Heidelberg

Poller für alle gegen den Durchfahrtsverkehr?

Stadträte fordern Reaktivierung der Sperre im Ochsenkopf - Würzner warnt vor Begehrlichkeiten in anderen Stadtteilen

15.02.2019 UPDATE: 16.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Nur 47 Tage lang war der Poller im Wieblinger Weg 2007 in Betrieb. Archivfoto: Kresin

Von Denis Schnur

Heidelberg. Geht es nach dem Gemeinderat, wird der Poller, der die Einfahrt in die Wieblinger Siedlung Ochsenkopf verhindert, wieder reaktiviert. Eine große Mehrheit der Stadträte (28 zu 11 Stimmen) hält dies für den besten Weg, die unerlaubte Durchfahrt von rund 1500 Autos täglich in Richtung SRH-Hochschule zu verhindern - zumindest bis die Ludwig-Guttmann-Straße verlängert wird. Doch die Entscheidung darüber liegt bei Oberbürgermeister Eckart Würzner - und der machte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag klar, dass er nicht vorhat, die Sperre im Wieblinger Weg zu reaktivieren.

Nur 47 Tage lang war der Poller im Wieblinger Weg 2007 in Betrieb. Archivfoto: Kresin

"Wir müssen die Gesamtstadt im Blick haben", so das Stadtoberhaupt. Und es gäbe Stadtteile, in denen die Situation genauso sei wie im Ochsenkopf - "wenn nicht noch schlimmer". Mache man die Siedlung mit einem Poller dicht, müsse man Wohnquartiere mit ähnlichen Problemen genauso behandeln. "Das muss ich dann von Ihnen erwarten", so Würzner zu den Stadträten, "und dann haben wir nachher überall Poller im Stadtbild." Mit seinem Vorgehen macht sich der OB im Ochsenkopf und in Teilen des Gemeinderates nicht gerade beliebt: "Sie tragen die volle Verantwortung für die Situation", warf ihm Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) vor. Schließlich hatte Würzner den Poller nach seinem Amtsantritt 2007 deaktiviert.

Würzner sieht hingegen die Stadträte in der Pflicht. Schon 2001 habe der Gemeinderat beschlossen, die Ludwig-Guttmann-Straße zu verlängern, sodass der Bahnübergang am Wieblinger Weg geschlossen werden kann - das ist auch jetzt die angestrebte langfristige Lösung. "Wenn der Gemeinderat das gewollt hätte, dann hätte er seitdem die entsprechenden Mittel im Haushalt eingestellt. Aber das ist nicht passiert - auch nicht im aktuellen Haushalt." Umso mehr freue er sich über "das klare Signal", dass der Gemeinderat dies im Doppelhaushalt 2021/22 dann endlich tue. Um in diesem Falle auch gleich loslegen zu können, sprach sich das Gremium einstimmig dafür aus, dass die Verlängerung der Ludwig-Guttmann-Straße jetzt zumindest schon mal geplant wird.

Zusätzlich beantragte die SPD, die von der Verwaltung als Notlösung angedachte "Pförtnerampel" zeitnah zu prüfen, falls der Poller nicht reaktiviert werde. Die Signalanlage würde nur sehr wenige Fahrzeuge in den Ochsenkopf lassen und könnte so die Verkehrssituation hilfsweise beruhigen, bis der Ausbau der Ludwig-Guttmann-Straße erfolgt ist. Der Vorschlag erhielt eine Mehrheit von 26 zu 16 Stimmen.

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Relativ unstrittig war dagegen das Maßnahmenbündel, mit dem die Stadtverwaltung schon ab dem Frühjahr eine Verkehrsberuhigung im Ochsenkopf erreichen will: Für 183.000 Euro sollen Aufpflasterungen an den Kreuzungen angebracht, Parkplätze neu geordnet und zum Teil gestrichen sowie die Zufahrt in Richtung SRH deutlich verengt werden. Stadtrat Michael Pfeiffer (Grün-Alternative Liste) äußerte lediglich Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Aufpflasterungen: "Das bringt nur einen leichten Placebo-Effekt", so der Verkehrspolizist. Die dafür veranschlagten 150.000 Euro könne man sinnvoller nutzen.

Ähnlich hatte sich auch der Wieblinger Bezirksbeirat geäußert, der die Pläne zwar begrüßt, aber für unzureichend hält. Trotzdem stimmten am Donnerstag 33 Stadträte für das Maßnahmenpaket, zehn enthielten sich, Gegenstimmen gab es keine.