Jana Wissing (vorne rechts) erläutert den Nachwuchsreportern, wie ein Müllfahrzeug funktioniert. Foto: Philipp Rothe
Von Leona Y. Ding, Klasse 9c, Kurfürst-Friedrich-Gymnasium
Heidelberg. Die große Halle ist dunkel, in den Ecken türmt sich Müll, als uns am 5. Februar Jana Wissing, Abteilungsleiterin der Heidelberger Müllabfuhr, durch die Abfallverladestation in Wieblingen führt. "Hier darf immer nur ein Fahrzeug reinfahren, damit beim Zurückstoßen keiner im Weg ist", erklärt Wissing, während uns ein strenger Geruch umgibt.
Betriebsmeister Tobias Barth fährt ein zwölf Meter langes Pressplattenfahrzeug in die Halle. Es sei 15,5 Tonnen schwer und könne etwa zehn bis elf Tonnen Müll laden, sagt Wissing. Zudem verrät sie, dass solch ein Laster etwa 280.000 Euro kostet. Das Pressplattenfahrzeug habe im Inneren eine verschiebbare Wand, die den Müll verdichtet. Beim Biomüll verwende man aber Drehtrommelfahrzeuge. "Schließlich will keiner, dass Flüssigkeit vom Müllauto auf die Straße läuft", scherzt Wissing.
Die Heidelberger Müllabfuhr hat 27 Fahrzeuge. Von denen sind aber nur 17 regelmäßig im Einsatz und die restlichen zehn Reserve. Denn die Autos müssen regelmäßig zum TÜV, und wenn es keine Reserven gäbe, könnte der Müll nicht abgeholt werden, so Wissing. Streiks seien für die Müllabfuhr ungünstig, da sie den Müll früher oder später trotzdem abholen müssten. "Er verschwindet ja nicht einfach." Wissing erzählt uns, dass die Müllabfuhr Heidelberg sechs Teams hat, die je aus drei Fahrern und acht Müllwerkern bestehen. Sie fangen um 5.30 Uhr morgens mit der Arbeit an, holen den Müll von den Bezirken in Heidelberg ab und bringen ihn anschließend nach Wieblingen. Heidelberger müssten auch nur einmal in der Woche daran denken, den Müll rauszubringen, denn Rest-, Bio-, Verpackungsmüll und Papier werde alles an einem Tag abgeholt, berichtet uns Wissing stolz.
Zusammen mit Tobias Barth steigen wir in das Führerhaus, und er erläutert uns die Funktionen der vielen Knöpfe und Geräte. Zum Beispiel gibt es ein Gerät zur Abrechnung der Mülltonnen, das anzeigt, wann, wie oft oder ob überhaupt der Müll geleert wurde. Es sei gar nicht so einfach, ein Müllauto zu fahren, da man es mit einem Abstand von nur fünf Zentimetern zur Hauswand bei Regen, in der Dunkelheit oder bei strahlendem Sonnenschein sicher durch die Straßen lenken müsse. Vor allem in der Altstadt muss man vorsichtig fahren, denn dort sind die Gassen sehr eng und viele Menschen sind unterwegs. Deshalb wird der Müll dort möglichst früh am Vormittag abgeholt.
Barth berichtet auch, dass ein Müllwagen sehr viele tote Winkel hat und sehr gefährlich ist. Im Pfaffengrund wurde im September 2010 jemand von einem Fahrzeug erfasst und verunglückte tödlich, berichtet der Betriebsmeister bedrückt. Vor allem das Rückwärtsfahren sei sehr gefährlich, deshalb versuche man möglichst immer, vorwärts zu fahren.
Um es den Fahrern ein wenig leichter zu machen, gibt es seit Neuestem ein Rückfahrwarnsystem, das alles über eine 3D-Kamera überwacht. Wenn ein Hindernis auftaucht, wird der Wagen sofort gestoppt. Auch wenn nur ein Ast im Weg war, muss der Fahrer das System entsperren, bevor er weiter arbeiten kann.
Trotz der sechs Spiegel, dem Rückfahrwarnsystem und dem Einweiser seien die Fahrer auf sich selbst gestellt, müssten ihre Entscheidungen selbst treffen und immer aufmerksam und konzentriert sein, denn sie dürften sich keine Fehler erlauben, betont Barth. Die Müllwerker haben es ebenfalls nicht einfach, denn jeder von ihnen muss am Tag etwa zehn Kilometer laufen und rund 400 Abfallbehälter leeren. Der Beruf als Fahrer oder Müllwerker ist also weder leicht noch nur für Menschen, die sonst keinen Job bekommen. Auf die Frage, für wen der Beruf als Müllwerker oder Fahrer geeignet ist, sagt Barth, dass es "keine besonderen Empfehlungen gibt, wer den Job machen oder nicht machen soll. Man soll nur das, was man macht, zu 100 Prozent machen". Als wir aus dem Fahrzeug aussteigen, kommt uns wieder der strenge Geruch entgegen, doch den sind wir mittlerweile schon gewohnt.