Der Gemeinderat besucht mit OB Eckart Würzner, Bürgermeister Joachim Gerner und Xenia Hirschfeld vom Gebäudemanagement der Stadt drei Wieblinger Schulen. Foto: Rothe
Von Stefan Meyer
Heidelberg. Es ist ein recht eigenwilliges Schauspiel, das sich bei einer Schulstättenbegehung abspielt. Da sind einerseits die Rektoren, die ihre Gäste zu den schlimmsten Ecken ihres Schulgeländes führen und die Lage möglichst dramatisch darstellen müssen. Da sind andererseits die Vertreter der Stadt, die ebenfalls den akuten Sanierungsbedarf betonen, ohne dabei zu vergessen, ausdrücklich auf das bereits Geleistete hinzuweisen. Und schließlich sind da noch die Gemeinderäte, Herren über den kommunalen Haushalt, die sich alles geduldig anhören - und sich insgeheim fragen, wie man das alles bezahlen soll.
So geschehen auch, als sich rund ein Dutzend Mitglieder des Gemeinderates in Wieblingen trafen, um die Johannes-Gutenberg-Schule (JGS), die Carl-Bosch-Schule (CBS) und die Marie-Baum-Schule (MBS) in Augenschein zu nehmen. So gut wie alle Schultypen sind hier vertreten, vom Technischen Gymnasium über die Berufsschule bis hin zur Sprachklasse für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 4000 Schüler besuchen hier den Unterricht. Angemessen beachtet fühlen sich die Schulen allerdings nicht. "Wir sind ein bisschen aus der Wahrnehmung draußen", betonte Rektor Martin Schmidt (JGS). Auch Schulleiter Eberhard Wolff (CBS) konnte sich eine Spitze in Richtung Gemeinderat nicht verkneifen: "Wir hatten mit mehr Gästen gerechnet." Immerhin waren sich alle Seiten insofern einig, als dass die öffentliche Hand in der Vergangenheit nicht völlig untätig blieb. "17 Millionen Euro wurden in den letzten 15 Jahren für die drei Schulen ausgegeben", berichtete Xenia Hirschfeld, die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements. An der MBS wurden erst kürzlich das Lehrerzimmer sowie das Untergeschoss renoviert, an der JGS entsteht gerade eine Fluchttreppe, und auch an der CBS tat sich was: Die Werkstätten und der Chemiesaal wurden erneuert, das Elektroniklabor wird gerade saniert.
Doch der Wunschzettel der Schulen ist lang. Insbesondere die MBS hat unter ihrem Erfolg zu leiden und platzt aus allen Nähten. Eine Klasse wurde an die Albert-Schweitzer-Schule ausgelagert, zudem mussten Räumlichkeiten von der CBS in Beschlag genommen werden. Ein bis in den späten Nachmittag dauernder Unterrichtstag sowie Wanderklassen sind dennoch unvermeidlich. "Das ist nicht schön, das bringt Unruhe rein", betonte Schulleiterin Jutta Köhler. An der JGS wähnt man sich personell ziemlich ausgelastet, hat aber obendrein noch das Problem, über einen unbrauchbaren Hörsaal zu verfügen. Der wurde 1962 gebaut und ist architektonisch durchaus ansprechend, verfügt aber über keine Heizung und ist seit 25 Jahren geschlossen. Der Grund: Asbest. "Man könnte ihn nicht so sanieren, dass er die Vorgaben erfüllt", erklärte Schmidt. Seine Empfehlung war eindeutig: "Absägen und weg." Auch die CBS hat derartige Härtefälle. Das Techniklabor stehe seit Jahren leer, da hier Wasser hereinlaufe. "Da ist Elektronik drin. Zu gefährlich", betonte Wolff. Das sei besonders ärgerlich, da die Schule ohnehin am Anschlag operiere: Gänge seien zugebaut, viele Räume zu klein, Maschinen stünden zu eng aneinander, es fehle an angemessenen Aufenthalts- und Küchenräumen und auch die an die MBS abgetretenen Räumlichkeiten verschärften die Situation zusätzlich.
Und dann sind da ja noch die Kellerräume. Die asbesthaltige Decke muss auf jeden Fall abgehängt und entsorgt werden, doch auch die löchrigen Betonwände machen Sorgen und werfen sogar Fragen nach der Statik auf - obwohl der Bau aus den siebziger Jahren stammt. "Man muss sich manchmal die Frage stellen, was wir für Standards haben", ärgerte sich Oberbürgermeister Eckart Würzner. Am Rande wurde auch die anliegende Neckarhalle thematisiert, ebenfalls ein echtes Sorgenkind. "Wir sind immer nur am Nachreparieren", betonte Hirschfeld und wagte schon mal eine unheilvolle Prognose: "Auch hier wird demnächst ein größerer Eingriff notwendig."
Zunächst einmal stehen jedoch andere Vorhaben im Vordergrund: Die Planungen für die Sanierung des CBS-Kellers laufen bereits, bei der MBS muss brandschutztechnisch nachgerüstet werden, und auch der ersehnte Anbau wird wohl kommen. Er soll westlich unterhalb des bisherigen Gebäudes entstehen. "Zahlen gibt es aber natürlich noch nicht", erklärte Hirschfeld. Zumal es jetzt auch auf den Gemeinderat ankommt: Der muss schließlich Platz im Haushalt schaffen, damit die Marie-Baum-Schule tatsächlich aufatmen kann.