Alexander Heinzmann präsentiert stolz sein kleines Büchlein. Im Hintergrund der Heiligenberg. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Handschuhsheim. Gab es auf dem Heiligenberg tatsächlich mal eine Keltenstadt? Diese Frage stellt Alexander Heinzmann als Mitglied des Vereins mit dem etwas umständlichen Namen "Schutzgemeinschaft Heiligenberg Handschuhsheimer Geschichtswerkstatt" in seinem neuen Buch, in dem er die sogenannten Ringwälle in den Mittelpunkt rückt. Dieses Befestigungssystem rund um die beiden Bergkuppen ist im Gelände nur noch als schwache Erhebung erkennbar.
Der innere Wall dürfte über zwei, der äußere, tiefer liegende über drei Kilometer lang und eine Pfosten-Schlitzmauer nach keltischer Art gewesen sein. Zwischen den Wällen entdeckte man beim Bau des Gasthauses Waldschenke im Jahr 1929 fünf Wohn-Podien. Von Funden aus der Urnenfelderzeit, vor allem Keramik, ist in dem Buch ebenfalls zu lesen. Mit der Datierung ist die späte Bronzezeit (1300 bis 800 vor Christus) gemeint.
Im Kapitel unter der Überschrift "Befunde und Funde aus dem Siedlungsareal" schreibt Alexander Heinzmann: "Innerhalb der beiden Doppelwälle - an einigen Stellen auch außerhalb - sind über 400 Wohnpodien erfasst worden. Das sind Stellen, an denen man den Hang terrassierte, um darauf Gebäude aus Holz und Lehm zu errichten. Davon ist oberirdisch nichts erhalten. Pfostenlöcher und Gruben lassen sich nur durch Grabungen nachweisen, was bisher kaum geschehen ist."
Alle Erkenntnisse hinsichtlich Alter, Art und Dauer der Besiedlung basieren auf rund 1500 Funden, die in einem Zeitraum von etwa 80 Jahren "ergraben" oder einfach nur gesammelt worden sind. Um 1900 war sich die Forschung einig, dass es auf dem Heiligenberg "eine vorgeschichtliche keltische Siedlung" gegeben haben muss, angelegt "gegen die vordringenden Germanen etwa 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung". Das ist am Wegesrand sogar in Stein gemeißelt.
Um das Jahr 882 entstand am höchsten Punkt des Heiligenbergs auf den Resten einer karolingischen Burg ein Kloster - die Michaelsbasilika. Beim Bau des tiefer gelegenen Stephansklosters um das Jahr 1100 wurden wiederum die keltischen Ringwälle abgetragen. Später "schleifte" der Verschönerungsverein Neuenheim wiederum das Kloster, um 1885 neben dessen Ruine einen Aussichtsturm zu errichten.
In Heinzmanns Buch ist auch einiges über mittelalterliche Kammertore und keltische Zangentore in Befestigungsanlagen zu lesen, die gleichermaßen dazu dienten, Feinde abzuwehren beziehungsweise, sie "in die Zange" zu nehmen. "Ich wollte die vorhandenen Forschungsergebnisse einfach mal zusammenfassen und miteinander vergleichen", sagt Alexander Heinzmann über sein neues Buch, das im letzten Winterhalbjahr entstand.
In seiner "Schlussfolgerung" auf Seite 32 schreibt er über den Heiligenberg zur Keltenzeit: "Hier war ein Zentralort von kultischer, wirtschaftlicher und repräsentativer Bedeutung mit weitreichenden Beziehungen." Mögliche Handelswege, aber auch einfach nur "Ähnlichkeiten" mit anderen keltischen Siedlungen hat er in Skizzen festgehalten. Mit Abbildungen umfasst das Buch nur 44 Seiten, ist aber eine spannende Lektüre und ein lehrreicher Wegbegleiter bei Wanderungen auf dem Heiligenberg.
Info: Das Büchlein "Die Ringwälle auf dem Heiligenberg bei Heidelberg - Keltischer Fürstensitz oder Keltenstadt?" ist in einer Auflage von 200 Stück erschienen und für sechs Euro in der Bücherstube Handschuhsheim, Dossenheimer Landstraße 2, erhältlich.