Margareta Pavaloi leitet das Völkerkundemuseum im denkmalgeschützten Palais Weimar, Robert Bitsch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter. Dass die beiden überhaupt noch zu zweit dort arbeiten können, ist auch der finanziellen Unterstützung der Stadt zu verdanken. Foto: Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Für Margareta Pavaloi war es ein Befreiungsschlag. Endlich. Der Haupt- und Finanzausschuss hat jetzt den restlichen Zuschuss freigegeben, den sich die Direktorin des Völkerkundemuseums jahrelang hart erkämpft hat. Rund 8000 Euro hatte das Museum im denkmalgeschützten Palais Weimar in der hinteren Hauptstraße zuvor jährlich von der Stadt bekommen – jetzt sind es 250.000 Euro für das Jahr 2019, 200.000 für 2020. 100.000 Euro waren noch zurückgehalten worden, bis die Direktorin ein Konzept vorlegt – was sie nun getan hat.
Auch der Streit im Kuratorium der Portheim-Stiftung, Träger des Museums (siehe Hintergrund), scheint endlich beigelegt. Pavaloi jedenfalls sagt: "Es ist Normalität eingekehrt." Viel wichtiger ist für sie aber heute: "Wir freuen uns, dass wir mit unserem Haus im Gemeinderat angekommen sind." Dass man endlich wertgeschätzt werde. "Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", so Pavaloi – und zeigt in der Sonderausstellung zum Jubiläum "100 Jahre Portheim-Stiftung" stolz die ganz banalen Dinge, die mit mehr Geld möglich sind: Eine bessere Beleuchtung wurde etwa angeschafft, die Ausstellungstafeln sind mit einem bedruckbaren und nicht entflammbaren Stoff bezogen, der wirklich etwas her macht. "Die Tafeln sind natürlich wiederverwendbar", sagt die Direktorin. Nur die Stoffe müssten immer wieder neu bedruckt werden. Schon lange habe sie diese im Blick gehabt. Sie jetzt zu kaufen, gehört zu den kleinen Freuden einer Museumsdirektorin.
In die Planung für das kommende Jahr ist Pavaloi mit ihrem wissenschaftlichen Mitarbeiter Robert Bitsch schon eingestiegen. Auch das ist ein Vorteil einer soliden finanziellen Ausstattung: Planungssicherheit. "Wir werden eine Zusammenarbeit mit einer modernen, indischen Künstlerin zeigen", erklärt Bitsch. Außerdem ist eine Ausstellung zu chinesischer Kalligrafie in Vorbereitung. Dass die beiden überhaupt noch zu zweit im Museum arbeiten können: Auch das ist ein Ergebnis der finanziellen Unterstützung der Stadt.
Auch das Jubiläum der Stiftung soll im kommenden Jahr noch weitergeführt werden. Zumal die Festlichkeiten im Sommer dieses Jahres genau mit der Hochphase der Kanalsanierung in der Hauptstraße Ost zusammenfielen. "Das war ein kleiner Wermutstropfen in diesem Jahr", sagt Pavaloi, obschon die Maßnahme natürlich dringend notwendig gewesen sei. Dennoch seien deutlich weniger Besucher ins Museum gekommen als zuvor, eine Zeit lang habe man wegen der massiven Erschütterungen durch die Tiefbauarbeiten Angst um die Keramik-Bestände in der Sammlung gehabt. "Wir waren nicht anfahrbar", sagt Pavaloi. Insbesondere ältere Besucher seien deshalb ausgeblieben.
Doch mittlerweile ist auch die Baustelle weitergezogen und der Betrieb hat sich normalisiert. Jetzt arbeitet man im Völkerkundemuseum noch an einer eigenen Baustelle: Der Nebenflügel, der lange Zeit vom "Heidelberger Kreis" bevölkert war, ist endlich frei und bietet wertvollen Platz für die Bibliothek oder Veranstaltungen wie Workshops oder Seminare. Die wurden bislang immer inmitten der Ausstellungen abgehalten – was nie optimal war.
Und noch ein weiteres Großprojekt steht auf Pavalois und Bitschs Liste: eine Dauerausstellung. "Die brauchen wir dringend", sagt Pavaloi. Denn so könne man auch ein viel größeres pädagogisches Angebot für Schulklassen machen. "Lehrer brauchen Planbarkeit", sagt die Museumsdirektorin. Mit wechselnden Sonderausstellungen könne man das nicht bieten. Die Dauerausstellung soll ins ehemalige Asmat-Haus, ein Holzanbau im Innenhof, allerdings müssen die Stücke der ehemaligen Ausstellung von dort erst noch weggebracht werden. Unterdessen arbeite man an einem Konzept, berichtet Pavaloi. Bis zu den nächsten Verhandlungen für den Doppelhaushalt könnte es fertig sein.
Info: Unter dem Motto "Beethoven bei uns" veranstaltet SWR2 am Sonntag, 15. Dezember, zum Auftakt des Beethoven-Jubiläumsjahres 2020 sechs Konzerte – eines davon um 20 Uhr im Völkerkundemuseum – samt Liveübertragung. Hier geht es zur Ticketbuchung.