Bis Oktober 2014 war der Alte Kohlhof ein Ausflugslokal. Nach monatelangem Gerangel mit der Stadt wollte die Hofbauer-Gruppe in dem Gebäude nun das Restaurant "oben2" eröffnen - samt vier Hotelzimmern. Foto: Alex
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Dass der Besitzer des Alten Kohlhofs, Michael Hofbauer, am Mittwochabend im nicht-öffentlichen Teil der Haupt- und Finanzausschusssitzung sprechen durfte, hat seinem Anliegen wohl kaum genutzt, eher im Gegenteil. Wie mehrere Ausschussmitglieder übereinstimmend berichten, nutzte Hofbauer seine zehnminütige Redezeit vor allem für Angriffe gegen die Verwaltung.
"Er wirkte sehr aggressiv", sagte ein Stadtrat am Donnerstag der RNZ, ein anderer: "Sein Auftreten war sehr arrogant und polemisch", ein dritter meinte nur: "Unterirdisch." Auch deswegen gab es nach der Rede kaum weitere Fragen an Hofbauer: "Wir haben uns alle nur betreten angeschaut." Ein Ausschussmitglied sagte: "Ich weiß nicht, mit welcher Zielsetzung er in den Ausschuss gekommen ist, vielleicht wollte er nur Dampf ablassen - zu Unrecht, wie ich finde." Ein anderer Stadtrat wundert sich, dass Hofbauer keine konstruktiven Vorschläge gemacht habe: "Wenn er angekündigt hätte, dass er dauerhaft ein Lokal betreiben würde, hätte er das Eis gebrochen. Aber da war nichts dergleichen."
Michael Hofbauer wiederum hatte darauf gehofft, auf offene Ohren zu treffen - oder wenigstens unvoreingenommen angehört zu werden, was aber nicht der Fall gewesen sei, wie er der RNZ sagte. Aber im Grunde sei ihm das vorher klar gewesen: "Ich wusste, dass ich vor einem Tribunal stehen werde." Und er ärgerte sich darüber, dass er um 18.30 Uhr geladen war, aber zweieinhalb Stunden warten musste, bis er in den Sitzungssaal vorgelassen wurde. Dort habe er dann versucht darzulegen, wie sich die Dinge auf dem Kohlhof in den letzten drei Jahren entwickelt haben, und er ist sich immer noch sicher: "Ich habe nichts falsch gemacht. Und ich habe die Stadt auch immer sofort über mein Vorgehen unterrichtet." Dies könne er auch belegen - und deswegen hat er auch den Stadträten vor der Sitzung eine ausführliche Dokumentation zugesandt. Das habe aber keiner zur Kenntnis genommen: "Mich wollte keiner anhören, die Meinungen sind doch alle längst vorgefasst."
Wohl am meisten regte die Stadträte die Behauptung Hofbauers auf, dass er ein Ausflugslokal nicht kostendeckend betreiben könne, was der aber durch ein Gutachten belegt sehen will. "Er wusste von den Auflagen. Und die fallen nicht einfach deswegen weg, weil man sie auf einmal nicht einhalten kann", meint ein Stadtrat. Ein anderer bestätigte, dass Hofbauer von Anfang an gewusst habe, dass er die Verpflichtung, die im Grundbuch eingetragen ist, erfüllen müsse: "Als Hofbauer auf dem Notariat seinen Kaufvertrag geschlossen hat, war ein Anwalt der Stadt Heidelberg zugegen, der ausdrücklich auf die Bedeutung des Grundbucheintrags hingewiesen hat." Wenn Hofbauer jetzt bestreite, dass der Grundbucheintrag ihn dazu verpflichte, ein Lokal zu betreiben, "dann ist das absolut nicht haltbar". Doch Hofbauer verweist weiter darauf, dass sich für ihn in den letzten Jahren die Rahmenbedingungen geändert hätten - vor allem durch den Verlust des Landguts Lingental und der allgemeinen Krise der Ausflugsgastronomie.
Zudem nehmen ihm die Stadträte nicht ab, dass er seit dem 15. Januar ein Lokal eröffnet hatte, wie es die Stadt in ihrem Ultimatum gefordert hatte: "Wie soll das gehen, ohne Tisch und ohne Theke?" Hofbauer kontert: "Hier ist alles da für eine Gastronomie", für sein Konzept brauche er keine große Küche. Das Restaurant sei tatsächlich offen, aber nach negativen Aussagen von OB Eckart Würzner habe es in der letzten Zeit keine einzige Reservierung gegeben. Immerhin hätten sich für Donnerstag 20 Personen angemeldet. Da Hofbauer nach wie vor keine Konzession hat, will er den Gästen den Wein gratis ausschenken.