Im Herbst soll eine Freie Waldschule eröffnen
Outdoor-Trend erreicht die Grundschule - Weil Unterricht im Wald glücklich machen soll - In Ziegelhausen bei der Köpfelsporthalle

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Freie Schulen mit besonderen pädagogischen Konzepten sind gefragt. Ebenso Lernorte im Freien, die laut Untersuchungen – etwa in Dänemark – die Kinder motivierter, glücklicher und körperlich aktiver machen. Nach den Waldkindergärten richtet sich der Outdoor-Trend jetzt auf die Grundschule. In Heidelberg hat sich ein kleiner Verein aus Eltern und Pädagogen aufgemacht, eine Freie Waldschule zu gründen.
Das Konzept liegt bereits im Stuttgarter Kultusministerium vor. Sabrina Jäger, Vorsitzende des Vereins und Mutter von drei Kindern, hofft auf die Genehmigung in den nächsten Tagen. Dann könnte die Grundschule am Waldrand in Ziegelhausen schon im Herbst starten. Die ersten Interessenten sind bereits registriert.
Für Kinder klingt die Idee himmlisch. Spielerisch und kreativ soll der Unterricht drinnen und draußen sein. In der freien Natur können Kinder ihrem natürlichen Bewegungs- und Forscherdrang nachgehen, ihnen wird ein lebendiges Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit vermittelt. Alle Sinne der Kinder sollen in der Schule angesprochen, ihre Freude am Lernen geweckt werden. Die Pädagogen wollen ihnen jederzeit eine liebevolle und wertschätzende Begleitung anbieten, aber auch klare Grenzen setzen, ähnlich der Montessori-Pädagogik. "Ganz nebenbei", sagt Sabrina Jäger, "fördert unser Schulprofil auch zukunftsorientierte Kompetenzen wie kritisches Denken, innovative Problemlösungsfähigkeit, Kreativität und Teamfähigkeit."
Die Kinder – zu Beginn 16, später 24 in einer Gruppe, denn man kann auch aus anderen Schulen kommend hier einsteigen – werden altersgemischt und fächerübergreifend unterrichtet. Vier Pädagogen sind beim Start dabei, betreuen die Jahrgangsstufen eins bis vier in einer "Familienklasse" bei offenem Ganztagsangebot. "Die Kinder lernen schneller voneinander und es bilden sich Interessenteams", unterstreicht Sabrina Jäger. Die entsprechende Praxis haben sich die Schulgründer in anderen freien Schulen angeschaut, Jenaplan-Schulen etwa arbeiten auf diese Weise. Signe Brunner-Orawsky, die Gründerin der Freien Reformschule LernZeitRäume in Heidelberg, ist den Eltern und Lehrern in Ziegelhausen eine gute Beraterin. Einen Standort hat die Freie Waldschule auch schon gefunden. Sie wird voraussichtlich im ehemaligen Hotel hinter der Köpfelsporthalle in Ziegelhausen unterkommen. Dort plant der Besitzer Studentenwohnungen – und hätte zudem Räume für die Waldschüler übrig.
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Für die ersten beiden Jahre braucht die Freie Waldschule 200.000 Euro, haben die Verantwortlichen errechnet. Nach spätestens drei Jahren könnte der dann erhältliche staatliche Zuschuss 80 Prozent der Kosten tragen. Mit einem Minibürgschaftskredit der genossenschaftlichen GLS Bank will das Gründungsteam die notwendigen Mittel zusammenbekommen. Das heißt, man sucht etwa 70 Interessenten, die jeweils für maximal 3000 Euro bürgen. Sachspenden für neue Möbel und Bepflanzung sind laut Sabrina Jäger ebenfalls willkommen.
Die Schulgebühren sollen bei der Freien Waldschule so niedrig wie möglich liegen, um Kinder aus unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen aufnehmen zu können. "Wir wollen versuchen, bei monatlich 300 Euro zu bleiben", sagt die Vereinsvorsitzende. Weil auch das für manche Familien noch zu viel sein könnte, hofft man längerfristig auf eine Zusammenarbeit mit Stiftungen, so dass einzelne Schüler Stipendien bekommen können. Und die Pläne gehen weiter, wie Sabrina Jäger sagt: Eine Sekundarstufe, die bis zur 9. Klasse führt, soll sich so bald wie möglich anschließen.
Info: Infoveranstaltung online am Donnerstag, 20. Mai, 20 Uhr – Anmeldungen per Mail an hallo@freie-waldschule-heidelberg.de.