Katharina Brendel, Sara-Marie Wieckmann, Johannah Illgner und Hannah Dahl (v.l.) an den neuen Arbeitsplätzen, die nur für Frauen gedacht sind. Foto: Alex
Von Inga Jahn
Heidelberg. Nicht am eigenen Arbeitsplatz versacken, sondern seinen Schreibtisch mit anderen teilen: Der neue Trend der Arbeitswelt, das "Coworking", ist nicht neu in Heidelberg. Neu hingegen ist ein "Coworking-Space" des "CoWomen Community Clubs" im Dezernat 16, der am Mittwoch seine Türen öffnete und nur für Frauen gedacht ist. "Willkommen ist hier jede Frau, ob selbstständig oder angestellt", sagt Gründerin Johannah Illgner, die ihr Unternehmen "Plan W" selbst in geteilten Räumen etabliert hatte.
Sechs Arbeitsplätze, einen Raum für Vorträge, Workshops und Mittagspausen bietet die frisch renovierte Fläche in der Emil-Maier-Straße 18. Durch ein mobiles Raumkonzept können die Räume an den Bedarf der Mitglieder angepasst werden. "Hier ist genug Platz für Frauen, die ihre Ideen und Träume verwirklichen wollen", strahlt Illgner. "Hab’ keine Angst, Mädchen", "Werde eine CoWomen" und "Mach es trotzdem" sind nur einige der Mottos, die an den Wänden der Räume hängen und die Frauen bei ihrer Arbeit bestärken sollen. "Ich habe das Gefühl, dass vor allem Frauen im Wirtschaftsbereich einfach die Möglichkeit zum Austausch fehlt", so Illgner.
Mit der Gründung des Clubs im Dezernat 16, wo es bereits geteilte Arbeitsplätze für Frauen und Männer gibt, folgt Illgner der Idee dreier Berlinerinnen. Hannah Dahl gründete Anfang 2018 gemeinsam mit Sara Wiechmann und Katarina Brendel die ersten Coworking-Räume in Berlin - selbstverständlich nur für Frauen. "Damit waren wir die ersten in Deutschland und die zweiten in Europa", berichtet Dahl stolz.
Auf einer "wirklich kleinen Fläche" fingen die Gründerinnen an. Nun arbeiten und netzwerken Frauen auf 300 Quadratmetern in der "Alten Münze" in Berlin. "Dass Johannah jetzt mit einsteigt, hier in Heidelberg unser Konzept fortsetzt, ist genau das, was wir immer wollten", so Dahl.
Philipp Eisele, der Leiter des Dezernats 16, ist begeistert davon, was Illgner in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat: "Hier in den ehemaligen Räumen der Bereitschaftspolizei ist etwas wirklich Tolles entstanden." Illgner schaut zuversichtlich in die Zukunft: "Schon vor der offiziellen Eröffnung hat sich hier ein kleines Netzwerk von Frauen gebildet."
Die eine oder andere spiele bereits mit dem Gedanken, mitzumachen - wie Verena Loos. "Ich bin zwar fest angestellt, kann mir aber trotzdem sehr gut vorstellen, ein Teil dieses Netzwerkes zu werden", so Loos. Es gehe ihr weniger um den Arbeitsplatz, wichtiger sei ihr, andere Frauen auf ihrem Weg in den Berufsalltag unterstützen zu können. "Ich hätte mir gewünscht, dass es früher so was auch gegeben hätte", meint die Pressesprecherin der Pädagogischen Hochschule.
Als Mentorin könne sie vielleicht bei Fragen helfen, die ihr früher niemand beantwortete. "Genau das ist es, was wir entstehen lassen wollen", so Illgner: ein Netzwerk von Frauen, die durch ihre Art, Arbeit und Situation ganz unterschiedlich sind - und sich so gegenseitig bereichern.