Immer wieder kommt es vor, dass Wildschweine im Wald aufgescheucht werden. Foto: dpa
Heidelberg. (hob) Ein durch den Stadtteil rasendes Wildschwein sorgte am Samstagnachmittag kurz vor 16 Uhr für Aufregung in Rohrbach. Wo genau es überall war, ist unklar. Es wurde aber auf jeden Fall im Bereich Rohrbach-Markt und am Eichendorffplatz gesichtet. Kreisjägermeister Heinz Kaltschmidt geht fest davon aus, dass ein frei laufender Hund das Tier im Wald aufgescheucht hat und es deshalb in Panik in Richtung Dorfmitte gerannt sei. "Das Wildschwein war ein Überläufer", sagt Kaltschmidt. So nennen die Jäger die halbwüchsigen Tiere, die keine Frischlinge mehr, aber auch noch nicht ausgewachsen sind. Die in Not geratene Wildsau dürfte etwa anderthalb Jahre alt gewesen sein und 40 bis 45 Kilogramm gewogen haben.
Als es mit bis zu 30 Kilometern pro Stunde durch den Stadtteil rannte, hat sich das Tier offenbar schwer verletzt. Kaltschmidt berichtet, dass das Wildschwein auch kurze Zeit an einem Zaun hängenblieb. Letzten Endes raste es in Panik auf das Gelände der Eichendorffschule. Dort konnte es eingesperrt werden, bis eine Tierärztin, der Jagdpächter und die Polizei vor Ort waren.
Schätzungsweise 80 bis 100 Passanten beobachteten das Geschehen. Der Plan war, das Jungtier nur zu betäuben und es wieder im Wald auszusetzen. "Ein Fahrzeug stand schon bereit", berichtet Kaltschmidt. Doch als sich die Tierärztin mit ihrem Betäubungsgewehr dem Tier, das mittlerweile in einem Kellerabgang gefangen war, näherte, bemerkte sie, dass das Wildschwein schon sehr viel Blut verloren hatte. Nach einer Betäubung durch die Veterinärin erlöste der Jagdpächter schließlich das Tier mit seinem Messer, "waidgerecht", wie sein Kollege Kaltschmidt betont.
Angesichts des Vorfalls ist Kaltschmidt richtig sauer. Denn in den letzten Wochen sind einige Wildtiere in Heidelberg von frei laufenden Hunden zu Tode gehetzt oder verletzt worden. Derzeit gebe es viele trächtige Rehe, die nicht mehr so schnell seien. Die Tiere des Waldes bräuchten gerade jetzt, in der Zeit, in der sie ihren Nachwuchs bekommen, Ruhe. Aus gutem Grund sei die Jagd bis zum 15. April gesetzlich verboten, sagt Kaltschmidt. Selbst Wildschweine dürfen nur auf dem freien Feld gejagt werden und das nur wegen der Afrikanischen Schweinepest.
"Wir halten uns an die Regeln. Aber jeder Hundebesitzer darf seinen Vierbeiner im Wald frei laufen lassen", ärgert sich Kaltschmidt. Mountainbiker und Spaziergänger seien ebenfalls kreuz und quer im Wald unterwegs. Er appelliert an alle Spaziergänger, ihre Hunde an die Leine zu nehmen und unbedingt auf den Wegen zu bleiben. Er würde es auch begrüßen, wenn die Stadt Heidelberg eine entsprechende Satzung verabschieden würde.