Dieser Taler soll die Bettensteuer in Heidelberg verhindern

Alternativkonzept von FDP und Freien Wählern - Schlossgäste sollen gezwungen werden, für 2,50 Euro eine Sonder-Münze zu kaufen

22.11.2016 UPDATE: 23.11.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Von Anica Edinger

Sieben Euro zahlen Erwachsene für den Eintritt ins Heidelberger Schloss. Geht es nach der den Gemeinderatsfraktionen der FDP und der Freien Wähler, könnte der Preis bald um 2,50 Euro ansteigen. Sie haben ein Konzept erarbeitet, das die Einführung einer "Bettensteuer" zum 1. Januar 2018 verhindern soll. Das entsprechende Papier, das noch nicht öffentlich vorgestellt wurde, liegt der RNZ vor.

Der "Heidelberger Schlosstaler" soll die Alternative zu der umstrittenen Abgabe in Höhe von fünf Prozent pro Übernachtung für privat reisende Touristen sein. Damit wollen die beiden Fraktionen das Hintertürchen nutzen, das der Gemeinderat offen gelassen hatte, als er im Juli auf Initiative der Fraktion der Grünen die Bettensteuer beschloss. Denn die Abgabe tritt nur dann automatisch ab 2018 in Kraft, wenn Hoteliers und Verwaltung unter Federführung von Heidelberg-Marketing nicht bis zum 1. Juni 2017 eine andere Einnahmequelle ausgemacht haben.

Hintergrund

rie. Einer Münze, die alle erwachsenen Besucher des Schlosses für 2,50 Euro erwerben müssen, erteilen die Staatlichen Schlösser und Gärten eine klare Absage. "Diesen Schlosstaler auszugeben, wäre in der Organisation so aufwendig, dass der gesamte Mehrwert aufgefressen würde",

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rie. Einer Münze, die alle erwachsenen Besucher des Schlosses für 2,50 Euro erwerben müssen, erteilen die Staatlichen Schlösser und Gärten eine klare Absage. "Diesen Schlosstaler auszugeben, wäre in der Organisation so aufwendig, dass der gesamte Mehrwert aufgefressen würde", sagte Geschäftsführer Michael Hörrmann gestern der RNZ. In dem von FDP und Freien Wählern erarbeiteten Konzept heißt es noch, dass dem Land keine Kosten entstünden, "da die Mitarbeiter an den Kassen des Schlosses diese Münzen mit den Eintrittskarten zusammen verkaufen". Dieser Einschätzung widerspricht Hörrmann: "Diese Abwicklung funktioniert so an unseren Kassen nicht."

Nichtsdestotrotz findet Hörrmann die Idee, den Gast auf "charmante Art und Weise und mit einem deutlichen Mehrwert zur Kasse zu bitten" grundsätzlich bedenkenswert. Und er sagt auch: "Wir sehen uns als guten Partner der Stadt Heidelberg." Im Tourismus könne man nur gemeinsam gewinnen. Man sei daher zu Gesprächen über andere Alternativen jederzeit bereit.

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Diese Einnahmequelle meinen FDP und Freie Wähler offenbar gefunden zu haben. Die Idee: Jeder Schlossbesucher über 16 Jahren muss mit der Eintrittskarte in Heidelbergs beliebteste Sehenswürdigkeit einen Schlosstaler für 2,50 Euro kaufen. Den kann er entweder als Erinnerung seines Besuchs behalten - oder in den Shops von Heidelberg-Marketing beim Souvenirkauf mit einem Gegenwert von zwei Euro einlösen.

FDP und Freie Wähler gehen dabei davon aus, "dass 70 Prozent der Touristen - vor allem der Tagestouristen - die Münze als schönes Andenken an Heidelberg behalten werden", heißt es in dem Entwurf. Die restlichen 30 Prozent der Münzen würden beim Souvenirkauf wieder in den Kreislauf zurückgeführt.

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So bringe der Schlosstaler dem städtischen Haushalt jedes Jahr Mehreinnahmen von 1,8 Millionen Euro. Geht diese Rechnung auf, wären dies rund 600.000 Euro mehr, als die Einführung der Bettensteuer bringen würde. Das Konzept der beiden Fraktionen würde damit eine entscheidende Bedingung des Gemeinderatsbeschlusses vom Sommer erfüllen: Das Alternativ-konzept muss mindestens jene 1,2 Millionen Euro einbringen, welche sich deren Befürworter von der Bettensteuer erhoffen.

FDP und Freie Wähler machen eine einfache Rechnung auf: Im Jahr 2015 besuchten 1,2 Millionen Menschen das Schloss - darunter eine Million über 16 Jahre. Die Herstellung einer Münze kostet zwölf Cent. Die Kosten für eine Million Münzen betragen also 120.000 Euro. Einmalig sollen außerdem 50.000 Euro in die Konzeption von Werbemaßnahmen investiert werden. Laut Konzept sollen zwei Euro aus den Einnahmen des Schlosstalers an die Stadt gehen, 50 Cent an das Land Baden-Württemberg - immerhin gehört das Monument dem Land und wird von ihm vermarktet und betrieben.

Schon die vergangenen Diskussionen um die Steuer in den gemeinderätlichen Gremien zeigten deutlich: FDP und Freie Wähler möchten gerne das Schloss - als Alleinstellungsmerkmal der Stadt und unangefochtener Besuchermagnet - in die Überlegungen um eine Alternative zur Bettensteuer einbinden. So machte FDP-Stadtrat Karl Breer bereits im Juli den Vorschlag, doch einen Euro auf den Schlosseintritt draufzulegen. Damit würde man auch die Tagestouristen zur Kasse bitten, die bei der einer Bettensteuer komplett außen vor blieben. Und das, obwohl gerade Tagesbesucher die touristische Infrastruktur in Heidelberg nutzen.

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