Ministerin Theresia Bauer darf im Kuratorium nicht mitarbeiten
Kuratorium der Portheim-Stiftung tagte - Alle Kandidaten für die Mitarbeit wurden abgelehnt - Wie geht es weiter?

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sollte Mitglied des Museumskuratoriums werden. Foto: Welker/Hentschel/Rothe
Von Anica Edinger
Diesen Termin haben sie sich vor Gericht erstritten: Am Montag tagte nach monatelangem Streit und zwei Verfahren vor dem Land- und dem Oberlandesgericht das Kuratorium der Portheim-Stiftung, Träger des Völkerkundemuseums im Palais Weimar.
Anlass für die Sitzung ist die Unterbesetzung des Gremiums, das eigentlich mindestens aus fünf Kuratoren bestehen sollte, aktuell aber nur aus dreien besteht: Kulturbürgermeister Joachim Gerner, Sparkassen-Vorstandsmitglied Siegbert Moraw und dem ersten Vorsitzenden Peter Koepff.
Vor dem Oberlandesgericht wurde vergangene Woche die einstweilige Verfügung revidiert, die die Stadt im April gegen Koepff vor dem Landgericht erwirkt hatte. Demnach ist es nicht rechtens, die Wahl eines bestimmten Mitglieds auf die Tagesordnung der Kuratoriumssitzung zu setzen.
Auch ein Sitzungsleiter müsse nicht ernannt werden - "nach Auffassung des Senats ist der erste Vorsitzende der natürliche Sitzungsleiter", erklärte Julia Kürz, Sprecherin des Oberlandesgerichts in Karlsruhe, auf RNZ-Anfrage. Damit wurden beide Punkte, die Kulturbürgermeister Gerner - der in Vertretung von Oberbürgermeister Eckart Würzner in dem Gremium sitzt - gerichtlich durchsetzen wollte, abgelehnt.
Auch interessant
Hintergrund
Das Völkerkundemuseum im denkmalgeschützten Palais Weimar in der Altstadt (Hauptstraße 235) speist sich aus den Sammlungen des Heidelberger Kristallographen Victor Goldschmidt. Dieser gründete 1919 die "Josephine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst",
Das Völkerkundemuseum im denkmalgeschützten Palais Weimar in der Altstadt (Hauptstraße 235) speist sich aus den Sammlungen des Heidelberger Kristallographen Victor Goldschmidt. Dieser gründete 1919 die "Josephine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst", die bis heute Träger des Museums ist. Im November 2016 entbrannte ein öffentlicher Streit. Anlass war ein RNZ-Artikel, in dem Museumsdirektorin Margareta Pavaloi den aus ihrer Sicht zu geringen Zuschuss der Stadt bemängelte. Seit Jahren bekam das Völkerkundemuseum nur 7350 Euro. Das Kuratorium stellte sich in einer Stellungnahme, die auch Kulturbürgermeister Joachim Gerner unterschrieben hatte, öffentlich gegen Pavaloi, während der Vorsitzende Peter Koepff im Urlaub war. Seither streiten sich die verbliebenen Kuratoriumsmitglieder Gerner, Moraw und Koepff - obwohl der Gemeinderat den städtischen Zuschuss mittlerweile auf 43.820 Euro in diesem und 73.000 im nächsten Jahr erhöht hat. Zwei weitere Kuratorinnen traten zwischenzeitlich zurück, Günther Reimann-Dubbers’ Amtszeit lief ab. Weil Gerner wie Moraw letzteren aber unbedingt wieder im Kuratorium haben wollten, erwirkte OB Würzner - der qua Satzung eigentlich im Kuratorium sitzt - eine einstweilige Verfügung vor dem Landgericht zur Wiederwahl von Reimann-Dubbers. Koepff legte Rechtsmittel ein - und bekam nun vor dem Oberlandesgericht Recht. ani
Nach der Niederlage vor dem Oberlandesgericht einigten sich die zerstrittenen Parteien - Gerner und Moraw auf der einen, Koepff auf der anderen Seite - auf einen Termin für die nächste Kuratoriumssitzung. Der einzige Punkt auf der Tagesordnung: Die Neuwahl von Mitgliedern, sodass das Gremium wieder handlungsfähig wird. Koepff hatte bereits im Februar dieses Jahres eine Liste mit potenziellen Kandidaten vorgelegt. Nur: Gewählt wurde davon am Montagabend kein einziger.
Koepff hatte Wissenschafts- und Kunstministerin Theresia Bauer für die Mitarbeit im Stiftungskuratorium angefragt. "Frau Bauer hat ihre Bereitschaft erklärt", berichtete Koepff der RNZ, "das ist eine große Ehre für unsere Stiftung." Die entsprechende E-Mail eines Bauer-Mitarbeiters liegt der RNZ ebenso wie dem Kulturbürgermeister vor.
Doch Gerner bezweifelte am Montagabend laut Sitzungsprotokoll, dass Bauer in ihrer Position als Ministerin genügend Zeit habe, sich um die Arbeit im Kuratorium zu kümmern. Überhaupt sei er erst nach einem persönlichen Gespräch mit der Ministerin bereit, ihrer Aufnahme zuzustimmen.
Gegen diese Forderung wehrt sich Koepff: "Es ist eine Peinlichkeit für die Stiftung, solche ehrenwerten Persönlichkeiten zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen", meint er. Mit zwei Gegenstimmen wurde Bauers Aufnahme schließlich abgelehnt.
Ebenso keine Mehrheit fanden die anderen Kandidaten, die Koepff vorgeschlagen hatte: Caterina Maderna, Professorin für Klassische Archäologie an der Uni Heidelberg, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Wissenschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen und ehemalige Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Unternehmer Günther Braus vom Verlag Edition Braus sowie Professor Thomas von Holst, Ex-Leiter der Universitätsfrauenklinik - alle vier ebenfalls mit 2:1 Stimmen abgelehnt. Gerner und Moraw stimmten jedes Mal dagegen - laut Sitzungsprotokoll, weil ihnen die vorgeschlagenen Personen allesamt unbekannt seien.
Moraw meinte am Donnerstag gegenüber der RNZ: "Es geht nicht um die Personen. Ich halte die ganze Wahl für nichtig." Schließlich habe auch Gerner am Montagnachmittag eine Liste mit eigenen Kandidaten an Koepff gesandt. Demnach sollten Günther Reimann-Dubbers, ehemaliges Kuratoriumsmitglied, Hans-Martin Mumm, Stadtrat der Grün-Alternativen Liste (GAL) und ehemaliger Leiter des Kulturamts, sowie Prof. Axel Michaels vom Südasien-Institut der Universität aufgenommen werden. Da Koepff diese Liste aber laut eigener Aussage vor der Sitzung nicht mehr erhalten hatte, ließ er die Kandidaten nicht zur Abstimmung stellen. Also beendete er sie nach gut einer halben Stunde - ergebnislos.
"Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll", sagt Koepff. Er ist sich aber sicher: "Wenn die Kandidaten von Moraw und Gerner durchgedrückt werden, sind Museumsdirektorin Margareta Pavaloi und ich bald Geschichte."