Georg Tsochantaridis (rechts) und Klaus Schächter hoffen am Neuenheimer Flussufer auf viele Gäste mit Spaß am Tretbootfahren. Foto: kaz
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg. Motorboot fahren ohne Führerschein? Das geht. Zumindest wenn es sich bei dem Gefährt um ein umgebautes Tretboot mit Außenbordmotor und gerade mal 2,3 PS handelt. "Das ist ganz leicht zu fahren", lautet der Standardsatz von Klaus Schächter, wenn er beim Tretbootverleih am Neckar Gäste einweist. Der 81-Jährige packt im Betrieb von Georg Tsochantaridis gern mit an, wie er das schon bei dessen Vorgängern getan hat. "Ich bin in der Altstadt aufgewachsen, hab schon als Kind viel Zeit am Neckar verbracht und als Erwachsener ebenfalls", erzählt er. Nach Feierabend – er war "Postler" von Beruf – zog es ihn an den Fluss.
Die Corona-Krise hat den Inhaber des Bootsverleihs zunächst wie so viele Selbstständige schwer getroffen. "Die Auflagen haben uns das Ostergeschäft versaut", sagt der 54-Jährige. Normalerweise hätte ihm das Traumwetter im April einen guten Start in die Saison garantiert. Nun durfte er erst spät im Mai wieder öffnen. Das waren über sechs Wochen ohne Einnahmen, weshalb der Unternehmer Soforthilfe beantragte.
Jetzt ist es besser: Wer Boot fahren will, muss in dieser Woche auch schon mal Schlange stehen. Ohne Anstehen haben es noch Lukas und Lea aus Schwetzingen sowie Batuhan und Ipek aus Reutlingen auf den Neckar geschafft; für die jungen Paare gehört die Bootsfahrt in "Trittgeschwindigkeit" zu einem Tagesausflug nach Heidelberg. Mit seiner Familie mietet der Lehrer Michael Csaszkoczy ein Tretboot. Für Jasmin und Katharina vom Bürgeramt im Rathaus ist der Ausflug auf dem Wasser ein Vergnügen nach Feierabend. "Tut mir leid, bei Motorbooten darf man erst ab 16 Jahren ans Steuer, das ist Vorschrift", erklärt Klaus Schächter einer dreiköpfigen Familie, und der Junior muss die Mama ans Steuer lassen.
Der Tretbootverleih ist montags bis samstags von 14 Uhr bis eine Stunde vor Sonnenuntergang geöffnet, sonn- und feiertags schon ab 13 Uhr. Für Tretboote ist bei der Ausleihe eine Kaution von 20 Euro zu hinterlegen, für Motorboote beträgt sie 50 Euro. Das sollten alle einkalkulieren, die mal wieder auf dem Neckar schippern wollen. Bitte bedenken: Der Fluss ist eine Bundeswasserstraße, auf der auch Ausflugs- und Frachtschiffe verkehren. Denen sollte man nicht in die Quere kommen und sich mit Tret- oder Motorboot doch eher in Ufernähe aufhalten.
Georg Tsochantaridis hat für alle Gäste, die bei ihm "einchecken", ein freundliches Wort. "Auf dem Wasser können Sie die Maske abnehmen", sagt er ihnen. Nur am Bootshaus und an der Kasse gilt Maskenpflicht. In den nächsten Wochen hofft er auch auf Menschen, die "Heimaturlaub" machen, auf Heidelberger, die ihre Stadt mal vom Neckar aus neu entdecken wollen. Der Herr der Boote ist selbst auf dem "Restaurant-Schiff" am Neckar aufgewachsen, das seinen Eltern gehörte, das aber seit einigen Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird und nach umfangreicher Renovierung auf die Wiedereröffnung wartet.