Die Mittermaier-Straße trennt Bergheim-West vom restlichen Stadtteil. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg-Bergheim. Kann ein Quartiersmanagement oder ein "Nachbarschaftsbüro" dabei helfen, aus Bergheim-West eine positive Adresse zu machen? Darüber stimmten die Mitglieder des Bezirksbeirats in ihrer jüngsten Sitzung ab. Sie waren sich einig, dass solch eine Einrichtung sinnvoll wäre.
Für die ersten fünf Jahre sind dafür Finanzmittel in Höhe von rund 770.000 Euro veranschlagt, die Halbtagesstelle einer Fachkraft für soziale Stadtentwicklung inbegriffen. Mitte April hatte eine Agentur für kooperative Stadtentwicklung aus Bochum die Bergheimer an unterschiedlichen Standorten für jeweils eine Stunde befragt. Dabei sollten die Passanten (zum Teil unabhängig von ihrem Wohnort) den Ruf des Stadtviertels einstufen und benennen, was vor Ort erfreulich oder eher ärgerlich ist. Lärmbelästigung durch hohes Verkehrsaufkommen lag bei der Auswertung von über 50 ausgefüllten Bögen als Kritikpunkt klar vorne.
Auf die Passantenbefragung folgten zwei Workshops zum Thema und mit jeweils um die 30 Beteiligten. In der Bezirksbeiratssitzung erläuterte Sonja Schendzielorz von der Agentur die Vorgehensweise bei Erstellung des Gutachtens sowie dessen Ergebnisse und "Handlungsempfehlungen". Schendzielorz: "Die Befragungen haben ergeben, dass Bergheim-West von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht als eigenständiges Stadtviertel wahrgenommen wird." Weiter heißt es, die Identifikation erfolge über den Stadtteil Bergheim, aber noch stärker über die dortigen Wohnblocks. "Blockübergreifende Verbindungen" seien wiederum selten.
Laut städtischer Definition beginnt Bergheim-West westlich der Mittermaierstraße. Die weitere Entwicklung des Stadtteils solle nicht ausschließlich über "zu beseitigende Defizite" gesteuert werden, sondern auch über "positive Vorhaben", ist bezogen auf das Gutachten in der Beschlussvorlage zu lesen, über die Ende November der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss, im Dezember zunächst der Haupt- und Finanzausschuss und schließlich der Gemeinderat zu entscheiden haben. In dem 100-seitigen Gutachten sind mehrere Handlungsfelder für ein Quartiersmanagement definiert. Angefangen bei "A" wie Armut über "G" wie Gesundheit, gefolgt von Nachbarschaft, interkulturelles Miteinander (dies bei 30 Prozent "Migrationshintergrund" in Bergheim-West), Wohnen, Bildung, Unternehmen, Geschäfte, Mobilität, Verkehr.
Apropos Verkehr: Zum Gutachten gehört auch die Auflistung angenehmer und unangenehmer Orte. Als unangenehm empfanden die Befragten unter anderem die Mittermaierstraße, die Bergheimer Straße und die Gneisenaustraße wegen des hohen Verkehrsaufkommens und der damit verbundenen Lärmbelästigung. Der Innenhof des Theodor-Körner-Blocks (Ecke Bergheimer Straße/Czernyring) wird offenbar unterschiedlich wahrgenommen. Bei der Bewertung des Großen Ochsenkopfs und des Landfriedgebäudes ist die Bewertung wieder eindeutig. Dort verweilen die Bergheimer gern. Am Neckar, am Wehrsteg, im Penta-Park und auf dem Gneisenauplatz ebenfalls - obwohl dieser wiederum nah an der B37 liegt.