Glänzende Noten für das Heidelberger Schloss

Beeindruckende Ergebnisse einer Umfrage - Viel mehr Erstbesucher, höchste Zufriedenheit - Tagestouristen geben in Heidelberg 50 Euro aus

30.11.2016 UPDATE: 01.12.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Nicht nur von der Stadt aus, sondern auch aus der Luft betrachtet ist das Heidelberger Schloss ein beeindruckendes Bauwerk. Im vergangenen Jahr wurde es von rund 1,16 Millionen Menschen besucht. Foto: Kay Sommer

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Gibt es für die touristische Bedeutung des Heidelberger Schlosses noch Steigerungsmöglichkeiten? Spektakuläres zeigte jedenfalls die jüngste Umfrage der "Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg": 62 Prozent der befragten Gäste sind Erstbesucher (2011: 37 Prozent), sie nehmen durchschnittlich eine Fahrt von fast 700 Kilometern (2011: 300 Kilometer) auf sich, um die berühmte Schlossruine zu sehen.

Damit nicht genug: Die Tagestouristen lassen durchschnittlich 50 Euro in Schloss und Stadt (eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 geht bundesweit von 31 Euro aus, die Tagestouristen ausgeben); mehr als 40 Prozent gehen noch außerhalb des Schlosses essen und einkaufen. Das Eintrittsgeld ins Schloss macht nur sieben Euro aus. "Die 55 Millionen Euro der Tagestouristen fließen zum großen Teil in den Wirtschaftskreislauf der Stadt", unterstrich Michael Hörrmann, Geschäftsführer der "Staatlichen Schlösser und Gärten". Heidelbergs Schlossbesucher - 2016 bis jetzt 1,02 Millionen - seien in besonderem Maße mit der Stadt verwoben, fand er.

Hintergrund

Ein Drei-Minuten-Film zeigt den Schlossbesuchern ab Frühjahr zum Abschluss ihrer Führung die Baugeschichte des Schlosses - von allen Seiten und im Vogelflug - zwischen der spätromanischen Burganlage um 1200 und der Zerstörung 1686/93. Bis dahin war ein prachtvolles

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Ein Drei-Minuten-Film zeigt den Schlossbesuchern ab Frühjahr zum Abschluss ihrer Führung die Baugeschichte des Schlosses - von allen Seiten und im Vogelflug - zwischen der spätromanischen Burganlage um 1200 und der Zerstörung 1686/93. Bis dahin war ein prachtvolles Renaissanceschloss entstanden, laut Michael Hörrmann "eine veritable Königsresidenz". Der Film basiert auf den Untersuchungsergebnissen des Bauhistorikers Julian Hanschke. Er ist jetzt schon im Internet unter www.schloss-heidelberg.de zu bestaunen. Ganz neu auch: eine 3-D-Rekonstruktion des Schlosshofes auf der Grundlage der Hanschke-Forschungen, die ebenfalls ab Frühjahr im Schlosshof per Smartphone abrufbar sein wird.

> Das Themenjahr 2017 des Landes lautet "Über Kreuz - Reformation und Gegenreformation in Klöstern und Schlössern" und wird am 2. April in Heidelberg eröffnet. Feste, Sonderführungen und Podiumsdiskussionen sind geplant. Man will darstellen, wie damals gelebt, geliebt, gekämpft und taktiert wurde. Die Stadt Heidelberg gilt als Höhepunkt, hier hat die Disputation Martin Luthers stattgefunden, hier wurde der Heidelberger Katechismus entwickelt. bik

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Hörrmann berichtete gestern bei einer Pressekonferenz im Schloss von Details der repräsentativen Umfrage unter 4150 deutschsprachigen Gästen in den 16 besucherstärksten Monumenten des Landes. In Heidelberg hatten sich knapp 600 Personen beteiligt. Beeindruckend sind die Zufriedenheitswerte der Schlossbesucher: 100 Prozent der regelmäßigen Besucher, aber auch 88 Prozent der Erstbesucher sind "äußerst" oder "sehr" zufrieden mit dem, was ihnen geboten wird; 97 Prozent der Erstbesucher wollen Heidelbergs Wahrzeichen weiterempfehlen, 64 Prozent haben die Absicht, wiederzukommen.

"Sozialistische Zahlen", so Hörrmann, gab es auch als Ergebnis bei der Frage nach den Führungen: 97 Prozent der Teilnehmer waren zufrieden. Noch besser schnitt da im Land nur das Schloss Weikersheim ab. "Sehr viel tägliche Kärrnerarbeit der Mitarbeiter" seien der Grund für dieses gute Ergebnis, fand Hörrmann.

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Warum Heidelberg in den Augen der Schlossbesucher so gut abschneidet, konnte er an keinem bestimmten Detail, etwa dem neu erbauten Besucherzentrum, festmachen. "Das gibt zwar ein schönes Entrée", meinte er, doch die wirkliche Faszination schrieb er dem Schloss selbst zu, das als Ruine eine besondere atmosphärische Dichte besitze. Deren Potenzial könne man mithilfe der guten Mitarbeiter noch besser herauskitzeln. Das freundliche Personal, das gute Shop-Angebot, die sauberen Anlagen und das gepflegte Gesamtbild würden sehr gelobt. Ein weiterer Grund für Hörrmann war, dass ganz Deutschland immer mehr als Ziel für Kulturtouristen wahrgenommen wird: "Wir surfen auf einer großen Woge."

Dabei hat das Heidelberger Schloss im Vergleich zu den anderen Monumenten des Landes ein ganz besonderes Besucherprofil. An erster Stelle wird das Angebot für Familien geschätzt, gefolgt vom kompetenten Personal und der "Geschichte zum Anfassen", die geboten wird. Über die Historie würden die Besucher gerne noch mehr erfahren. Als Reaktion auf diesen Wunsch der Besucher will die Organisation nun ihr Angebot abklopfen und, so Hörrmann, noch mehr darauf achten, Kindern ein gutes Vermittlungs- und Erlebnisangebot zu machen.

Jetzt schon sind viele Veranstaltungen im Schloss attraktiv für Familien. Dazu zählt Michael Bös, der Leiter der Schlossverwaltung, die offenen Türen beim "Frühlingserwachen", aber auch die Familienführungen, historische Spiele und Mitmach-Aktionen, etwa im Apotheken-Museum. Das Gartenfest im September zählte trotz Regenwetters 4500 Besucher. Größeren Kindern könnte auch die "Paille-Maille"-Bahn, ein historisches Spielfeld mit Holzspielgeräten auf den Schlossterrassen, gefallen.

Der Weihnachtsmarkt auf dem Schloss, der im letzten Jahr 60.000 Besucher anzog, wurde wegen der zu schützenden Fledermäuse abgesagt und teilweise auf den Ebert-Platz verlegt. Er beginnt dort heute. Hörrmann konnte gestern noch nicht sagen, ob es den Markt 2017 wieder geben wird. "Wir versuchen ernsthaft, andere Geländebereiche im Garten zu ertüchtigen." Dafür locken an den Wochenenden weihnachtliche Chorgesänge in den Schlosshof, die nächsten am 4. Dezember um 15 und 17 Uhr.

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