"Denkzettel"-Aktion 2016: Über 20 000 blaue Klebezettel mit der Aufschrift "Wo parkst Du denn?" zierten das Auto des Falschparkers in der Plöck. Foto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Falschparkern den Kampf ansagen: Das hat die Stadt in den vergangenen Jahren schon mehrfach versucht. Für Aufsehen sorgte beispielsweise 2016 die "Denkzettel"-Aktion von Stadt und der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg. Ein Dutzend junger Menschen verteilte damals gut 20.000 blaue Klebezettel für ein in der Plöck im absoluten Halteverbot abgestelltes Auto. Wenige Monate später gewannen die Initiatoren mit ihrer Aktion den Deutschen Fahrradpreis 2017 in der Kategorie Kommunikation. Seither werden immer mal wieder "Denkzettel" verteilt.
Dass das in Heidelberg auch bitter nötig ist, zeigt ein Blick in die Statistik. 2018 verwarnte der Gemeindevollzugsdienst (GVD), der in der Stadt für die Kontrolle des ruhenden Verkehrs zuständig ist, insgesamt 131.685 Parksünder. Wie viele Verwarnungen auf das Parken auf Geh- oder Radwegen oder auch auf das Parken in zweiter Reihe entfallen, wird in der Statistik nicht unterschieden. "Das läuft alles unter ,Verwarnungen im ruhenden Verkehr‘", so ein Stadtsprecher auf RNZ-Anfrage. Durchschnittlich sind das etwa 360 Knöllchen am Tag. "Im Zehn-Jahres-Vergleich war das einer der höheren Werte", so der Stadtsprecher, "der höchste war im Jahr 2015 mit 135.859 Verwarnungen, der niedrigste im Jahr 2009 mit 115.314."
Ein besonderer Problemstadtteil in Sachen Falschparken sei dabei die Altstadt. "Dort ist das Verkehrsaufkommen besonders hoch und damit auch die Nutzungskonflikte zwischen Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern", so der Stadtsprecher. Deshalb nimmt der GVD die Altstadt auch zwei Mal im Jahr besonders in den Blick. Dann gibt es jeweils eine Woche lang eine Schwerpunktaktion - und Falschparkern geht es richtig an den Kragen.
Nach einer solchen Aktion im März dieses Jahres zog die Stadt eine ernüchternde Bilanz: Insgesamt wurden dabei 774 Verwarnungen ausgestellt, 54 Fahrzeuge abgeschleppt und in 160 Fällen die Halter ermittelt, um sie aufzufordern, ihr Fahrzeug umzustellen, bevor es abgeschleppt wird. Die nächste Schwerpunktaktion in der Altstadt steht im März an.
Doch auch in den "Wohnstadtteilen" gebe es oftmals Probleme mit Falschparkern - insbesondere nach Feierabend, wenn der Parkdruck besonders hoch ist und viele Anwohner auf Parkplatzsuche gehen - und dabei gerne mal verzweifeln. Besonders in den Blick genommen werden auch regelmäßig die Bereiche vor Schulen, Kindergärten und Spielplätzen.
Für die Stadt ist deshalb klar: "Die Initiative für eine Erhöhung der Strafen bei Parkvergehen begrüßen wir", hieß es am Donnerstag aus dem Rathaus. "Parken auf Geh- und Radwegen und vergleichbare Verstöße sind rücksichtslos und gefährden andere Verkehrsteilnehmer", so der Stadtsprecher. Die Stadt habe mit diversen Schwerpunktaktionen, aber auch mit Demonstrationsfahrten mit Feuerwehrfahrzeugen oder Müllautos versucht, "mit sanfteren Methoden auf die Einhaltung von Regeln hinzuwirken", berichtet der Stadtsprecher - aber: "Die Erfahrung zeigt: Es muss im Geldbeutel wehtun."
Das sieht auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Rhein-Neckar so. Höhere Bußgelder für Verstöße wie Parken auf Rad- und Gehwegen seien "dringend erforderlich", meint Bert-Olaf Rieck vom ADFC. "Die bisher sehr niedrigen Verwarnungsgelder und das meist geringe Risiko, ein ,Knöllchen‘, zu bekommen, führen dazu, dass Falschparken über die Zeit meist ,preisgünstiger‘ ist als legales Parken im Parkhaus", so Rieck. In Heidelberg stünden Autos besonders gerne an der Ebert-Anlage auf Radwegen, aber auch in der Steubenstraße - und natürlich in der Plöck.