Das Patrick-Henry-Village im Südwesten von Heidelberg. Foto: Kay Sommer
Heidelberg. (dns) Heidelberg boomt: Der Lebensstandard ist hoch, die Stadt ist die jüngste in Deutschland, hier gibt es mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer. Kein Wunder, dass die Universitätsstadt immer weiter wächst. Alleine zwischen 2011 und 2017 ist die Einwohnerzahl um rund 12.000 auf über 160.000 gestiegen. Der Trend wird anhalten: Neue Wohngebiete werden gerade geplant und gebaut - und an Menschen, die gerne herziehen würden, mangelt es nicht. Doch wann ist die Grenze erreicht?
Oberbürgermeister Eckart Würzner sieht sie bei 175.000 Einwohnern, wie er Ende 2018 im RNZ-Interview erklärte. Da stoße Heidelberg "definitiv an seine Wachstumsgrenzen". Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass diese Marke im Jahr 2035 erreicht wird. Das hat die jüngste Bevölkerungsprognose ergeben.
Bis dahin entsteht in der Bahnstadt noch Wohnraum für etwa 2600 Menschen mehr, auf den Konversionsflächen in der Südstadt für 2700. Auf das Hospital-Gelände in Rohrbach sollen 1000 Menschen ziehen. Die meisten Neubürger - vermutlich 10.000.- werden in den neuen Stadtteil ziehen, der in Patrick Henry Village entstehen soll.
Zu diesen großen Projekten kommen mehrere kleinere Gebiete, in denen nachverdichtet wird oder Flächen für die Wohnungen umgewidmet werden. Deshalb geht die Stadt vor allem in den nächsten sechs Jahren von einem starken Zuwachs aus: jährlich knapp 2200 neue Heidelberger. Danach erwartet man derzeit nur noch etwa 1000 Neubürger im Jahr. Bis 2035 würden dann etwa 25.000 Menschen mehr in Heidelberg leben als Ende 2018, so die Stadtverwaltung.
Tatsächlich dürfte die Zahl jedoch noch höher liegen. Denn die Bevölkerungsprognose basiert auf Zahlen des Melderegisters, das für Ende 2018 nur etwa 150.000 Heidelberger erfasst - das sind nur jene Menschen, deren offizieller Wohnsitz in der Stadt ist. Der Zensus 2011 hat dagegen höhere - und vermutlich realistischere - Zahlen ergeben. Demnach lebten am 31. Dezember 2017 laut Zensus bereits 160.601 Menschen in der Stadt, bis 2035 würden es entsprechend etwa 185.000 Einwohner.
Der hohe Zuwachs stellt die Stadt vor große Herausforderungen: Die Infrastruktur muss mitwachsen, die Schulen ausgebaut und modernisiert werden. Und vor allem muss man die Verkehrsprobleme in der Stadt in den Griff bekommen. Dabei könnte das Wachstum jedoch auch helfen. Denn aktuell pendeln täglich 63.000 Menschen nach Heidelberg.
Mit jedem Neubürger könnte sich diese Zahl reduzieren. Gleichzeitig zeigt der Wert jedoch, dass die neuen Wohnungen nicht annähernd reichen werden, um die Nachfrage zu bedienen. Die Mieten werden wohl trotzdem weiter steigen - und viele Menschen sich Heidelberg auch in Zukunft nicht leisten können.
Das weiß auch OB Würzner, wie er Ende 2018 im RNZ-Interview erklärte: "Nicht jeder, der hier arbeitet, kann hier leben. Zur Wahrheit gehört ja auch: Von Eppelheim oder Leimen ist man mit dem Fahrrad schneller im Neuenheimer Feld als von Schlierbach aus."