Von Micha Hörnle
Seit fast einem Jahr leitet Adrian Rehberger die Polizeiwache in Patrick Henry Village. Für ihn ein Traumjob, für den er sogar die SPD-Landtagskandidatur aufgab. Jetzt berichtete der 35-Jährige auf Einladung der Freien Wähler, wie sich seine Arbeit geändert hat, seitdem PHV zum Registrierzentrum wurde und der Flüchtlingsstrom abgeebbt ist.
Herr Rehberger, die RNZ hat zu Jahresbeginn Ihre Arbeit begleitet, damals war das Registrierzentrum in Patrick Henry Village noch frisch, und gut 5000 Leute wohnten hier. Wie hat sich Ihre Arbeit seitdem verändert?
Die Belegungszahl ist zwar auf 1500 bis 2000 zurückgegangen, aber die Arbeit in unserer Wache hat nicht ab-, eher zugenommen. Weil wir mehr Personal haben, haben wir auch eher die Zeit und die Möglichkeit, alles, was wir feststellen, aufzuklären, zu dokumentieren und zur Anzeige zu bringen. Früher war so viel los, dass wir wie die Feuerwehr nur kurz löschen konnten. Heute können wir alles abarbeiten und erfassen - von gefälschten Dokumenten über erschlichene Aufenthaltstitel bis hin zu allen Arten von Straftaten.
Was für Delikte bearbeiten Sie?
Ein Großteil der Arbeit machen illegale Einreise und Aufenthalt oder das Erschleichen von Aufenthaltstiteln aus, also Straftaten, die nur Flüchtlinge begehen können, aber auch Eigentumsdelikte. Im Gegensatz zum Jahresbeginn haben wir deutlich weniger Körperverletzungen. Unsere Präsenz zahlt sich aus: Wenn es einen Streit gibt, sind wir in zwei Minuten da, um ihn zu schlichten.
Man hört vom Drogenhandel auf der Neckarwiese. Ist Ihnen da etwas aufgefallen bei Ihrer Arbeit in Patrick Henry Village?
Wir verfolgen das sehr aufmerksam, aber bisher haben wir nur ganz weniger Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Denn dieser Deliktbereich ist nur sehr schwer aufzuklären: Wir kommen kaum an Informationen heran, Konsumenten geben ihre Dealer oft aus Angst nicht preis. Außerdem gelten für uns die Zimmer in PHV als normale Wohnungen, wir betreten sie also nur mit einem Durchsuchungsbefehl - außer, wenn Gefahr im Verzug ist. Uns ist wichtig, rechtsstaatlich ganz sauber vorzugehen. Generell werden ja auch die Bewohner am Eingang durch den Sicherheitsdienst durchsucht, das dürfte die Dealer zusätzlich abschrecken.
Gibt es besondere Schwerpunkte, was Delikte und Täter angeht?
Die Eigentumsdelikte sind im Grunde breit gestreut, aber Angehörige der Maghreb-Staaten fallen da schon deutlich auf. Wir hatten einmal ein Haus, in dem sich diese Leute und damit auch die Straftaten, darunter auch Körperverletzungen, konzentrierten. Diese Struktur mussten wir aufbrechen: Die Rädelsführer wurden dann durch das Regierungspräsidium in andere Unterkünfte verlegt, einige gingen auch in Untersuchungshaft.
Verstehen Sie das Unbehagen einiger Heidelberger, wenn sie sich auf der Neckarwiese nicht mehr wohlfühlen, weil dort einige Flüchtlinge kriminell geworden sind?
Diese Fälle gab es ja, und die Polizei hat mit dem Einsatz von viel Personal darauf reagiert. Aber generell ist das Sicherheitsempfinden etwas Subjektives und keine Sache der Statistik.
Nun hat sich das Registrierzentrum etabliert und funktioniert wohl ganz gut. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?
Die Bewohner sind viel kürzer da, oft nicht einmal einen Tag, um ihren Antrag zu stellen. Es ist also viel mehr Bewegung in Patrick Henry Village drin. Das macht es manchmal für unsere Arbeit schwer, den Aufenthaltsort der Personen festzustellen. Andererseits bekommen wir beim Registrierprozess auch viel mehr Fahndungstreffer.
Die Tage der Improvisation sind also mittlerweile vorbei?
Ja, die Situation hat sich deutlich gewandelt: Die Bedingungen für die Flüchtlinge sind auch viel besser geworden: Es gibt für alle fließendes Wasser, die Zimmer sind nicht mehr mit sechs oder acht, sondern mit drei oder vier Personen belegt. Die Verfahren sind viel strukturierter und die Flüchtlinge entspannter. In den ersten Wochen war für alle immer Land unter.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst, dem Regierungspräsidium und dem Betreiber European Homecare?
Sehr gut, vor allem mit dem Regierungspräsidium. Wir tauschen uns regelmäßig aus und reagieren schnell, wenn Bewohner gefährdet sind, etwa durch häusliche Gewalt. Oder wenn für Rädelsführer andere Quartiere gefunden werden müssen. Gut läuft es derzeit auch mit dem Sicherheitsdienst. Trotz der unterschiedlichen Aufgabenstellung ist eine gute Zusammenarbeit erforderlich. Problematisch ist jedoch nach wie vor, dass die Bewohner nur die Polizei als Autorität akzeptieren.
Jetzt könnten ja Heidelberger behaupten: Der Rehberger muss das sagen, er spielt die wahren Probleme herunter, weil niemand sie offen ansprechen will.
Das ist definitiv nicht der Fall, da kann man jeden Einzelnen auf der Wache fragen. Wir haben natürlich Leute, die immer wieder auffallen und schwere Delikte begehen, und damit gehen wir auch offen um. Aber mit dem Großteil der Bewohner haben wir nichts zu tun, sie sind völlig unauffällig.
Und wie gehen sie mit den "Stressmachern" um?
So, wie es unsere Aufgabe ist: Alle Straftaten werden konsequent erfasst, angezeigt und aufgeklärt. Da machen wir keine Unterschiede zwischen den Nationalitäten. Für uns gilt der Gleichheitsgrundsatz.