Heidelberger Stadtentwicklung: Was tut sich in den Campbell Barracks?

Der Karlstorbahnhof steht schon als Nutzer für die Heidelberger Südstadt fest – Außerdem hat eine kreative Bürogemeinschaft Interesse

22.04.2016 UPDATE: 24.04.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Die Heidelberger sind neugierig auf die ehemaligen US-Flächen - das bewies das Bürgerfest in den Campbell Barracks im Januar, zu dem Tausende Besucher kamen. Foto: Philipp Rothe

Von Steffen Blatt

Bei der Stadtentwicklung stehen in Heidelberg einige große Projekte an - und die Grünen wollen darüber reden. In mehreren Gesprächsrunden will man sich Gedanken machen, wie die Stadt in Zukunft aussehen könnte. Bei der Auftaktveranstaltung im Grünen-Büro im Landfriedkomplex ging es um die Campbell Barracks in der Südstadt.

Hintergrund

Bürgerforum am Mittwoch in der Pestalozzischule

ste. Bei einem Bürgerforum am Mittwoch, 27. April, werden erstmals Planungsentwürfe für einen Teil des das ehemaligen US-Areals Campbell Barracks - zwischen dem Paradeplatz und den westlich gelegenen

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Bürgerforum am Mittwoch in der Pestalozzischule

ste. Bei einem Bürgerforum am Mittwoch, 27. April, werden erstmals Planungsentwürfe für einen Teil des das ehemaligen US-Areals Campbell Barracks - zwischen dem Paradeplatz und den westlich gelegenen Stallungen - gezeigt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr in der Turnhalle der Pestalozzischule, Rohrbacher Straße 96 (Zugang über Römerstraße 77). Bereits ab 17.30 Uhr gibt es Infotische zu verschiedenen Themen in der Südstadt. Unter anderem werden Vertreter der MTV Bauen und Wohnen GmbH, des Stadtteilvereins sowie des Karlstorbahnhofs und der Kreativwirtschaft als künftige Nutzer vertreten sein.

Für das Gelände zwischen Paradeplatz und Stallungen hat die Stadt 2015 einen wettbewerblichen Dialog mit Investoren gestartet. Dabei erarbeiten die Interessenten zusammen mit der Verwaltung städtebauliche Lösungen. Beim Bürgerforum am 22. September 2015 wurde an der Formulierung der Aufgabenstellung für die Investoren gearbeitet. Drei sind noch im Rennen, deren "Entwurfszwischenstände" nun anonymisiert vorgestellt werden. Die Bürgerschaft hat am Mittwoch zum letzten Mal in diesem Verfahren die Möglichkeit, sich inhaltlich zu beteiligen. Die Planungsunterlagen können aber nicht wie sonst üblich vorab ins Internet gestellt werden (und auch nicht nach der Veranstaltung), da ansonsten Rückschlüsse auf Konzepte und Bieter möglich wären. Nach den Grundsätzen des Vergaberechts müssen diese Informationen anonym behandelt werden.

Die Rückmeldungen aus Politik und Bürgerschaft werden nach dem Forum an die Wettbewerbsteilnehmer weitergeleitet. Sie haben dann noch einmal bis Ende Mai Zeit, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Noch vor der Sommerpause will die Stadt geeignete Kandidaten auffordern, ein konkretes Angebot für den Kauf der Fläche abzugeben. Der Gemeinderat soll noch in diesem Jahr über die Vergabe entscheiden. Der Sieger des Wettbewerbs soll das Areal dann erwerben und auf Basis seines Entwurfs entwickeln.

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Das ehemalige US-Gelände mit dem markanten Torhaus an der Römerstraße und dem Paradeplatz dahinter soll ein "moderner, urbaner Raum" werden (Grünen-Stadtrat und Architekt Manuel Steinbrenner), mit gewerblicher Nutzung, Bildungseinrichtungen und Kultur. Auch Wohnungen sind vorgesehen, allerdings nicht als Schwerpunkt. Für einige Gebäude stehen die Nutzer schon fest, für andere gibt es Interessenten, manche Bauten sind noch "frei". Ins Torhaus etwa will eine private Hochschule einziehen, die Polizei wird das ehemalige Nato-Hauptquartier und zwei weitere Gebäude nutzen, an einem weiteren Block am Paradeplatz hat ein IT-Unternehmen Interesse.

Bereits beschlossen ist der Umzug des Karlstorbahnhofs in die ehemaligen Stallungen im Westen des Geländes. Darum war auch dessen Geschäftsführerin Ingrid Wolschin gekommen, um über ihre Vorstellungen am neuen Standort zu sprechen: "Wir haben neue Ideen und Konzepte, aber der Grundgedanke bleibt. Wir werden auch weiterhin keine Massenveranstaltungen machen. Unser Anspruch ist ein qualitativ hochwertiges Programm." Man wolle sich aber stärker als in der Altstadt für den Stadtteil öffnen. Durch das größere Foyer am neuen Standort seien auch Ausstellungen möglich und ein Café als Treffpunkt. Dass der große Vorplatz teilweise bebaut werden könnte, ist Wolschin hingegen nicht so recht. "Wir hätten gern einen Freiraum, den wir bespielen können", sagte sie - etwa mit einem Open-Air-Kino oder einem Afrika-Markt. Dass in den Seitenflügeln Raum für die Kultur- und Kreativwirtschaft geschaffen werden soll, begrüßt die Geschäftsführerin. So könne man zusammenarbeiten und sich gegenseitig befruchten. Auch Gastronomie hält Wolschin dort für unabdingbar.

Geht es ums Wohnen, ist sie etwas zurückhaltender. Denn Wolschin will um jeden Preis Konflikte mit Anwohnern verhindern, die sich über Lärm oder Verkehr zu später Stunde beschweren. "Das Wohnangebot muss so gestaltet werden, dass Leute hinziehen, die am Puls der Zeit leben wollen." Eröffnen soll der "neue" Karlstorbahnhof im Frühsommer 2018.

Ein möglicher Nachbar des Kulturhauses stellte sich ebenfalls bei der Grünen-Veranstaltung vor: Die Bürogemeinschaft "Tdrei" mit zwölf Firmen aus dem Bereich Technik und Design befindet sich derzeit noch in einem ehemaligen Druckereigebäude in der Weststadt. Doch die Kreativen brauchen mehr Platz und haben sich ein Gebäude im Süden der Campbell Barracks ausgeguckt. "Das wäre optimal für uns, vor allem, weil wir die angrenzende Halle als Werkstatt nutzen könnten", erklärte der Grafiker und Plakatkünstler Götz Gramlich. Die Kreativen wollen sich auch aktiv in die Entwicklung der Campbell Barracks einbringen. "Wir wären ein Magnet, der andere interessante Partner anlocken könnte", so Gramlich. Der Karlstorbahnhof etwa arbeitet jetzt schon mit einigen Partnern von "Tdrei" zusammen, und Wolschin kann sich weitere Kooperationen vorstellen. Die Bürogemeinschaft wartet aber derzeit noch auf eine konkrete Aussage der Stadtverwaltung, mit der es schon Gespräche gegeben hat. Denn ihr Wunsch-Gebäude liegt auf dem Gebiet um die ehemaligen Stallungen, für das die Stadt einen privaten Investor sucht (siehe Artikel rechts).

Für die Kreisvorsitzende der Grünen, Luitgard Nipp-Stolzenburg, ist es nun wichtig, dass die Entwicklung der Fläche von Beginn an als Einheit gedacht wird: "Einzelne Projekte dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern die Nutzer müssen sich als Nachbarn ergänzen und gegenseitig inspirieren."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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