Von Micha Hörnle
Heidelberg. Bisher hat Heidelberg eine Fahrradstraße, nämlich Teile der Plöck (zwischen Friedrich-Ebert-Platz und Unibibliothek mit Unterbrechung als Fußgängerbereich am Hölderlin-Gymnasium) - alles in allem knapp 250 Meter. Geht es nach der Stadtverwaltung, könnte es bald zehn weitere solcher Straßen mit einer Gesamtlänge von fast neun Kilometern geben, auf denen der Fahrradverkehr Vorrang hat. Insgesamt 20 Routen untersuchte das Darmstädter Planungsbüro VAR stadtweit im Auftrag des Amtes für Verkehrsmanagement.
Dabei schlossen die Planer von vornherein Haupt- und Sammelstraßen aus. Sie konzentrierten sich auf Nebenstraßen, in denen bereits Tempo 30 gilt und die am besten schon heute viel Radverkehr aufweisen. Weitere Kriterien waren die Fahrbahnbreite, die Anzahl der Kreuzungen und Ausfahrten sowie die Frage, wie und ob dort geparkt werden darf. In einem Punktesystem - maximal 100 - wurden die 20 Straßen bewertet: Alles über 70 Punkte eignet sich für eine Fahrradstraße, eine bedingte Eignung gab es zwischen 60 und 70 Punkten, alles unter 60 Punkten fiel durch. Am meisten Punkte, 89, bekam die Gaisbergstraße, am schlechtesten schnitten der Gutachweg und die Pfälzer Straße in Wieblingen (jeweils 49 Punkte) ab.
Für insgesamt acht Straßen gab es das Prädikat "geeignet" - und sie gelten fortan als gesetzt:
Gaisbergstraße (Weststadt) mit durchschnittlich 4036 Radfahrern pro Tag (keine Vergleichswerte für Autos) auf der kompletten Länge von 730 Metern (89 Punkte) - teilweise müsste ein einseitiges Parkverbot eingeführt werden.
Turnerstraße (Südstadt) mit 424 Radfahrern und 228 Autos am Tag auf einer Länge von 1230 Metern (88 Punkte) - aber nur bei einseitigem Parkverbot.
Trübner- und Zeppelinstraße bis Blumenthalstraße (Handschuhsheim) mit 1813 Radfahrern und 1344 Autos am Tag auf einer Länge von 1530 Metern (83 Punkte).
Vangerowstraße Ost (Bergheim) mit 3207 Radfahrern und 2960 Autos am Tag auf einer Länge von 330 Metern (80 Punkte) - allerdings nur bei einseitigem Parkverbot.
Kaiserstraße (Weststadt) mit 428 Radfahrern und 490 Autos am Tag auf einer Länge von 200 Metern (78 Punkte).
Steubenstraße und Burgstraße (Handschuhsheim) mit 1971 Radfahrern und 2547 Autos am Tag auf einer Länge von 1270 Metern (74 Punkte) - bei einseitigem Parken zwischen Kapellenweg und Tiefburg.
Alte Eppelheimer Straße (Bergheim) mit 276 Radfahrern und 606 Autos am Tag auf einer Länge von 1010 Metern (71 Punkte).
Wieblinger Weg von Mannheimer Straße bis Ochsenkopf (Wieblingen) mit 1165 Radfahrern und 2288 Autos am Tag auf einer Länge von 1115 Metern (70 Punkte).
Nur bedingt als Fahrradstraße eignen sich, haben aber gute Chancen:
Leimer Straße (Rohrbach bis Leimen) mit durchschnittlich 624 Radfahrern und 1783 Autos am Tag auf einer Länge von 2200 Metern (68 Punkte) - aber nur, wenn durchgängig Tempo 30 eingeführt wird.
Brechtelstraße (Rohrbach), für die es keine Angaben über die Verkehrsmenge gibt, auf einer Länge von 1115 Metern (70 Punkte) - wenn ein einseitiges Parkverbot eingeführt wird.
Während das Landesverkehrsministerium die Leimer Straße bereits jetzt als überregional bedeutsame Fahrradroute ansieht, soll die Brechtelstraße nur perspektivisch zur Fahrradstraße werden.
Wenig überraschend ist, dass die Strecken, die heute schon "gefühlte" Fahrradstraßen sind - etwa die Gaisbergstraße, aber auch die Vangerowstraße als Campusroute -, auf der Liste der sicheren Kandidaten stehen. Und was ist mit der bisher einzigen Fahrradstraße, der Plöck? Die bleibt natürlich - und könnte sogar noch um weitere gut 250 Meter verlängert werden - von der Sofienstraße bis zum Ebertplatz. Die Planer empfehlen ausdrücklich nicht, die Fußgängerzone am Hölderlingymnasium aufzuheben oder die vordere Plöck (am Kaufhof) zur Fahrradstraße zu machen - weil sonst zu viele Konflikte mit Fußgängern drohen. Bemerkenswert ist auch, dass eine der wichtigsten "gefühlten Fahrradstraßen", die Poststraße in Bergheim, als ungeeignet gilt. Der schlichte Grund: zu viele Autos auf dem Weg zur Tiefgarage und zu geringer Anteil des Radverkehrs.