Regisseur Kai Wessel (Dritter von links) bespricht mit den Schauspielerinnen Sophie Lutz (im weißen Mantel) und Johanna Wokalek die nächste Szene im Innenhof des „Faulen Pelz“. Es ist der siebte Drehtag von insgesamt 26, an denen der Tatort „Das Geständnis“ entsteht. Foto: k
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Die Voraussetzungen hätten kaum schlechter sein können: Als wäre es nicht ohnehin schon kompliziert genug, in Corona-Zeiten einen Film zu drehen, goss es am Donnerstagvormittag auch noch in Strömen. Nein, Heidelberg hat sich dem SWR-Tatort-Team nicht von seiner charmanten Seite gezeigt. Vielleicht war das unsägliche Wetter ja die Retourkutsche dafür, dass die Stadt 2015 nicht selbst die Nachfolge für den Bodensee-Tatort antreten durfte.
Seitdem geht aber nun mal das Team Freiburg mit den Schauspielern Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner als Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg im Schwarzwald auf Verbrecherjagd. Und wo Verbrecher sind, da sind Gefängnisse nicht weit. So ein schönes – und vor allem leer stehendes – wie den "Faulen Pelz" sucht man aber im ganzen Schwarzwald vergebens. Und deshalb drehte der SWR nun doch in Heidelberg – coronakonform und mit einem ungeheuren Aufwand. Die RNZ durfte trotzdem hinter die Kulissen schauen.
Es ist der siebte Drehtag von insgesamt 26, an denen der Tatort "Das Geständnis" entsteht. Am frühen Morgen bezieht das SWR-Team neben dem "Faulen Pelz" Quartier – im Haus der Landsmannschaft Teutonia Heidelberg-Rostock. Unzählige Fahrzeuge stehen im Hof, überall wuseln Menschen herum, ein Cateringwagen versorgt die Crew.
Wer auch nur in die Nähe des Sets möchte, muss erst mal zum Corona-Test. Dann heißt es warten darauf, dass das medizinische Personal grünes Licht gibt. Um kurz nach 11 Uhr gehen im Gefängnisinnenhof die Proben los. Ein Scheinwerfer schiebt sich von außen über die Gefängnismauer und sorgt für Licht an diesem düsteren Tag. In den Hofecken liegt Kunstschnee, vor wenigen Tagen hätte es noch echten gegeben, nun schüttet es wie selten.
Alle sind nass, suchen Schutz unter Zelten, die Masken sind feucht, Brillen beschlagen. Abstand muss auch mit negativem Test sein – auch draußen. Nur Schauspieler dürfen sich näher kommen und beim Dreh die Maske absetzen. "Sie werden zweimal pro Woche mit einem PCR-Test getestet, wenn sie eng miteinander drehen, zusätzlich noch mal am Drehtag mit einem Antikörpertest", erzählt Produktionsleiterin Maike Bodanowski im Gefängnis-Innenhof, während unter einem Zelt noch ein wenig an Schauspielerin Sophie Lutz alias Marlene herumgezupft wird. Gleich wird sie zur Gefängnistür laufen und dort Sara Manzer (Johanna Wokalek) abholen. Bei der Probe klappt das bestens. Schnell noch die warmen Boots gegen schicke Schuhe tauschen. Dann wird es ernst – und die Szene direkt wieder abgebrochen. Eine Dame, die schützend einen Regenschirm über die Schauspielerin hält, ist gedankenverloren mitgelaufen. Alle lachen. Gleich noch mal, diesmal ohne Schirm – und jetzt sitzt alles.
"Bei dem Wetter schickt man keinen Bauarbeiter mehr ins Freie. Wir sind immer draußen", sagt Bodanowski und man sieht trotz Maske, dass sie schmunzelt. Beim Dreh im Gefängnis darf die RNZ nicht dabei sein, aber die Produktionsleiterin zeigt trotzdem rasch die karge Zelle. Dort sind gerade zwei Techniker damit beschäftigt, Licht zu installieren. Drinnen ist es trocken, dafür kalt und zugig, glamouröses Schauspielerleben stellt man sich anders vor. Die beiden Tatort-Kommissare sind an diesem Tag gar nicht dabei und man kommt nicht umhin, sie dafür ein bisschen zu beneiden. Das restliche Team wird noch Stunden beschäftigt sein. Die Zuschauer werden später im Film weder vom scheußlichen Wetter etwas sehen, noch von den Corona-Schutzmaßnahmen. Denn auch in diesem Tatort gibt es zwar sicher wieder eine Leiche – aber keine Pandemie.