Heidelberg. (rie) Es war eine gespenstische Szenerie am Mittwochmorgen am Bismarckplatz. Zur Pendler-Hauptzeit, wenn dort normalerweise richtig viel los ist, war der Hauptverkehrsknotenpunkt der Heidelberger Innenstadt fast komplett abgesperrt. Die Polizei ließ keinen Passanten durch, Busse und Bahnen durften zwar über den Platz fahren - aber dort niemanden rein- oder rauslassen. Bis auf ein paar Feuerwehrleute war der Bismarckplatz komplett leer.
Weißes Pulver gefunden - Bismarckplatz gesperrt - FotogalerieDer Grund für die Großsperrung: Gegen 6.30 Uhr war ein weißes Pulver auf dem Platz gefunden worden - genau wie schon einen Tag zuvor, als die Polizei nach knapp zwei Stunden Entwarnung gegeben hatte: Am Dienstag war es nur Mehl gewesen. Am Mittwoch nun hieß es unter den Beamten vor Ort zunächst, dieses Mal könnte der Stoff "eventuell wirklich gesundheitsgefährdend" sein. Zunächst wurden nur die vier Fundstellen - auf einem Blumenkübel, an einem Briefkasten, auf einem Wasserablauf und mitten auf dem Asphalt - kleinräumig abgesperrt. Doch nach und nach erweiterte die Polizei die Sperrung - aus Sicherheitsgründen.
Von dem Pulver nahmen Mitarbeiter der Feuerwehr in Schutzanzügen Proben. Diese wurden zur Analyse nach Mannheim gebracht, zur Analytischen Task Force der dortigen Berufsfeuerwehr. Und die stellte rasch fest: Es handelt sich um Natriumhydrogencarbonat - harmloses Backpulver also. Die Entwarnung kam um 8.45 Uhr, und wenige Minuten später war die komplette Sperrung wieder aufgehoben.
Die Menschen am Bismarckplatz nahmen die Situation am Mittwoch nicht sonderlich ernst, sondern waren eher genervt von längeren Fußwegen. Viele schüttelten den Kopf über die Großsperrung. "Das ist doch nur irgendein Idiot, der sich wichtig machen will", sagte eine Passantin sichtlich verärgert über den unbekannten Verursacher. Sie erlebte die Sperrung schon den zweiten Tag in Folge mit.
Kioskbesitzer Stefan Thoma, zu dem fast zwei Stunden lang keine Kunden kommen konnten, hatte sich geweigert, seinen Kiosk zu verlassen, der in der Sperrzone auf dem Platz lag: "Ich war fünf Jahre in Afghanistan, da werde ich doch wegen sowas nicht meinen Kiosk verlassen." Der Umsatzausfall sei ihm egal, sagte er. Hauptsache, es sei niemandem etwas passiert. "Mich nervt nur, dass der Krankenwagen, der hier vorsorglich rumstand, zur gleichen Zeit vielleicht woanders fehlte."
Auf RNZ-Anfrage äußerte sich Bürgermeister Wolfgang Erichson zu der Sperrung: "Es handelt sich vermutlich um einen verantwortungslosen Scherz, der ins öffentliche Leben eingegriffen und Einsatzkräfte gebunden hat." Man werde weiterhin aufmerksam kontrollieren. Der Vorfall rechtfertige zwar keine überzogenen Kontrollmaßnahmen, zeige aber, wie hilfreich die geplante Videoüberwachung am Bismarckplatz sein werde.
Update: 28. August 2019, 20.30 Uhr
Heidelberg. (mare) Diesmal war es Backpulver: Nachdem am Mittwochmorgen schon wieder an drei Stellen am Bismarckplatz ein weißes Pulver gefunden wurde, bestätigte sich der erste Verdacht, es könne sich um ein gesundheitsgefährdenden Stoff handeln, nicht. Die Sperrung am Bismarckplatz wurde um 8.50 Uhr wieder aufgehoben.
Zuvor war gegen 8 Uhr der Bismarckplatz komplett abgeriegelt worden. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie der Einsatzleiter der Feuerwehr sagt.
Die Busse hielten in der Sofienstraße, die Bahnen fuhren zwar noch durch den Bismarckplatz - einsteigen sollten Fahrgäste aber an den nächsten Haltestellen.
Unter Schutzanzügen nahmen Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Proben des Pulvers, die dann zur Berufsfeuerwehr Mannheim zur Analyse durch die dortige Analytische Task Force gebracht wurden.
Dort kam dann heraus, dass es sich um Natriumbicarbonat - Backpulver - handelte. Die Stadt wird den Bismarckplatz nun noch absuchen und reinigen. Kriminaltechniker der Polizei sicherten derweil umfangreiches Beweismaterial.
Erst am Dienstagvormittag war vor der Galeria Kaufhof ein weißes Pulver gefunden worden. Es stellte sich als Mehl heraus, für rund zwei Stunden gab es eine Sperrung am Bismarckplatz.
Bei den Einsätzen am Dienstag und Mittwoch am Bismarckplatz wurden die Einsatzabteilungen Wieblingen und Pfaffengrund zur Unterstützung beziehungsweise Besetzung der Feuerwache alarmiert. Bei beiden Einsätzen waren jeweils rund 40 Einsatzkräfte von Berufs- und freiwilliger Feuerwehr im Einsatz, heißt es in einer Mitteilung der Berufsfeuerwehr Heidelberg.
Update: Mittwoch, 28. August 2019, 12.50 Uhr