Galerie Arabeske Heidelberg

Ein Wiedersehen im Farbenrausch

Vor 20 Jahren war der syrische Künstler Ibraham Jalal erstmals zu Gast - Nun ist der Wahlfranzose mit einer Ausstellung zurück

22.06.2018 UPDATE: 24.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Ibraham Jalal kommt aus Syrien, lebt in Paris und stellt seine Gemälde jetzt in Heidelberg aus. Foto: Hentschel

Von Jonas Labrenz

Heidelberg. Ibraham Jalal ist kein Politiker - "nur ein Mensch mit Gefühlen", so der Künstler, dessen abstrakte Bilder gerade in der Galerie Arabeske ausgestellt sind. Der in Syrien geborene Jalal ist damit zum zweiten Mal in dem Kulturzentrum zu Gast: Bereits vor 20 Jahren - als die Galerie gerade eröffnete - stellte er schon einmal seine Bilder aus. "Im Farbenrausch des Wiedersehens: Paris - Damaskus - Heidelberg" ist folgerichtig der Titel der aktuellen Ausstellung, in dem der bereits seit 45 Jahren in Frankreich lebende Künstler auch düstere Werke präsentiert, die das Leid in seiner Heimat verdeutlichen.

"Es ist ein großer Moment heute für uns", freute sich Nadja Madani-Moudarres bei der Eröffnung der Ausstellung. Sie hat die Galerie mit aufgebaut und kann sich noch gut an die Anfänge erinnern: "Ich weiß noch genau, wo Deine Bilder damals hingen", erzählt sie dem Künstler.

Der ist schließlich auch nicht irgendwer: 1947 in Idlib geboren, studierte der heute 70-Jährige erst in Damaskus und später in Paris, wo er auch nach seiner Ausbildung blieb: "Ich war verliebt", verrät Jalal. Verliebt allerdings erst in die Kunst und das Lebensgefühl der Metropole - später auch in eine Frau.

Seine abstrakten Gemälde sind mal hell, wenn sie von seinem Garten berichten - oder düster und kalt, wenn es um den Bürgerkrieg in seiner Heimat geht: "Die Bilder sind meine Reaktion darauf, was gerade in Syrien passiert", erzählt der 70-Jährige traurig. Auch wenn er das Land bereits seit bald 50 Jahren verlassen hat, gehen ihm die Geschehnisse ans Herz: "Nachbarn töten einander."

Seine Bilder verdeutlichen die absurde Situation. "Blut eines syrischen Schiiten" und "Blut eines syrischen Sunniten" sind Bilder, die sich auf den ersten Blick nur schwer unterscheiden lassen - und bringen so auf den Punkt, dass Leid, Blut und Tod keine Frage der Religionszugehörigkeit sind.

Jalals Kunst erhebt trotzdem nicht den moralischen Zeigefinger. So macht es auch die Galerie Arabeske, die sich der Kulturvermittlung verschrieben hat. Die Besucher berichten von der angenehmen und zwanglosen Atmosphäre: "Ich hab mich hier gleich sehr wohl gefühlt, weil es sehr herzlich zugeht", erzählt Barbara Kirchner.

Die Ausstellung ist erst die zweite Veranstaltung, zu der sie in die Galerie kam, doch sie plant schon, in Zukunft die Verbindungen noch zu vertiefen: In Dossenheim ist sie in einer Theatergruppe, in der viele Flüchtlinge spielen und überlegt: "Vielleicht könnte man hier mal was aufführen." Andere kennen die Galerie schon, seit sie vor 20 Jahren öffnete: "Hier gab es immer viel Engagement, das war sehr schön", erinnert sich eine Besucherin, die regelmäßig zu den Ausstellungen, Lesungen oder Musikabenden kommt.

So unscheinbar das Kulturzentrum auch auf den ersten Blick scheinen mag - neben namhaften Künstlern sind auch immer wieder wichtige Persönlichkeiten wie der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft zu Gast. Und auch namhafte Institutionen wie das Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das Auswärtige Amt oder die Heinrich Böll Stiftung unterstützen die Galerie.

Jalal ist auch kein unbekannter Künstler, sondern unter den abstrakten Malern renommiert. So ist es für Madani-Moudarres eine vielfach besondere Ausstellung.

Info: Bis Sonntag, 15. Juli, ist die Ausstellung in der Galerie Arabeske, Dossenheimer Landstraße 69, zu sehen. Geöffnet ist jeweils mittwochs bis freitags von 17 bis 20 Uhr und samstags von 14 bis 17 Uhr.

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