So funktionieren Corona-Schnelltests bislang: Die F+U-Schule am Hauptbahnhof nutzte das Verfahren bereits im vergangenen Herbst. Binnen weniger Minuten zeigt der Abstrich an, ob eine Corona-Infektion vorliegt. Bald könnten nun die Selbsttests kommen. Foto: Philipp Rothe
Von Julia Lauer, Anica Edinger und Jonas Labrenz
Heidelberg. Gewissheit binnen 15 Minuten: Die massenweise Anwendung von Corona-Schnelltests ist aus Sicht vieler Forscher ein Schlüssel für den Weg aus dem Lockdown. Bislang darf nur medizinisch geschultes Personal solche Tests durchführen. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn soll es sie bald aber auch für den Hausgebrauch geben. Dann könnte sich jeder schnell und einfach selbst testen. Ein sinnvolles Instrument im Kampf gegen das Virus? Heidelberger Beiträge zu einer bundesweiten Debatte:
> Was die Wissenschaft sagt: Wissenschaftler aus Heidelberg und Berlin konnten zeigen, dass auch angeleitete Selbstabstriche in der vorderen Nase zu guten Ergebnissen führen können. Das untersuchten sie bei 39 Personen, bei denen mit einem PCR-Test eine Corona-Infektion nachgewiesen wurde. Bei 31 Infizierten (knapp 80 Prozent) zeigte auch der Antigen-Schnelltest ein positives Ergebnis an, wenn der Abstrich tief in der Nase genommen wurde. Als die Studienteilnehmer sich selbst testeten und dazu eine Probe aus der vorderen Nase nahmen, zeigte der Selbsttest in 29 Fällen (rund 74 Prozent) das korrekte Ergebnis an. "Dass Antigen-Schnelltests nicht so sensitiv sind wie die PCR, hatten wir natürlich erwartet", erklärt die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Dr. Claudia Denkinger, die die Sektion Klinische Tropenmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg leitet. Insbesondere bei Patienten mit hoher Viruslast könnten die Selbsttests jedoch mit großer Zuverlässigkeit (96 Prozent) eine Infektion anzeigen. "Festere Tupfer, die sich besser für den Abstrich im Nasenvorhof eignen, könnten die Genauigkeit des Tests noch erhöhen", sagt sie.
> Was die Stadt über Tests an Kitas und Schulen sagt: "Wir haben gerade alle Hände voll zu tun, um die neue Teststrategie des Landes für Kitas und Schulen ab Montag umzusetzen", erklärt ein Stadtsprecher. Da Selbsttests noch nicht einmal zugelassen seien, habe das nun Priorität. Zweimal die Woche sollen laut Land Erzieher und Lehrer ab Montag und bis zu den Osterferien mittels Antigenschnelltest auf das Coronavirus getestet werden. Der Städtetag Baden-Württemberg hat nun die Kommunen gebeten, ihren Bedarf an Schnelltests zu melden: "Bis Ostern wären das in Heidelberg 80.000 Tests für 2500 Beschäftigte an Kitas und 4300 an Schulen", so der Stadtsprecher. Es sei offen, ob diese Anzahl an Tests auch tatsächlich vom Land gestellt werden könnte. Und wenn ja: "Wer führt sie unter welchen Bedingungen durch?", fragt der Stadtsprecher. Das seien noch offene Fragen, die sich über kurz oder lang auch beim Thema Selbsttests stellen würden. Grundsätzlich gelte aber, dass die Stadt es begrüße, wenn künftig intensiv getestet werde. Denn: "Viel Testen hat sich als wirkungsvoll erwiesen, um die Corona-Pandemie einzudämmen."
> Was die Altenheime sagen: Hier sieht man die neuen Selbsttests kritisch. "Wer testet die Tests?", fragt Jörn Fuchs, Geschäftsführer der Paritätischen Sozialdienste, der gleich drei Heime leitet und schlechte Erfahrungen mit Schnelltests gemacht hat. Und auch Andreas Lauer, Leiter der Pflegeheimat St. Hedwig, sagt: "Wie zuverlässig die sind, muss man sich nochmal anschauen." Es sei auch nicht so, dass die Besucher dem Heim wegen der unangenehmen Abstrich-Tests fernblieben, so Lauer. "Wir haben da keinen Druck, umzuschwenken." Auch selbst durchgeführte Abstrich-Tests überzeugen die beiden Heimleiter im Hinblick auf Besucher-Testungen nicht. Lauer: "Wie habe ich denn die Sicherheit, dass die Person das richtig gemacht hat?" Für Mitarbeiter könnte das aber eine Erleichterung sein, so Fuchs: "Für sie wäre es einfacher."