Der Recyclinghof (rot umrandet) am Oftersheimer Weg liegt auf Kirchheimer Gemarkung zwischen Speyerer Straße und dem ehemaligen US-Militär-Flugplatz. Für die Grünen ist es ein optimaler Standort für den RNV-Betriebshof, da es dort noch Erweiterungsmöglichkeiten gibt. Foto: Stadt/RNZ-Repro
Von Timo Teufert
Heidelberg. Ist der Recyclinghof am Oftersheimer Weg ein echter Alternativstandort für den Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), oder ist er es nicht? Im Vorfeld des Bürgerentscheids am 21. Juli wird darüber hitzig diskutiert, nachdem die Grünen ihre Kampagne "3 x Ja" vorgestellt haben: Ja zum Erhalt der Ochsenkopfwiese, ja zur Verlagerung des Betriebshofes an die Speyerer Straße und - so die Vision der zukünftig stärksten Gemeinderatsfraktion - ja zu einer klimafreundlichen Straßenbahn-Anbindung des Patrick Henry Village (PHV).
"Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen - und der Oberbürgermeister hat ja erst vor kurzem den Klimanotstand ausgerufen -, dann müssen wir darüber nachdenken, wie wir den Nahverkehr weiter ausbauen", sagt Derek Cofie-Nunoo von den Grünen. Nur mit einem Ausbau könne man auch die Verkehrsprobleme in den Griff bekommen.
"Wir müssen das Thema aber regional denken, weil das Problem vor allem durch die Einpendler verursacht wird", so der zukünftige Stadtrat. Deshalb engagiere man sich für den Alternativstandort Recyclinghof, weil der als einziger ausbaubar sei, wenn es zu Netzerweiterungen komme. Am Ochsenkopf stehen 3,4 Hektar zur Verfügung, am Recyclinghof 4,2 Hektar.
Am Großen Ochsenkopf sieht die Planung nur eine Kapazitätsreserve für die Erweiterungen des Straßenbahnnetzes ins PHV und ins Neuenheimer Feld vor. Das reicht den Grünen nicht. "Wir wollen die Netzerweiterung nach Süden mit einer Ringbahn von Leimen über Wiesloch, Walldorf und Sandhausen, die Bahn ins Neuenheimer Feld, in die Altstadt und nach Weinheim, um die Probleme in den Griff zu bekommen", so Cofie-Nunoo.
Und wenn man den Nahverkehr nicht mehr nur auf Heidelberg zentriert betrachte, habe der Standort auf dem Areal an der Speyerer Straße eine ganz andere Zentralität, sagt Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner. Die Stadtentwicklung werde nach Südwesten voranschreiten.
Obwohl Patrick Henry Village noch nicht entwickelt ist, hat sich die Stadt in den letzten Jahren fast unbemerkt nach Südwesten ausgedehnt. Grafik: Grüne"Wir wollen nicht am faulen Kompromiss Großer Ochsenkopf festhalten, der nicht zukunftsfähig ist. Wir gehen jetzt in Vorleistung und überlegen eine Alternative, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu haben, wenn im Bürgerentscheid eine Verlagerung auf den Großen Ochsenkopf abgelehnt wird", so Steinbrenner.
Experten hätten seiner Partei bestätigt: Der Recyclinghof sei eine Alternative, auch wenn der nicht sehr tragfähige Untergrund Zusatzkosten verursachen würde, da er ein spezielles Fundament nötig mache.
Von der Montpellierbrücke bis zum Recyclinghof sei die Strecke einen Kilometer lang: "Wir sind überzeugt, dass ein Betriebshof dort schon 2025 in Betrieb gehen kann", sagt Steinbrenner. Nur wenn man dieses Projekt so schnell anpacke, könne man auch garantieren, dass PHV mit den ersten Bewohnern einen Straßenbahnanschluss habe.
Anders sieht man das bei der Stadt: Dort geht man davon aus, dass Planung und Bau einer Trasse mindestens zehn Jahre dauerten - sollte man Grundstückseigentümer enteignen müssen, auch länger. "Und wohin verlagern wir den Recyclinghof?", fragt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Durch die Lage am Stadtrand entstünden außerdem rund 150.000 Leerkilometer pro Jahr. "Das Airfield ist aus klimatologischer Sicht ein schlechter Standort", meint Odszuck. Selbst der BUND sei gegen eine Ansiedlung im Kirchheimer Feld, da sich der Umweltverband schon aus Artenschutzgründen gegen den geplanten Landwirtschaftspark ausgesprochen habe.
Als Nachteil für den Standort Recyclinghof führt Odszuck auch mögliche Altlasten im Boden an: "Am Ochsenkopf wissen wir genau Bescheid. Am Recyclinghof hat keiner untersucht, was sich im Boden befindet." Es handele sich um ein aufgefülltes Gelände - früher war dort eine Kiesgrube, die anschließend mit Hausmüll und Bauschutt verfüllt wurde. "Das lässt mich an der Standfestigkeit des Untergrundes zweifeln", so Odszuck.
Auf Luftbildern sei zudem zu erkennen, dass nur 25 Prozent der Gesamtfläche des Recyclinghofs versiegelt seien, man müsse für einen Betriebshof auch dort in die Natur eingreifen. "Zudem wissen wir nicht, ob es für einen Standort am Airfield eine Mehrheit im Gemeinderat gibt", sagt Odszuck.
Vor dem Beschluss zur Verlagerung des Betriebshofes von der Bergheimer Straße auf den Ochsenkopf waren die Grünen mit einem Antrag gescheitert, den Recyclinghof genauso gründlich wie die anderen beiden Standorte zu prüfen. Insgesamt hatte die Stadt zwölf Orte daraufhin untersucht, ob ein Betriebshof dort theoretisch möglich wäre - und nur einmal fiel diese Prüfung positiv aus: am Großen Ochsenkopf.
Warum der Heidelberger Betriebshof auf den Ochsenkopf soll
Redaktion, Kamera und Produktion: Reinhard Lask
Die Langversion des Interviews gibt es hier.
Warum der Heidelberger Betriebshof nicht auf den Ochsenkopf soll
Kamera: Marie Degenfeld, Reinhard Lask / Produktion: Reinhard Lask
Die Langversion des Interviews gibt es hier.