Von Micha Hörnle
Heidelberg. Im westlichen Bergheim, direkt am Bahnhof, bahnt sich eine große Neuordnung an. Die lag schon in der Luft, als die Heidelberger Druckmaschinen Anfang 2015 ihre Zentrale nach Wiesloch umzogen und immer wieder angekündigt wurde, das Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) in der Bergheimer Straße über kurz oder lang auch "mitzunehmen". Und auch die Zukunft der Print Media Academy (PMA) war lange unklar. Doch gestern lichtete sich der Schleier - ein Überblick:
"Heideldruck" behält die Print Media Academy: Vor rund einem Jahr kaufte das Unternehmen den markanten Glaskubus am Bahnhof vom einstigen Eigentümer, der Landesbank-Tochter Südleasing, zurück. Nun ist klar: "Heideldruck" will das Gebäude auch langfristig behalten - und setzt auch ein Signal für den Traditionsstandort: "Das Herz der Heidelberger Druckmaschinen schlägt auch weiterhin in Heidelberg", sagt Finanzvorstand Dirk Kaliebe. Das Gebäude mitsamt der markanten Skulptur "S-Printing Horse" stehe nun einmal wie kaum ein anderes für das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen, so Kaliebe. Nun soll die PMA vor allem repräsentativen Veranstaltungen, wie beispielsweise Kundenempfängen, dienen. Keinesfalls wird hier der Vorstand residieren - es gilt immer noch das alte Credo von Ex-Chef Gerold Linzbach "Raus aus den Palästen, rein in die Zelte": Auch die "Großkopferten" bleiben wie gehabt am Produktionsstandort Wiesloch. "Heideldruck", das im Moment nur eine Etage der PMA, die elfte, nutzt, wird sich aber kaum ausbreiten, sondern die restlichen sechs Etagen vermieten. Momentan sitzen HeidelbergCement und die Softwarefirma Sovanta in jeweils zwei Stockwerken, zwei stehen leer. Aber ist denn die PMA mit ihrer großzügigen Architektur und dem vielen freien Raum nicht ein einziges Groschengrab? "Nein", sagt Kalibe, "wir arbeiten hier kostendeckend." Für den normalen Heidelberger wird sich nicht viel ändern, seitdem es im Erdgeschoss keine Bar und in der zwölften Etage kein Edelrestaurant wie einst unter Manfred Schwarz mehr gibt: Denn an eine Wiederauflage ist nicht gedacht: "Es wird kein Laufpublikum mehr geben", sagt Kaliebe.
Die GGH kauft das Forschungszentrum: Es ist ein bisschen wie ein Deal unter Nachbarn. Die städtische Wohnungsgesellschaft GGH weihte vor eineinhalb Jahren ihren neuen Firmensitz an der Bergheimer Straße ein, direkt neben dem Forschungs- und Entwicklungszentrum der Druckmaschinen. Als sich abzeichnete, dass deren Entwickler nach Wiesloch gehen werden, nahm GGH-Chef Peter Bresinski Kontakt zur Firma auf - denn das riesige, 1989 errichtete Gebäude, das bis zur Alten Eppelheimer Straße reicht, ist stadtentwicklungspolitisch wichtig. Zeitgleich zeichnete sich ab, dass die Stadtwerke in ihrer alten Hauptverwaltung direkt neben der alten Druckmaschinen-Zentrale nicht mehr ewig bleiben können. Das Gebäude in der Kurfürsten-Anlage gilt als sanierungsbedürftig und entspricht nicht mehr den neuesten Brandschutzauflagen. Nun sollen die Stadtwerke in das von der GGH neu gekaufte Gebäude ziehen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, aber eine Summe von 20 bis 25 Millionen Euro für den Komplex mit einer Gesamtfläche von 39.000 Quadratmetern auf acht Etagen (drei unter-, fünf oberirdisch) gilt als realistisch. "Wir haben nichts verschenkt, aber auch nicht um jeden Euro gepokert", sagt Kaliebe. Zusätzlich wird die GGH 28 Millionen in die Sanierung investieren, allerdings bleibt die Außenfassade unangetastet. 2020 werden nach dem Umbau die Stadtwerke 80 Prozent des alten FEZ anmieten. Noch Ende dieses Jahres werden die rund 1000 "Heideldruck"-Mitarbeiter des FEZ nach und nach gen Wiesloch umziehen, danach bleiben "weniger als 100 in Heidelberg" (Kaliebe) - am neu-alten Druckmaschinenstandort Print Media Academy.
Was aus der Stadtwerke-Zentrale wird: Das steht noch nicht ganz fest, allerdings liegt es nahe, dass dieses Gebäude wie auch das angrenzende der einstigen Druckmaschinen-Hauptverwaltung (siehe Artikel links) abgerissen und durch Wohnhäuser ersetzt wird. Möglicherweise könnte das sogar zeitgleich geschehen. Damit werden 300 Meter Kurfürstenanlage direkt am Bahnhof völlig neu genutzt - das erinnert an das Projekt der nahen "Gutenberghöfe": Auf dem ehemaligen Produktionsgelände von "Heideldruck" in der Alten Eppelheimer Straße entstanden von 2007 bis 2010 74 Wohnungen in 13 Gebäuden.