"Coffee to go" wird bereits in sechs Cafés in Mehrwegbechern ausgeschenkt. Im Café "Rada" in der Unteren Straße stellen (v.l.) Joel Urbaez, Daisy Schwartz, Bürgermeister Wolfgang Erichson und Lisa Henze von "Recup" die Becher vor. Foto: Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Rund 320.000 Einwegbecher wandern in Deutschland pro Stunde über die Theken von Cafés, Tankstellen und Fast-Food-Restaurants, um kurze Zeit später als Abfall zu enden. "40.000 Tonnen an Müll werden jedes Jahr produziert - für ein paar Minuten Kaffeegenuss", erklärt Umweltbürgermeister Wolfgang Erichson. Die Stadt hat nun einen neuen Partner, um dem Problem Herr zu werden: Die Firma "Recup" hat ein Mehrwegbechersystem entwickelt, das deutschlandweit bereits von 640 Gastronomen genutzt wird. Auch sechs Heidelberger Cafés führen die Becher bereits. Es sollen bald deutlich mehr werden - sogar der Fast-Food-Riese McDonalds ist auf den Zug aufgesprungen.
"Ich glaube, das ist eine richtig gute Lösung", freut sich Erichson: Bei den Cafés mit dem "Recup"-System zahlt der Kunde einen Euro Pfand für den Becher, den er später dort oder bei anderen teilnehmenden Geschäften zurückgeben kann. "Nun müssen wir noch mehr Leute motivieren, mitzumachen", so der Bürgermeister. Das "Café Rada" startete als Pionier mit dem Pfandsystem, kurz nachdem Geschäftsführerin Daisy Schwartz den Laden vor sechs Monaten gemeinsam mit ihrem Sohn Raphael eröffnete. "Wir haben gemerkt, dass nicht jeder sitzen bleiben möchte", erklärt die 59-Jährige. Normale Einwegbecher seien für sie allerdings nie in Frage gekommen: "Wir waren von Anfang an dagegen."
Dafür gibt es allerlei Gründe, wie Abfallberater Valentin Bachem betont: "Sie werden immer so harmlos als Pappbecher bezeichnet, doch sie sind innen mit Plastik überzogen - das ist Restmüll." Bachem und sein Team beschäftigen sich seit eineinhalb Jahren verstärkt mit dem Thema. Während der Gesetzgeber kostenlose Plastiktüten kurzerhand verbot, hält er sich bei den Einwegbechern nämlich zurück. "Wir müssen deshalb auf Multiplikatoren setzen und klarmachen, dass es auch hip ist, Mehrwegbecher zu benutzen", so Bachem. Die Stadt gibt bereits mit der "Becherkarte" einen Wegweiser heraus, in dem Cafés aufgelistet sind, die den Kunden ihren eigenen Becher befüllen und bis zu 20 Prozent Rabatt geben. Mit den neuen Mehrwegbechern soll noch mehr Müll vermieden werden. Einziges Manko bislang ist der Deckel für die neuen Becher. Zurzeit werden noch Einwegdeckel verwendet, doch bald sollen auch wiederverwendbare Exemplare angeboten werden, wenn es nach Lisa Henze geht.
Die Key-Account-Managerin bei "Recup" kümmert sich um größere Kunden und Städtepartnerschaften. "Noch zwei Wochen ist der neue Deckel in der Test-Phase", verriet die 28-Jährige. Der Rest ist bereits ausgereift: "Jeder Gastronom kann sich anmelden, das ist unkompliziert im Internet möglich." Einen Euro pro Tag kostet es die Cafés, den Service von "Recup" zu nutzen, für die Becher zahlen die Gastronomen effektiv nichts. Je mehr mitmachen, desto einfacher wird es für die Kunden: "Den Becher kann man dann überall zurückgeben, ob am Bodensee, auf Sylt oder in Heidelberg", sagt die 28-Jährige. Der Obermeister der Bäckerinnung, Wolfgang Frisch, will bei seinen Kollegen für das System werben. "Bei Kosten von einem Euro pro Tag kann keiner sagen, es sei zu teuer", so Frisch.
Info: Einen Überblick über die teilnehmenden Cafés gibt es im Internet unter http://app.recup.de. Wer mit seinem Geschäft mitmachen möchte, kann dies auf http://partner.recup.de tun. Die "Becherkarte" gibt es auf www.becherkarte.de.