Rund 800 Quadratmeter groß ist die leer stehende Kantine in der ehemaligen Hauptverwaltung der Heidelberger Druckmaschinen AG. Zwischen zwölf und 25 Nutzer sollen hier voraussichtlich bis Ende 2020 ein Zuhause finden. Foto: Philipp Rothe
Von Philipp Neumayr
Heidelberg. "Zutritt nur für Küchenpersonal" – so steht es auf der Eingangstür geschrieben, die zur alten Kantine der Heidelberger Druckmaschinen AG führt. Seit mehr als vier Jahren steht der rund 800 Quadratmeter große Raum in der ehemaligen Hauptverwaltung leer. Geht es nach Shiva Hamid und Wulf Kramer vom "Team Z", soll sich das bald ändern. Deshalb luden die beiden am Montag zu einem öffentlichen Rundgang in die Kurfürstenanlage ein.
"Das große Problem in Heidelberg sind nicht die Leerstände und Brachflächen, sondern dass es zu wenig Angebot gibt", sagt Hamid. Dieses Angebot schaffen, Künstlern und Kreativen mit geringen finanziellen Ressourcen und Start-ups helfen, leer stehende Räume und Immobilien zu finden – dafür wurde vor wenigen Wochen das "Team Z", bestehend aus Hamid und Kramer, ins Leben gerufen.
Das ehemalige Heidelberger-Druck-Gebäude in der Kurfürstenanlage 52-58 ist für den Auftrag Hamids und Kramers bestens geeignet. Seit dem Auszug im Jahr 2015 gehört der einstige Firmensitz dem Heidelberger Immobilienentwickler Andreas Epple. In den nächsten Jahren soll unmittelbar neben der Print Media Academy ein Wohnquartier entstehen. Wie genau das am Ende aussehe, wisse man noch nicht, sagt Herbert Rabl, Unternehmenssprecher von Epple. Bis die Pläne Gestalt annehmen und das mehr als 60 Jahre alte Gebäude abgerissen wird, will Epple Kreativen und Künstlern Raum zur Entfaltung geben. "Als Unternehmen unterstützen wir den Gedanken der Zwischennutzung", sagt Rabl. In den vergangenen Jahren sind bereits mehrere Projekte zur Zwischennutzung in die ehemaligen Heideldruck-Gebäude eingezogen: die Mathematik-Informatik-Station der Heidelberg Laureate Forum Foundation, das Gründer-Institut der SRH-Hochschule, der "Fensterplatz" – ein Schaufenster, Workshopraum, Coworking-Raum und Treffpunkt für die Kreativen – sowie der Verein "Urban Innovation".
Was direkt über "Urban Innovation",in der Kantine passieren und welchen Namen das Ganze tragen wird, ist noch unklar. Fest steht: Hier sollen zwölf bis 25 Künstler und Kreative voraussichtlich bis Ende 2020 ein Zuhause finden. Es sei ein Abenteuer, findet Kramer. "Die Idee ist, Open Spaces zu schaffen – und gleichzeitig einzelne Nischen, wo man sich zurückziehen kann", sagt Hamid. Vorstellbar sei, dass jeder Nutzer seinen eigenen Arbeitsraum bekomme, dass es zudem eine Gemeinschaftsfläche für Workshops oder Kurse gebe. In einem kreativen Umfeld könnten Synergien, so etwas wie eine Community entstehen. "Wir wollen das aber gar nicht zu sehr eingrenzen."
Erste Interessenten für das Projekt gibt es bereits. Unter ihnen Daria Habermann. Die Grafikdesignerin betreibt seit über einem Jahr ein Yoga-Studio in der Altstadt. Die alte Heideldruck-Kantine sieht sie als geeigneten Ort, um Neues zu schaffen. Yoga-Kurse, Workshops für Kinder mit Malen und Bewegung – sie könne sich dort vieles vorstellen, sagt Habermann. Mit anderen Kreativen zusammenzuarbeiten, einander zu unterstützen, das fasziniert sie an der Idee.
Wie genau die Kantine künftig genutzt wird, hängt auch davon ab, was das Baurechtsamt sagt. Derzeit läuft noch ein Genehmigungsverfahren auf Nutzungsänderung. Wenn alles glatt geht, könnten schon ab Mitte Januar die ersten Kreativen einziehen. "Wir machen die Tür auf", sagt Shiva Hamid. Hindurchgehen müssten am Ende die Nutzer selbst.
Info: Wer Interesse an einer befristeten Zwischennutzung der Kantine hat, meldet sich per E-Mail an: hallo@team-zwischennutzungen.de.