In der Co-Making-Space-Werkstatt am Czernyring wird eifrig gebastelt und getüftelt. Unser Foto zeigt von rechts den ehrenamtlichen Mitgründer Lukas Frese mit den Mitgliedern Birgitt, Kim und Johannes (v.r.). Es ist noch Platz für weitere Mitglieder. Foto: Friederike Hentschel
Von Marion Gottlob
Heidelberg. Es ist ein Mix aus allerneuester Technik und Handwerk: In der Werkstatt "CoMaking-Space" am Czernyring sind Bastler, Tüftler und Heimwerker willkommen. Die Heidelberger Lukas Frese, Ciaran Behan, Mitja Kleider und Patrick Kübler sind die Gründer der gemeinnützigen GmbH: "Wir bieten unseren Mitgliedern eine große Werkstatt, Werkzeug und Maschinen, um kreativ zu werden. Hier kann jeder eigene Ideen umsetzen und Prototypen fertigen - gerne geben wir Tipps und Hinweise."
Der 26 Jahre alte Lukas Frese hat zum Beispiel Biologie studiert und arbeitet an seiner Promotion. Patrick Kübler (23) absolviert das Masterstudium in der Molekularbiologie. Beide hatten schon in der Kindheit dank ihrer Großväter die Chance, handwerklich aktiv zu werden. "Mein Opa war Schmied und hat mir alles gezeigt, was man an einer guten Werkbank so machen kann", so Lukas Frese.
Aus dem Interesse der Kindheit ist nun ein ehrenamtliches Engagement entstanden. In der mehr als 200 Quadratmeter großen Werkstatt im Czernyring 15 finden die Teilnehmer alles, was ein Bastler-Herz begehrt. Zum Beispiel kann man mit den neuen 3D-Druck-Verfahren experimentieren. Lukas Frese lacht: "Ich habe meine Braut auf den Arm genommen, wir wurden von allen Seiten fotografiert, mit Hilfe dieser Daten hat der Drucker dann unsere Figur für die Hochzeits-Torte gedruckt."
In einer Vitrine sind Druck-Beispiele wie Schilder, Lampen, aber auch ein kleiner Frosch zu sehen. Patrick Kübler zeigt ein Getriebe, in dem viele bunte Zahnräder ineinandergreifen. "Von Hand bräuchte ich dafür viele Wochen, mit dem Drucker dauert das wenige Stunden." So hat Lukas Frese auch für seine wissenschaftliche Arbeit mit Fischen passgenaue Halterungen für ein Aquarium gedruckt. Gerade arbeiten die Bastler unter anderem an einem 3D-Scanner für präzise Fotografien, die Einzelteile werden natürlich gedruckt.
Die Werkstatt ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Im Elektronik-Areal blinkt die ausrangierte Display-Anzeige einer alten Straßenbahn den Besuchern einen Gruß entgegen: "Hallooooo!" Teilnehmer können selbst Microcontroller programmieren lernen, mit denen solche und andere Hardware-Projekte zum Leben erweckt werden. Im neuen "Precious Plastic Heidelberg"-Bereich hat Florencia aus geschmolzenen Plastikdeckeln eine Lampe hergestellt. Im Metallbereich der Werkstatt stehen den Nutzern neben traditionellem Handwerkszeug etwa eine computergesteuerte, selbst gebaute Fräs-Maschine, eine Sandstrahl-Kabine, eine Bandsäge und eine Drehmaschine zur Verfügung. Im Freien gibt es eine eigene Schweißkabine. Frese betont: "Wir achten auf Sicherheit."
In der Holz-Werkstatt stellt Emanuel gerade sein Bett her: "Ein Echtholz-Bett ist nicht selbstverständlich. Ich kann es nach meinen eigenen Wünschen gestalten und hier Krach machen, ohne Nachbarn zu stören." Birgitt wiederum fertigt Deko-Elemente mit Erde von Jerusalem und Wasser vom Jordan für acht Bibeln. Sie lächelt: "Die erste Bibel ist ein Geschenk für eine Taufe."
Die Organisation Co-Making-Space zählt mittlerweile fast 60 Mitglieder, bietet aber noch Platz für mehr. Der monatliche Beitrag kostet 25 Euro (für Miete, Nebenkosten und Anschaffung von Geräten), um die Materialien kümmert man sich in der Regel selbst. Wichtig ist vor allem das Interesse am Selbermachen. Helfer stehen ehrenamtlich für Fragen zur Verfügung. Lukas Frese sagt: "Wir erproben gerne neue Techniken, von denen man erst einmal gar nicht genau weiß, welche Ergebnisse man haben wird."
Info: www.comakingspace.org oder per E-Mail an info@comaking.space.