfach wegräumt: "Das würde außerdem viel Lärm machen und die Anwohner in ihrer Nachtruhe stören." Stattdessen ziehe er es vor, nachts um 23 Uhr still und leise die Tischdecken herunterzuziehen und die Stühle an den Tischen anzuketten.

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Die Anzahl der Leute, die den Sume-Brunnen nutzten, sei ohnehin gering, glaubt Merz. Zumal das Wasser niemals ausgetauscht werde und sich dort auch allerhand Unhygienisches – vom Taubenkot bis zu den Hinterlassenschaften von Partynächten – sammeln könne. Nicht zuletzt betont Merz auch, dass er 30 bis 35 Mitarbeiter habe. Auch mit der Außenbestuhlung sorge er für sichere Arbeitsplätze.

Unterstützung bekommt Merz von der Stadtverwaltung. Die Außenbestuhlung auf öffentlicher Fläche werde grundsätzlich erlaubt, wenn Rettungs- und Fluchtwege frei blieben und der Fußgängerverkehr nicht über Gebühr beeinträchtigt werde, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage der RNZ. Generell dürften die Tische und Stühle nachts stehen bleiben, wenn der Verkehr reibungslos fließen kann. Damit wolle man den Wirten nicht nur unnötigen Aufwand ersparen. Sie hätten schlicht auch oft keine freien Lagerkapazitäten.

Ort des Geschehens

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) habe die Stadt wegen ihrer liberaleren Politik ausdrücklich gelobt, so der Stadtsprecher weiter. Und der Gemeinderat habe in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien noch einmal beschlossen, die Lockerungen aufrechtzuerhalten. Keine Rolle habe dabei gespielt, dass dadurch auch vielerorts das Wildparken verhindert wird.

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