Von Steffen Blatt
Ladislaus Ludescher ist Doktorand und Dozent am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg. Amerikanische Geschichte und Kultur ist sein Spezialgebiet - und der 32-Jährige ist großer Science-Fiction-Fan. Gestern Abend hielt er in der Neuen Universität einen Vortrag über die sozio-kulturellen Einflüsse des Star-Wars-Epos. Vorher traf ihn die RNZ zum Interview.
Sie haben sich unter anderem mit dem Einfluss von Star Wars auf Sprache beschäftigt. Wo kann man die feststellen?
Der Satz "Ich bin Dein Vater" aus Episode V ist sicherlich eines der großen Zitate der Filmgeschichte und mindestens so bekannt wie "Ich seh Dir in die Augen, Kleines" aus "Casablanca" oder "Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann" aus "Der Pate". Daher wird es in vielen anderen Kontexten benutzt, weil fast jeder die Anspielung versteht, wenn der Darth-Vader-Satz mit entsprechender Intonation und Gestik ausgesprochen wird.
Auch auf die politische Sprache hat die Filmreihe Einfluss genommen.
In den 1980er Jahren startete die US-Regierung das SDI-Programm. Dabei wollte man mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen durch ein System ausschalten, das im Weltraum stationiert sein sollte. In der Öffentlichkeit wurde es schnell als "Star Wars" oder im deutschsprachigen Raum als "Krieg der Sterne" bezeichnet. Die Politiker haben diese Begriffe dann sogar übernommen.
Wirtschaftlich ist Star Wars nicht nur an der Kinokasse erfolgreich, sondern auch in den Spielzeugläden.
Das Merchandising ist heute allgegenwärtig, fast jeder Bereich wurde erschlossen. Star Wars war auch hier Vorreiter. Mit dem ersten Film 1977 ging das Geschäft mit Actionfiguren zum ersten Mal richtig los. Zum Start der zweiten Trilogie 1999 gab es dann den Vertrag mit Lego. Auch durch diese und andere Kooperationen, etwa mit "Herr der Ringe", "Indiana Jones" oder mit den Comicverlagen Marvel und DC Comics wurde das Unternehmen immer größer und konnte schließlich Mattel als Weltmarktführer ablösen.
Ladislaus Ludescher. Foto: privat
Wie sieht es in der Politik aus?
Da gibt es viele kuriose Anekdoten. Barack Obama hat sich in einem Interview einmal die Jedi-Fähigkeit der Gedankenmanipulation gewünscht, als es um schwierige Verhandlungen mit den Republikanern ging. Auch werden politische Gegner gerne als Darth Vader bezeichnet oder Diktatoren so dargestellt. Obama wird im Internet - je nach politischem Lager - immer wieder als böser Vader oder guter Jedi-Ritter abgebildet. Und in der Ukraine gab es einen Präsidentschaftskandidaten, der für die Internetpartei antreten wollte - mit dem Namen Darth Vader und natürlich im entsprechenden Kostüm. Er wurde allerdings ausgeschlossen, weil er seinen wirklichen Namen nicht preisgeben wollte. Am Ende stellte sich heraus, dass der Mann ein Hacker ist, der vom FBI wegen Kreditkartenbetrugs gesucht wird.
Beim Fan-Kult gibt es Parallelen zu anderen Produktionen, etwa Star Trek. Bei der Ökonomie allerdings liegt Star Wars einsam an der Spitze. Warum ist das so?
Dazu fällt mir ein Satz aus Goethes "Faust" ein: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Wenn man sich also breit aufstellt und ganz unterschiedliche Interessen bedienen kann, kann man auch ein breites Publikum ansprechen - und das gelingt Star Wars besser als etwa Star Trek. Es gibt große Actionszenen, eine Prise Humor, Romantik und liebenswerte Figuren, mit denen man sich leicht identifizieren kann, etwa den "Bauernjungen" Luke Skywalker oder Chewbacca und die Droiden R2-D2 und C-3PO. Auch die klassischen Märchenelemente, wie etwa der alte Streit zwischen Gut und Böse, den Rebellen und dem Imperium, sind ergiebig.
George Lucas hat also eine universelle Geschichte erfunden?
Genau. Er hat sich auch durch verschiedene Vorlagen aus der Literatur- und Filmgeschichte inspirieren lassen. Nicht umsonst wird Star Wars als "Epos" bezeichnet. Als ältestes gilt das Gilgamesch-Epos, das unter anderem die Frage nach der Unsterblichkeit thematisiert. In einer Szene in Episode III zwischen dem Imperator, der sich noch nicht zu erkennen gegeben hat, und Anakin Skywalker, der später zu Darth Vader wird, spielt dies beispielsweise ebenfalls eine Rolle. Die Jedi-Ritter wiederum erscheinen als Heroen, wie man sie auch in der "Odyssee" oder der "Ilias" findet.
Können wir etwas von Star Wars lernen?
Die Botschaft, dass das Gute am Ende doch siegt, ist sicher bemerkenswert. Auch der Wechsel von Anakin Skywalker zur dunklen Seite ist ja nicht das Ende der Geschichte. Am Ende entwickelt er doch wieder positive Gefühle, bereut und rettet seinem Sohn Luke das Leben. Dass man mit aufrichtiger Reue einen Weg zurück in die Gemeinschaft finden kann, ist auch eine zutiefst christliche Botschaft.
Was erwarten Sie vom neuen Star Wars-Film? George Lucas ist ja durch den Verkauf seiner Rechte an Disney nicht mehr direkt beteiligt.
Von dem neuen Team um Regisseur J.J. Abrams verspreche ich mir frische Impulse für das Star Wars-Universum. Vielleicht gibt es eine ähnlich große Überraschung wie in Episode V, als sich herausstellte, das Darth Vader Lukes Vater ist - gerade weil um die Story so ein Geheimnis gemacht wurde.
Zum Schluss die ultimative Fan-Frage: Welche Filme sind besser, die alten oder die neuen?
Schwierig. Ich denke, es kommt darauf an, welche man zuerst gesehen hat. Beide Trilogien haben etwas für sich, wobei die alte meiner Meinung nach mehr Charme hat. Die Beziehungen und Spannungen zwischen den einzelnen Figuren sind dort vielschichtiger. In den neuen Filmen waren wiederum durch die Tricktechnik neue Dinge möglich, etwa ein Schwertkampf mit Yoda. Viele sagen allerdings, dass durch die vielen Computereffekte der Charme verloren gegangen ist, weil alles zu künstlich wirkt.