Stefanie Jansen soll Bürgermeisterin für Soziales, Familie, Chancengleichheit und Bildung werden. Foto: Philipp Rothe
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Die rund zweistündige Debatte ließ es schon erahnen, das Ergebnis war dann eindeutig: Stefanie Jansen, zurzeit Dezernentin beim Rhein-Neckar-Kreis im Amt für Jugend und Soziales, soll die Nachfolge von SPD-Sozialbürgermeister Joachim Gerner antreten. Er geht zum Jahresende in den Ruhestand und die SPD hat für die frei werdende Stelle ein Vorschlagsrecht.
Am Samstag stimmten zwei Drittel der rund 80 SPD-Mitglieder in einer Kreisdelegiertenkonferenz im Gesellschaftshaus im Pfaffengrund für die Heidelbergerin. Damit setzte sie sich überraschend klar gegen ihren Mitbewerber Andreas Osner, Sozial- und Kulturbürgermeister in Konstanz, durch. Mit der 52-jährigen Mutter einer Tochter wird somit die seit Jahren männliche Bürgermeister-Riege der Stadt wohl bald von einer Frau ergänzt. Ein politisches Zeichen, dass in der Stadtgesellschaft schon lange von vielen Heidelbergerinnen und Heidelbergern gewünscht wird.
Es sei "unter zwei sehr guten Bewerbern eher eine Wahl der Qual gewesen", betonte Kreisvorsitzender Sören Michelsburg im Nachhinein. "Stefanie Jansen überzeugte letztlich mit ihrer regionalen Fachkompetenz und ihren frischen Ideen zu sozialen Fragen in ihrer Stadt", kommentierte er das Wahlergebnis.
Zur großen Freude der Anwesenden hatte Jansen eine Überraschung im Gepäck, denn nach ihrer politischen Biografie befragt, ließ sie die Katze aus dem Sack: Seit vergangener Woche hat die Dezernentin ein SPD-Parteibuch. Bislang habe sie sich nicht politisch engagiert. "In diesen Zeiten wird es aber immer wichtiger, sich politisch zu positionieren. Und in der SPD fühle ich mich gut aufgenommen", erklärte sie den Schritt. "Es geht mehr denn je um Solidarität und Gerechtigkeit." Das hörte man gerne bei den Sozialdemokraten und es gab viel Applaus. Denn ihre perfekt gegliederte Antrittsrede machte auch deutlich: Hier ist ein Mensch unterwegs, der strukturelles Denken mag und klare Linien. In ihrem jetzigen Job im Rhein-Neckar-Kreis verwaltet sie ein Budget von 260 Millionen Euro, trägt für 540 Mitarbeiter die Verantwortung und kümmert sich um die sozialen Belange von rund 540.000 Menschen in 54 Kommunen. "Aber ich kann nicht direkt wirken, ich stoße oft an die Grenzen der Gesetze. Deshalb begeistert mich der Gedanke, Sozialbürgermeisterin zu werden." Punkt für Punkt arbeitete sie das Anforderungsprofil der Stellenbeschreibung ab, um dann selbstbewusst zum Schluss zu kommen: "Das kann ich alles."
Die SPD-Mitglieder wollten hören, welche Themen ihr besonders am Herzen liegen: Abgestimmte Kinderbetreuung in der gesamten Stadt und Quartiersmanagement in jedem Stadtteil, Teilhabe an Bildung, Schuldnerberatung, Programme für Langzeitarbeitslose, Unterstützungen für Alleinerziehende und kinderreiche Familien und Seniorenpolitik. Denn: "Gerade jetzt ist wichtig – es darf keine Corona-Verlierer geben." Viele Anwesende nickten da. "Die Frau wird für Power sorgen im Rathaus", meinte ein Genosse anerkennend.