Bild aus vergangenen Zeiten: 2020 verkündeten die Halle 02-Macher, dass sie den eigenen Kulturbetrieb einstellen. Foto: Leibig
Von Anica Edinger
Heidelberg. 60.000 Euro sind im städtischen Förderprogramm "Soforthilfe Clubs" eingestellt. Sieben Clubs hatten sich für diese Zuschüsse beworben. Für sechs von ihnen bewilligte der Kulturausschuss am Donnerstag die Auszahlung – sie bekommen nun so viel aus dem Topf, wie sie im Jahr 2019 an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) gezahlt haben.
Und der siebte? Der muss noch warten. Denn ob auch die Halle 02 die Förderung in Höhe von 20.000 Euro bekommt, wird erst im nächsten Kulturausschuss entschieden. Mehr noch: Die Halle 02-Betreiber Felix Grädler (der für die Grünen im Gemeinderat, nicht aber im Kulturausschuss sitzt) und Hannes Seibold werden zu der Sitzung im Mai ein-, man könnte auch sagen vorgeladen, um die alles entscheidende Frage zu beantworten: Will das Veranstaltungshaus in der Bahnstadt nach der Pandemie weiterhin Kultur und damit auch Clubkultur anbieten? Dieses Vorgehen beschlossen die Stadträte mit zwei Enthaltungen.
FDP-Stadträtin Simone Schenk fasste es so zusammen: "Die Halle 02 hat deutlich gesagt: Wir machen nicht weiter." Alle erinnerten sich doch sicherlich noch gut an diesen "tränenreichen Abschied", so Schenk. Vor diesem Hintergrund habe sie "große Bauchschmerzen", das Veranstaltungshaus mit einer Kulturförderung zu bedenken. Das sah auch SPD-Fraktionschefin Anke Schuster so: "In der Presse wurde das prägnant kommuniziert, dass die Halle 02 keine Kultur mehr machen will."
Es war der 28. Juni 2020, als die Halle 02-Macher via Pressemitteilung unter dem Titel "Die Halle 02 sagt Goodbye" die Bombe platzen ließen: "Wir haben uns schweren Herzens und nach Abwägung sämtlicher Vor- und Nachteile dazu entschieden, unser Konzept und die Marke Halle 02 bis auf Weiteres zu pausieren und uns zunächst auf andere Geschäftsmodelle zu konzentrieren, um ein Überleben des Betriebes vor Ort und damit seine Existenz zu sichern."
Auch auf der Homepage heißt es seither: "Die Halle 02 musste im Zuge der Corona-Krise ihren Kulturbetrieb einstellen und veranstaltet aktuell keine eigenen öffentlichen Events mehr." Die Betreiber schränken aber ein, dass öffentliche Vermietungen weiterhin stattfinden – im "Güterbahnhof", der Marke, die in den letzten Jahren für Vermietungen an Firmen oder für Hochzeiten genutzt wurde. Die Halle 02 operiert auch nur noch mit der Homepage www.gueterbahnhof.de. Heißt im Klartext: Kultur ja – aber nur noch von externen Veranstaltern, die die Halle 02 beziehungsweise den Güterbahnhof dafür anmieten.
Den Stadträten war das nicht genug. "Wir brauchen Transparenz und Klarheit, wie die Zukunft der Halle 02 aussieht", beteuerte CDU-Stadtrat Matthias Kutsch. Er forderte zudem, dass alle Clubs, die sich für die städtische Förderung beworben haben, nachreichen, ob sie auch Gelder aus anderen Fördertöpfen bekommen haben. Insbesondere meinte er das kürzlich aufgelegte Corona-Nothilfe-Programm für Gema-Mitglieder. "Wir müssen eine Doppelförderung verhindern, auch mit Blick auf die Steuerzahler."
Dass die Clubs ihre weiteren Förderbemühungen nicht mit dem Antrag für den Heidelberger Topf offengelegt haben – wie vor Monaten gefordert – nahm Kulturdezernent Wolfgang Erichson auf seine Kappe – und versprach, dies nachzureichen, wenn es um die Verteilung der restlichen Gelder geht. Denn die sechs Clubs (Cave 54, Villa Nachttanz, Jazzhaus, Musikkneipe Karl, Bräustadel und Breidenbach), die sich beworben hatten, werden nach der Gema-Berechnung nun mit insgesamt rund 17.000 Euro unterstützt. Stimmen die Stadträte doch noch für die Förderung der Halle 02 – sie bekommt mit 20.000 Euro wegen ihrer Größe und den vielen Veranstaltungen 2019 den Maximalbetrag – bleiben noch 23.000 Euro im Fördertopf. Der nächste Stichtag zur Einsendung von Anträgen im Kulturamt ist der 31. März.
Kathrin Rabus (Grüne) wäre es mit Blick auf die wenigen Clubs, die es in der Stadt überhaupt noch gibt, am liebsten gewesen, wenn alle Gelder ohne Bedingungen und ohne eine "Lex Halle 02", wie es Erichson nannte, ausgezahlt worden wären. Denn: "Ich finde es nicht redlich, jetzt alles zu vertagen und an Bedingungen zu knüpfen." Man habe lange und ausführlich im Dezember über die Förderung diskutiert und sie so beschlossen, wie dann auch vom Kulturamt umgesetzt. Nun müsse man auch zu seinem Wort stehen und die Beträge auszahlen – auch an die Halle 02. Wie ihr Grünen-Stadtratskollege Julian Sanwald enthielt sich Rabus bei der Abstimmung.
Mathias Michalski (SPD) schlug unterdessen versöhnliche Töne an. Er habe in der Zeitung schon manches Mal Dinge kundgetan, die er später bereut habe. Vielleicht ginge es den Halle-02-Machern heute ja auch so.