Von Maria Stumpf
Heidelberg. Es ist eine schöne Tradition und sorgt für weihnachtliche Atmosphäre – ist aber nicht mehr zulässig: In den öffentlichen Schulen der Stadt dürfen keine Weihnachtsbäume mehr aufgestellt werden. Es geht dabei nicht um echtes Kerzenlicht am grünen Baum. Es geht darum, dass ein Naturbaum im Bereich von Flucht- und Rettungswegen innerhalb des Schulgebäudes grundsätzlich eine "Brandlast" darstellt. Das zuständige Schulamt verweist auf die Brandschutzverordnung – doch nicht nur Eltern wundern sich darüber.
Die Stadt habe die Schulen – wie auch schon in den Jahren zuvor – gebeten, nach zulässigen Alternativen zu suchen, sagt Christine Teutsch, stellvertretende Leiterin des Amtes für Schule und Bildung. "Im Außengelände können die Schulen unter Berücksichtigung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen selbstverständlich Natur-Weihnachtsbäume aufstellen." Und statt Kerzenlicht an Adventskränzen könne LED-Beleuchtung verwendet werden. Die Stadt stehe in Verantwortung, darauf hinzuweisen, was gesetzlich vorgeschrieben sei.
Das heißt: Damit sich im Brandfall Feuer und Rauch nicht extrem schnell ausbreiten und die vorhandenen Flucht- und Rettungswege begehbar bleiben, müssen Brandlasten (Dekoration, Mobiliar und eben auch Weihnachtsbäume) in diesen Bereichen möglichst vermieden werden. Diese Brandschutzauflagen-Anordnungen zur Weihnachtszeit gelten seit 2014.
"Das alles ist uns ja nicht neu, und natürlich haben wir kein offenes Feuer am Weihnachtsbaum oder an Adventskränzen", wundert sich Anja Wyrwas, Leiterin der Heiligenbergschule, trotzdem. Sie wurde von Eltern auf den fehlenden Weihnachtsbaum in diesem Jahr angesprochen. Bislang sei die Brandschutzordnung "wohl nicht so genau genommen" worden. "Warum auch? Es geht um circa drei Wochen, in denen da ein Baum in der Schule steht. Und es ist ja nicht so, dass der alle Fluchtwege verstellt." Sie hält das Risiko für vertretbar. Einen Plastikbaum habe man nicht kaufen wollen.
Man sei sehr unglücklich darüber, dass die Kinder ihren Weihnachtsbaum nun nicht mehr gemeinsam schmücken und weihnachtliche Rituale damit verbinden könnten: "Der steht jetzt hinter Glas im Innenhof nur zum Angucken." Auch Stefanie Wall, Rektorin der Friedrich-Ebert-Grundschule, bedauert das Verbot und wundert sich, dass "jetzt plötzlich" ein erhöhtes Risiko bestehen soll. "Wir stellen den Baum halt draußen auf den Hof. Aber das ist was ganz anderes für die weihnachtliche Stimmung."
So machen das laut Regina Wehrle, bis vergangene Woche Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, auch andere Schulen in der Stadt. "Alle bedauern die Tatsache, dass in Schulen nicht mehr richtig Advent gefeiert werden kann." Sie sei über zehn Jahre als Elternvertreterin aktiv gewesen: "Jedes Jahr kommen neue Einschränkungen."
Auf den neu gewählten Gesamtelternbeirat – Andrea Dittmar, Antje Meiser und Steffi Groh – könnte somit bald eine Aufgabe zukommen: Regina Wehrle hält vielleicht ein Protestschreiben an die Stadt für angebracht, auch wenn diese Anordnung schon seit 2014 gilt.
Derweil wundern sich einige Eltern, dass im Rathaus der Stadt sehr wohl ein Weihnachtsbaum im Erdgeschoss aufgestellt wurde – und dort für weihnachtliche Atmosphäre sorgt. "Der Weihnachtsbaum hinter der Glasabtrennung im Eingangsbereich des Rathauses befindet sich in einem Raum mit einer aktiven Brandmeldeanlage", erklärt eine Stadtsprecherin hierzu nach Reaktionen auf der RNZ-Facebook-Seite. Es gebe mehrere Notausgänge in diesem Bereich. Der Baum stehe zudem nicht im Flucht- und Rettungsweg. "Da der Baum direkt gegenüber der Info-Theke des Bürgerservices steht, ist er permanent von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überwacht", so die Sprecherin.
Update: Montag, 9. Dezember 2019, 13.39 Uhr