Groß, größer - Audimax

Spatenstich für das größte Hörsaalgebäude im Uni-Campus

Ministerin Bauer: "Selbstbewusste Antwort auf Virus" - Schenkung der Tschira-Stiftung

08.10.2020 UPDATE: 09.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Mitten im Campus und zu allen Seiten offen: So soll das neue Hörsaalgebäude im Neuenheimer Feld einmal aussehen. Wenn alles nach Plan läuft, wird es Ende 2023 eröffnet. Visualisierung: Bernhardt + Partner Architekten

Von Denis Schnur

Heidelberg. Die Mensa ist noch geschlossen, an den Instituten ist kaum etwas los, viele Lehrveranstaltungen werden auch in Zukunft erst einmal weiter digital stattfinden. Kurz: Auf dem Uni-Campus im Neuenheimer Feld ist derzeit so wenig los wie selten. Und doch startete dort gestern mit einem feierlichen Spatenstich der Bau des neuen Audimax. "Es ist schon ein bisschen skurril, was wir hier machen", startete entsprechend auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ihre Ansprache. "Die digitale Lehre boomt und wir bauen ein extragroßes Hörsaal-Gebäude."

Spatenstich mit Abstand: Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium (v.l.), Oberbürgermeister Eckart Würzner, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Rektor Bernhard Eitel, Carsten Könneker von der Klaus Tschira Stiftung und Architekt Michael Wießner. Foto: Rothe

Doch die Ministerin und alle anderen Redner waren sich einig: "Wir tun hier genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt." Denn wenn das Gebäude Ende 2023 fertig werde, habe man das Virus mit Sicherheit im Griff. Und trotz aller Vorteile der Digitalisierung werde die Lehre dann wieder hauptsächlich in den Räumen der Hochschulen erfolgen: "Die Universität bleibt ein Ort des Austauschs und der Offenheit", betonte Bauer. Zu einem Studium gehöre nunmal auch, dass Menschen miteinander reden und streiten – und das müsse so bleiben. "Wir lassen uns nicht vereinzeln." Deshalb sei der Bau des Hörsaal- und Lernzentrums eine "selbstbewusste Antwort auf das Virus".

Hintergrund

> Das Auditorium maximum (Audimax) ist der größte Hörsaal einer Universität. In Heidelberg ist das bislang der Hörsaal der Chemie mit rund 620 Plätzen. Im neuen Hörsaal- und Lernzentrum, dem "AudimaX", wie die Klaus-Tschira-Stiftung es nennt, wird es dagegen einen Raum mit

[+] Lesen Sie mehr

> Das Auditorium maximum (Audimax) ist der größte Hörsaal einer Universität. In Heidelberg ist das bislang der Hörsaal der Chemie mit rund 620 Plätzen. Im neuen Hörsaal- und Lernzentrum, dem "AudimaX", wie die Klaus-Tschira-Stiftung es nennt, wird es dagegen einen Raum mit Platz für 900 Zuhörer geben. In zwei kleineren Hörsälen, die man zusammenschalten kann, sollen 500 weitere Plätze entstehen. Die Räume und das Foyer sollen auch für große universitäre Veranstaltungen genutzt werden.

> Das gemeinsame Lernen soll ebenfalls eine zentrale Rolle in dem Neubau einnehmen. Die Universitätsbibliothek wird einziehen, außerdem wird es zahlreiche Arbeitsräume für die Studierenden geben. Auch im Außenbereich soll es laut den Architekten Raum für Zusammenkünfte geben.

> Die Klaus-Tschira-Stiftung übernimmt die Planung und den Bau des Gebäudes – und schenkt es anschließend dem Land, damit die Universität es exklusiv nutzen kann. Zu den Kosten macht die Stiftung – wie bei allen Projekten – keine Angaben. Jedoch hat das Land für die Erschließung des Areals sowie für neue Leitungen 3,3 Millionen Euro investiert. dns

[-] Weniger anzeigen

Schließlich werden im "AudimaX", wie das größte Hörsaalgebäude der Universität heißen soll, das gemeinsame Lernen und der Austausch im Vordergrund stehen. Dazu dürfte auch die Lage des Neubaus beitragen: Er befindet sich inmitten "eines der bedeutendsten Wissenschaftsareale Europas", wie Uni-Rektor Bernhard Eitel erklärte. Nördlich von Zentralmensa und Theoretikum – wo bis vor einigen Jahren das Mathematische Institut (Im Neuenheimer 288) untergebracht war – kommen in normalen Zeiten täglich Tausende Menschen vorbei.

Möglich wurde der Neubau erst durch die Klaus-Tschira-Stiftung. Sie hat ihn geplant, finanziert ihn – und schenkt ihn dann dem Land. Ihr Gründer, der 2015 unerwartet verstorbene SAP-Gründer Klaus Tschira, hatte stets großen Wert darauf gelegt, mit seinem Vermögen die Wissenschaft und deren Austausch mit der Gesellschaft zu stärken. Dazu hat seine Stiftung in Heidelberg unter anderem schon das "Haus der Astronomie" auf dem Königstuhl sowie das Mathematikon wenige Hundert Meter entfernt von der Baustelle finanziert. "Jetzt wollen wir den Fokus noch stärker auf die Studierenden legen", betonte Geschäftsführer Prof. Carsten Könnecker beim Spatenstich. Das neue Zentrum soll "der größte, großzügigste und hoffentlich großartigste Lernort im Neuenheimer Feld" werden. Darin könne man künftig, so Könnecker, "das Studierenden-Dasein zelebrieren".

Auch interessant
Klimaschutz, Sicherheit, Straßen: Das wird 2020 wichtig in Heidelberg (Update)
Universität Heidelberg: "Es gibt Spielräume und die sollten genutzt werden"
Heidelberg: Ab Herbst 2020 soll im Neuenheimer Feld ein Audimax gebaut werden

Klar, dass dieses Engagement bei Land, Uni und Stadt gerne gesehen wird. "Das Geschenk der Klaus-Tschira-Stiftung an die akademische Gemeinschaft unserer Universität ist ein Beispiel besten Stiftens", lobte etwa Rektor Eitel. "Uneigennützig, zukunftsgewandt und mit investiver Hebelwirkung für den Standort und die Institution Universität." Schon seit Jahrzehnten wünsche sich die Uni ein Audimax und plane das Land eine ansprechende Campus-Mitte.

Doch bislang habe dafür stets das Geld gefehlt. "Wir sind eine dynamische Forschungsuniversität", betonte Eitel. "Daher waren Forschungsbauten immer dringender." Wenn nun endlich mit dem Bau des Hörsaalzentrums begonnen werde, nehme für ihn jedoch "ein Traum" Gestalt an.

Und auch Oberbürgermeister Eckart Würzner lobte die Pläne in höchsten Tönen und zeigte sich begeistert vom Engagement der Tschira-Stiftung: "Ohne Mäzene und Stiftungen wären wir nicht das, was wir jetzt sind: ein weltweiter Spitzenstandort der Wissenschaft."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.